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OCEAN7 2007-11

In dieser Ausgabe: Wenn Senioren segeln - ein ungewöhnlicher Törn von der Karibik nach Mallorca! Außerdem eine Reportage von einer sehr stürmischen Regatta quer durch das herbstliche Mittelmeer.

In dieser Ausgabe: Wenn Senioren segeln - ein ungewöhnlicher Törn von der Karibik nach Mallorca! Außerdem eine Reportage von einer sehr stürmischen Regatta quer durch das herbstliche Mittelmeer.

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evier<br />

33<br />

hatten. „Ich fahre Franklin suchen“<br />

wurde zum Synonym für „Ich suche<br />

nach dem Nordpol“.<br />

Da solche Expeditionen einiges an Geld<br />

verschlangen, wollte die Admiralität<br />

schließlich die Suche einstellen – aber<br />

man hatte nicht mit Lady Franklin gerechnet!<br />

Auch wenn sie in ihrem Herzen<br />

gewusst haben musste, dass ihr Ehemann<br />

nicht mehr leben konnte, so kämpfte<br />

sie doch verbissen für die Weiterführung<br />

der Suchaktionen, bettelte bei<br />

Freunden und Bekannten, Unternehmen<br />

und Zeitungen um Geld und stellte<br />

so eigene Suchexpeditionen zusammen.<br />

Leider ohne Erfolg: Franklin blieb verschwunden.<br />

Durch die Suche nach ihm wurden<br />

sehr viele weiße Flecken von den<br />

Landkarten getilgt. Man kartographierte<br />

und vermaß, was das Zeug hielt.<br />

Lady Franklin erhielt darum 1860 die<br />

Goldmedaille der Royal Geographical<br />

Society. Sie blieb lange Jahre in Arktiskreisen<br />

eine wichtige Gestalt und ihr<br />

Rat war gefragt. Kurz nach ihrem Tod<br />

1875 wurde in der Westminster Abbey<br />

ein Denkmal für ihren Ehemann enthüllt<br />

mit der Inschrift:<br />

„Nicht hier! Im kalten Norden ist dein<br />

Leib gebahrt/Und Du, mein Seglerheld/<br />

Bist glücklich nun auf Deiner letzten<br />

Fahrt/Zum Pole einer andern Welt.“<br />

Erst 1980 lüfteten zwei nordamerikanische<br />

Forscher einen Teil des Geheimnisses<br />

Franklins. Sie exhumierten drei<br />

auf der Beechey-Insel begrabene Tote.<br />

Die Autopsie ergab einen sehr erhöhten<br />

Bleigehalt. Wahrscheinlich stammte<br />

das Blei von den Konserven, die die<br />

Franklin-Expedition als Proviant mitführte.<br />

Symptome einer Bleivergiftung<br />

sind Lethargie, Wahnzustände sowie<br />

ein allgemeiner geistiger Verfall. Das<br />

und Skorbut könnten die Ursachen für<br />

die Katastrophe gewesen sein. Was das<br />

Schicksal von Franklin selbst oder etwa<br />

seiner Schiffe betrifft, so rätselt man<br />

noch heute, wo sie sich befinden. Auch<br />

seine Aufzeichnungen wurden noch<br />

nicht entdeckt. Die 1980 durchgeführte<br />

Untersuchung ergab, dass die meisten<br />

von Franklins Männern an der Westküste<br />

der King-William-Insel gestorben<br />

sind – und, wie verräterische Messerschnitte<br />

auf den längeren Knochen der<br />

exhumierten Skelette zeigten, Kannibalismus<br />

betrieben haben.<br />

Ein ganz besonderes Denkmal wurde<br />

Sir John Franklin wohl in dem Roman<br />

„Die Entdeckung der Langsamkeit“<br />

von Sten Nadolny gesetzt. Dieses Buch<br />

gehört in jedes Bücherschapp eines lesenden<br />

Seglers!<br />

Expeditionen heute:<br />

imDienst der Umwelt<br />

Die „TARA“ ist ein französisches Forschungsschiff,<br />

das bereits Fahrten an<br />

den Küsten von Grönland, Südgeorgien<br />

und Patagonien unternommen hat<br />

und derzeit als Eisdriftstation eingesetzt<br />

wird. Die achtköpfige Besatzung unter<br />

Etienne Bourgois hat am 5. September<br />

