02.06.2016 Aufrufe

OCEAN7 2007-11

In dieser Ausgabe: Wenn Senioren segeln - ein ungewöhnlicher Törn von der Karibik nach Mallorca! Außerdem eine Reportage von einer sehr stürmischen Regatta quer durch das herbstliche Mittelmeer.

In dieser Ausgabe: Wenn Senioren segeln - ein ungewöhnlicher Törn von der Karibik nach Mallorca! Außerdem eine Reportage von einer sehr stürmischen Regatta quer durch das herbstliche Mittelmeer.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

people<br />

41<br />

Unnerröck an Bord - dat gifft<br />

Malheur“, sagte man(n)<br />

in grauen Vorzeiten über<br />

Frauen an Bord, nannte sie<br />

gar „Dwarsmiecher“ (Quertreiber).<br />

Gab es dafür denn Gründe? Und vor<br />

allem: Warum werde ich noch heute<br />

häufig von Segelkameraden mit den<br />

(scherzhaften?) Worten „Oje, eine<br />

Frau, na hoffentlich geht das gut!“<br />

begrüßt? Das wollen wir uns doch<br />

einmal näher ansehen.<br />

Aberglaube als Erklärung<br />

Monatelang waren Segelschiffe früher<br />

unterwegs, ohne ein Stück Land zu<br />

sehen. Seefahrer litten Hunger und<br />

Durst und kämpften gegen Krankheiten<br />

wie Skorbut. Sie fuhren tatsächlich<br />

meistens in die Ungewissheit,<br />

gutes Kartenmaterial war selten, die<br />

Angst von der Erdenscheibe zu fallen<br />

groß. Jedes Naturphänomen vom<br />

Neu- bis zum Vollmond, vom Sturm<br />

bis zur Windstille musste erklärbar<br />

gemacht werden, um nicht verrückt zu<br />

werden. Dabei behalf man sich der oft<br />

unglaublichsten Geschichten und fand<br />

auch immer einen Schuldigen für aufgetretenes<br />

Unglück, einen so genannten<br />

„Jonas“. Oftmals mussten auf See<br />

Frauen für diese Rolle herhalten.<br />

Eine noch harmlose Erklärung lautet,<br />

die Frau lenke zu sehr ab. Paul<br />

Heims berichtet in seinem Buch<br />

„Kraken / Monster / Seemannsgarn“:<br />

„Vereinzelte Frauen gelten im Allgemeinen<br />

nicht als angenehme Fracht.<br />

Sie hindern den Seemann. Er muss<br />

in mancher Weise Rücksicht auf sie<br />

nehmen. Sie werden auch leichter<br />

seekrank. Wenn der Kapitän gar seine<br />

Frau an Bord hat, dann lässt er es aus<br />

Besorgnis um sie möglicherweise an<br />

der nötigen Schneidigkeit und Entschlossenheit<br />

fehlen. Daher bedeuten<br />

sie Unglück und stehen in der Tat in<br />

einem Ruf, der nicht schlechter sein<br />

kann.“<br />

Sogar vom Land aus können Frauen<br />

angeblich bösen Einfluss auf Seefahrer<br />

und ihr Schicksal nehmen! Eine<br />

Erklärung für Windstille lautete, dass<br />

Teil 01<br />

Von Mythen und gängigen<br />

Vorurteilen<br />

die Ehefrauen der Matrosen beim Abschied<br />

heimlich (unsichtbare!) Leinen<br />

am Schiffsbug befestigt hätten und an<br />

diesen ziehen würden, um ihre Männer<br />

zurückzubekommen. Und für<br />

Stürme waren sie sowieso verantwortlich:<br />

„Übernatürliche Winde rufen sie<br />

herbei, die die Schiffe versenken und<br />

die Männer ertränken.“ (Zitat aus<br />

Peter Noble, Ros Hogbin: „Mentale<br />

Stärke auf See“, Beitrag von Hogbin<br />

„Der Platz einer Frau ist am Steuer“.)<br />

Und warum denn nun Katzen? Nun,<br />

Freya - Herrscherin über den Mond<br />

mit seinem Einfluss auf Wetter und<br />

Wind (s. Kasten nächste Seite) - fuhr<br />

in der Überlieferung in einem Wagen,<br />

der von Katzen gezogen wurde. Und<br />

Pfarrer? Das ist einfach: Die kämpfen<br />

gegen den Teufel und der Teufel gegen<br />

sie – und den sicheren Verlierer dieses<br />

Wettkampfs will man lieber nicht an<br />

Bord seines Schiffes haben.<br />

Schnittblumen endlich erinnern zu<br />

sehr an das Land und an den Tod …<br />

Die Frau – das (noch<br />

immer?) unbekannte<br />

Wesen<br />

Wir leben in einer aufgeklärten Zeit<br />

und können mittlerweile fast alles<br />

naturwissenschaftlich erklären.<br />

Frauen werden garantiert nicht öfter<br />

seekrank als ihre männlichen Kameraden,<br />

sie fahren sogar einhand um<br />

die Welt. Warum hält sich dennoch<br />

der hartnäckige Spruch, dass Frauen<br />

auf dem Schiff Unglück brächten?<br />

Dazu finden sich leider keine wissenschaftlichen<br />

Erklärungen, ich kann<br />

daher nur (zugegeben etwas provokante)<br />

Vermutungen anstellen …<br />

Wilhelm Busch hat einmal gesagt:<br />

01 sTilvoll. Frühstück mit damen an bord einer<br />

segelyacht – unter schwierigen umständen.<br />

holzstich um 1880.<br />

02 Hoffnungsvoll. Wassersportlerinnen um 1890.<br />

Quellen<br />

– Paul g. heims und michael Kirchschlager:<br />

Kraken/monster/seemannsgarn. legenden und<br />

aberglauben auf hoher see,<br />

verlag: Festa; auflage: 1 (oktober 2006), 254 seiten<br />

– Peter noble und ros hogbin:<br />

mentale stärke auf see. aus seglererfahrungen lernen,<br />

verlag: heel (Januar 2002), 152 seiten<br />

– www.marine-und-mehr.de/index.php<br />

02

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!