antriebstechnikk 3/2016
antriebstechnik 3/2016
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GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
Jungbrunnen für das Hebewerk<br />
Zur Gewährleistung der Anlagensicherheit<br />
und -verfügbarkeit musste nach über 35<br />
Jahren Betrieb eine Grundinstandsetzung<br />
des Schiffshebewerks vorgenommen werden.<br />
Das Bauwerk wurde überprüft sowie<br />
Bauteile, Gebäudetechnik und Teile der Antriebstechnik<br />
erneuert. Damit der Schiffsverkehr<br />
während der Retrofitmaßnahmen<br />
weiterlaufen konnte, erneuerte man zunächst<br />
nur die Ostseite des Hebewerks. Im<br />
Zuge dieses zweijährigen Retrofits sollten<br />
auch das Drehmoment und die Leistung<br />
der Antriebe für die Tore der Tröge erhöht<br />
werden. Statt der bisher installierten Leistung<br />
von 55 kW sollten die neuen Motoren<br />
75 kW aufbringen. Auch das Nenndrehmoment<br />
des Getriebes wurde von bislang<br />
80 kNm auf 130 kNm erhöht.<br />
Ein Besichtigungstermin vor Ort ergab,<br />
dass die Industriegetriebe von SEW-Eurodrive<br />
recht genau in die vorgegebene Spitzenhöhe<br />
passen. Das Bruchsaler Unternehmen<br />
hat auch Zwischengrößen in seinem<br />
Produktsortiment, was nicht bei allen Anbietern<br />
der Fall ist. Dieses Alleinstellungsmerkmal<br />
ist ein wichtiger Wettbewerbsvorteil.<br />
Das letztlich umgesetzte Antriebskonzept<br />
wurde durch das Drive Technology Center<br />
(DTC) Hannover erstellt, ebenso die Zusammenstellung<br />
der Komponenten.<br />
Kraft der zwei Getriebe<br />
Die elektromechanische Antriebstechnik<br />
der Tore stammt vom Anfang der 70er Jahre.<br />
Sie besteht aus einem Drehstrom-Asynchronmotor<br />
mit Bremsgerät und einem<br />
Industriegetriebe. Es ist über eine mechanische<br />
Verbindung mit einer zweiten, am<br />
Tor gegenüberliegenden Motor-/Industriegetriebeeinheit<br />
gekoppelt. Beide Motoren<br />
werden über einen gemeinsamen<br />
Umrichter (500 V, 0…50 Hz) mit Spannung<br />
versorgt. Durch die variable Frequenz<br />
kann ein sanftes Beschleunigen und Abbremsen<br />
des Torantriebes gewährleistet<br />
werden. Als Reserve für Notsituationen<br />
wurde ein elektrischer Hilfsantrieb eingebaut.<br />
Zusätzlich ist ein Notbetrieb per<br />
Handrad vorgesehen.<br />
Als Hauptantrieb wird neu ein 75-kW-<br />
Drehstrommotor DVE280 S4 von SEW-Eurodrive<br />
eingesetzt. Über eine Kupplung ist er<br />
mit dem Industriegetriebe X4KS230 verbun-<br />
01 Die Tröge hängen jeweils an<br />
240 Stahlseilen, die über Seilscheiben laufen<br />
02 Durch ein vorderes und hinteres<br />
Sektionaltor werden die Tröge verschlossen<br />
den. Es hat drei Stirnradstufen und eine<br />
Kegelradeingangsstufe. Eine Vorgabe des<br />
Auftraggebers war, dass die ursprüngliche<br />
Grundstruktur des Systems erhalten bleibt.<br />
Die mechanische Verkettung der beiden<br />
Torantriebe war bereits bei der alten Ausführung<br />
vorhanden und sollte so beibehalten<br />
werden. Um diese Forderung zu erfüllen,<br />
musste aus dem Hauptgetriebe eine mechanische<br />
Verbindung zum zweiten Hauptgetriebe<br />
geschaffen werden, das sich auf<br />
der anderen Seite des Schleusentors befindet.<br />
Basierend auf einem Standard-Industriegetriebe<br />
der Baureihe X4 fertigte das<br />
Bruchsaler Unternehmen hierfür eine Mo-