2006 das Boot gut 800 Kilometer nördlich<br />

des sibirischen Tiksi absichtlich im<br />

Packeis einfrieren lassen. Von dort aus<br />

will die Expedition 2.000 Kilometer mit<br />

dem Eis nach Westen treiben, bis es 2008<br />

bei Spitzbergen wieder freikommt.<br />

Die Expeditionsmitglieder sollen<br />

die Auswirkungen des Klimawandels<br />

untersuchen. Dazu gehören meteorologische<br />

Beobachtungen, eine Bestimmung<br />

der Strahlungsbilanz, Messungen<br />

von Wassergehalt, Dichte und<br />

Dicke der Schneeschicht, sowie der<br />

Dicke der Eisschollen. Die Wasserschichten<br />

werden auf Temperatur und<br />

Salzgehalt bis in 4000 Meter Tiefe untersucht.<br />

Wenn möglich, sollen auch<br />

Vögel beobachtet werden, vor allem<br />

die vom Aussterben bedrohten Elfenbeinmöwen.<br />

Außerdem sollen die<br />

Gesänge und Ultraschall-Klicks von<br />

Walen registriert werden.<br />

Detail am Rande: Die „Tara“ gehörte<br />

unter dem Namen „Seamaster“ dem<br />

bekannten neuseeländischen Sportsegler<br />

Sir Peter Blake, der im Dezember<br />

2001 auf dem Schiff während<br />

einer Expedition im Amazonas-Delta<br />

von Flusspiraten ermordet wurde.<br />

Das 36 Meter lange und zehn Meter<br />

breite Segelboot hat einen runden<br />

Rumpf, der beim Einfrieren im Eis<br />

nach oben gedrückt wird und auf dem<br />

Eis aufsitzt.<br />

Exklusiv für <strong>OCEAN7</strong>-Leser hier ein Statement<br />

vom 27. September <strong>2007</strong> direkt von der TARA!<br />

Tara‘s location 85° 17’ 44” 3° 50’ 12”<br />

Day of the mission 388th day<br />

Drifting since 24h <strong>11</strong>.1 Km<br />

Drifting since 7d 569.9Km<br />

T°C -<strong>11</strong>.75 °C<br />

Pressure<br />

1002.8 hPa<br />

On the 3rd of September, Tara celebrated her<br />

first year drift. She has covered 3,400 km<br />

with an average speed of 9.3 kilometres per<br />

day which represents 1,400 km in a straight<br />

line. Based on this average, Tara should exit<br />

the pack ice in February 2008 at 80°North.<br />

As the drift’s speed will increase when approaching<br />

the Fram Strait, between Greenland<br />

and the Spitzberg archipelago, Tara<br />

should reach 80°North between the 15th of<br />

December <strong>2007</strong> and the 15th of January<br />

2008. The exit from the ice risks being very<br />

perilous!<br />

During her long journey, Tara went past<br />

160 km from the geographic North Pole by<br />

88°32’ North on the 28th of May <strong>2007</strong>. Tara<br />

is thus the imprisoned boat in the ice that<br />

has reached the most northern position in<br />

the world.<br />

After a one year drift, one has to admit that<br />

Tara has held. „During the pressure episodes,<br />

we could feel the ice’s strength. It<br />

pressed into the boat and made its structure<br />

vibrate at each movement“ says Grant Redvers,<br />

the expedition chief. „We inspected<br />

regularly the boat’s plating and the welding,<br />

inside and outside and nothing indicates<br />

that the hull was cracked or had a hole.“<br />

Bringing together science, technology, education<br />

and communication, Tara Arctic is a<br />

great human adventure of which the aim is<br />

to raise the planet’s citizen’s awareness on<br />

the importance of ecological equilibriums.<br />

To follow the Tara Arctic expedition, visit our<br />

website at www.taraexpeditions.org. A log<br />

book, photographs and videos are sent daily<br />

by the crew of ten people onboard Tara.

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