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OCEAN7 2007-11

In dieser Ausgabe: Wenn Senioren segeln - ein ungewöhnlicher Törn von der Karibik nach Mallorca! Außerdem eine Reportage von einer sehr stürmischen Regatta quer durch das herbstliche Mittelmeer.

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egatta<br />

<strong>11</strong>7<br />

Unterschiede ziehen sich an<br />

Da sind wir nun alle auf der<br />

HR 48 „Carlana“ in der Marina<br />

von Zadar versammelt.<br />

Unterschiedlicher können die Charaktere<br />

wohl nicht mehr sein. Darf ich<br />

vorstellen? Der Yacht-Eigner, ein erfolgreicher<br />

Geschäftsmann aus Oberösterreich,<br />

von der Crew liebevoll<br />

„der Chef“ genannt. Der Installateur<br />

Helmuth aus Bayern, der aussieht wie<br />

ein gemütlicher Großvater (in Wirklichkeit<br />

aber sehr jung geblieben ist),<br />

befüllt dynamisch die Diesel- und<br />

Wassertanks und kümmert sich gleichzeitig<br />

um frisches Brot und Gemüse.<br />

Dann gibt es da noch Tommy, der auf<br />

dem Vordeck herumturnt, um Segel<br />

und Schiff zu warten und Johannes,<br />

der gerade ein halbes Jahr auf einem<br />

Segelboot in Griechenland verbracht<br />

hat – und daher selbst schon aussieht<br />

wie ein halber Grieche (und uns mit<br />

seinen Wetter- und Geographiekenntnissen<br />

in der griechischen Inselwelt<br />

eine große Hilfe sein wird). Und dann<br />

bin da noch ich, die „Dame von der<br />

Presse“, die schon einige Aufregung<br />

verursacht hat. (Die Frage „wo legen<br />

wir die Dame hin?“ hatte auf dem<br />

Schiff im Vorfeld zu einigen diplomatischen<br />

Verwicklungen geführt.)<br />

Die Yacht wurde noch von keinem Anwesenden<br />

richtig gesegelt, Regattaerfahrung<br />

hat nur Tommy, der in seinen<br />

wildesten Jahren den Attersee unsicher<br />

gemacht hat. Und den Eckercup? Den<br />

kennen alle nur vom Hörensagen. Wir<br />

sind also ein Team von Newcomern,<br />

zusammengewürfelt vom Schicksal,<br />

das Schiff über 20 Tonnen schwer.<br />

Chancen rechnen wir uns da gleich<br />

gar nicht aus. „Wir machen nur eine<br />

Überstellung“, meint der Chef denn<br />

auch. Dass wir Hightech-Laminatsegel<br />

fahren, das scheint da kein Widerspruch<br />

zu sein.<br />

Bekannt wie ein<br />

bunter Hund<br />

Daran muss man sich auch erst einmal<br />

gewöhnen: auf dem Weg vom Schiff<br />

zur Toilette durch die Marina werde<br />

ich bald von jedem erkannt und angesprochen.<br />

<strong>OCEAN7</strong> auf diesem Event<br />

so richtig bekannt zu machen, diese<br />

Idee scheint aufzugehen. Bald wird<br />

die Dame von der Presse mit „Hallo,<br />

Ocean!“ begrüßt. Segler sind ja von<br />

Natur aus ein eher vertrauliches und<br />

mitteilsames Volk und schon in den<br />

Tagen vor dem Start habe ich so viel<br />

Material angesammelt, dass ich damit<br />

eigentlich mehrere Bücher füllen<br />

könnte. Geht aber leider nicht, denn<br />

nach jeder Geschichte höre ich den<br />

Satz „das bleibt aber unter uns“. (Jedem,<br />

der die Geschichten trotzdem<br />

hören will, rate ich, sich in irgendeine<br />

Hafenkneipe zu setzen und eine Runde<br />

Bier auszugeben.)<br />

Spannender als die<br />

eigene Hochzeit<br />

Dann geht es los. Noch bis eine Stunde<br />

vor Abfahrt wird gerätselt, in welche<br />

Richtung denn nun gestartet wird,<br />

denn bekanntlich starten Regatten ge-<br />

Wo liegen wir eigentlich?<br />

Beste Schlafstelle in einem Schiff ohne Leesegel: auf dem<br />

Salonboden eingeklemmt zwischen Tisch und Bank. Da<br />

landet man nicht auf dem Boden, denn da ist man schon<br />

UND man bekommt alles mit, was im Cockpit so gesprochen<br />

wird. Teilweise konnte ich dadurch vor lauter Lachen nicht<br />

einschlafen. Nach der unerwarteten Platzierung unter den<br />

ersten zehn nach der ersten Etappe wurden wir nämlich<br />

übermütig und besonders in der Wache von Tommy und dem<br />

Chef kam es zu denkwürdigen Dialogen wie zum Beispiel<br />

dem folgenden:<br />

Chef: Geh, Tommy, sollten wir nicht reffen? Passt du eh auf die<br />

Segel auf? Wo liegen wir jetzt eigentlich?<br />

Tommy: Meine Frau hat im Internet nachgesehen, wir sind<br />

an 56. Stelle.<br />

Chef (düster): Was? Das kann doch gar nicht sein? Ist die<br />

Segelstellung ideal, Tommy? Sollen wir nicht ein bisschen<br />

fieren?<br />

Hannes, der Chefmathematiker der „Carlana“: Die Liste im<br />

Internet stimmt ja nicht! Da muss man noch die erste Etappe<br />

dazurechnen und die Yardstickzahlen!<br />

Chef: Ach so! Rechne das doch mal schnell durch, Hannes!<br />

Das ist nämlich zu weit hinten. Was können wir da noch<br />

machen?<br />

Tommy: Warte, ich rufe noch einmal die Heidi an und frage,<br />

wo unser Fähnchen gerade ist.<br />

Chef: Ja, sehr gut. Passt die Route überhaupt so, Hannes?<br />

Können wir da nicht irgendwo abkürzen?<br />

Tommy (freudestrahlend): Also, die Heidi sagt, wir sind ganz<br />

vorne mit dabei mit den Fähnchen. In der Gruppe sind wir<br />

überhaupt ganz vorne. Nur die Inschallah ist noch vor uns.<br />

Chef (um vieles entspannter): Na, das hört man gerne. Wie<br />

weit ist die Inschallah weg?<br />

Tommy: Heute um sechs Uhr war sie ungefähr 10 Seemeilen<br />

vor uns, aber wir sind jetzt so schnell. Die müssten wir eigentlich<br />

bald am Horizont sehen.<br />

(Tommy und Chef springen auf und suchen den Horizont ab)<br />

Tommy: Wenn wir DIE schaffen, dann sind wir bestimmt erste!<br />

Chef: Na, worauf warten wir dann noch? Segel raus, Tommy!<br />

Scheiß aufs Material!<br />

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