13.12.2016 Aufrufe

antriebstechnikk 3/2016

antriebstechnik 3/2016

antriebstechnik 3/2016

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

MEHRMOTORENANTRIEBSSYSTEME<br />

Das am häufigsten geforderte Optimalitätskriterium wird jedoch<br />

die Kombination aus hoher Energieeffizienz und geringen Lebenszykluskosten<br />

sein. Geringe Lebenszykluskosten können bereits<br />

durch die gezielte Freiheitsgradnutzung in der Konzeptionsphase<br />

begünstigt werden. Durch eine entsprechend strukturierte MMDS-<br />

Baureihe mit einem hohen Gleichteilegrad kann sichergestellt<br />

werden, dass ein Antriebssystem kundenseitig minimale Kosten<br />

im Ersatzteilmanagement bei gleichzeitig maximaler Verfügbarkeit<br />

erzielt. Darüber hinaus können durch viele Gleichteile über alle<br />

Varianten der Baureihe hinweg Arbeitsschritte in der Montage und<br />

Inbetriebnahme vereinfacht und standardisiert werden.<br />

Die gezielte Nutzung der Freiheitsgrade während des Betriebs<br />

des MMDS kann darüber hinaus zu geringen Lebenszykluskosten<br />

beitragen. Insbesondere lässt sich durch die drei Freiheitsgrade<br />

Drehmomentverteilung, elektrische und mechanische Rekonfigurierbarkeit<br />

die Energieeffizienz beeinflussen.<br />

Der Wirkungsgrad jeder Komponente eines Antriebssystems und<br />

folglich der Wirkungsgrad des Gesamtsystems ist eine Funktion des<br />

Arbeitspunktes und der Komponentenauslastung. Den größten<br />

Einfluss auf die Energieeffizienz des Gesamtsystems werden die<br />

Wirkungsgrade der Motoren haben, welche sich teilweise signifikant<br />

in Abhängigkeit der Maschinenauslastung ändern können<br />

[Fis06]. Während bei einem SMDS die Motorauslastung direkt mit<br />

dem Arbeitsprozess-Arbeitspunkt verkoppelt ist, ist dieser Zusammenhang<br />

bei einem MMDS weitestgehend aufgebrochen. Durch<br />

eine gezielte asymmetrische Verteilung des Arbeitsprozessdrehmoments<br />

auf die unterschiedlichen Motoren kann für jeden Arbeitspunkt<br />

das unter den gegebenen Randbedingungen erreichbare<br />

globale Optimum des Gesamtsystemwirkungsgrads eingestellt<br />

werden. Darüber hinaus können einzelne Motoren temporär elektrisch<br />

abgeschaltet und Antriebsstränge temporär mechanisch<br />

entkoppelt werden, sofern der leistungsvariable Arbeitsprozess<br />

dies erlaubt. Durch diese Maßnahmen lassen sich weitere Verluste<br />

vermeiden und der Gesamtsystemwirkungsgrad positiv beeinflussen.<br />

Zu prüfen ist in diesem Kontext, ob durch die modularitätsbedingte<br />

Reduktion der Motorbaugröße oder durch die modularitätsbedingte<br />

Überdimensionierung mechanischer Komponenten<br />

Effizienzeinbußen gegenüber einer speziell auf den konkreten<br />

Anwendungsfall ausgelegten Individuallösung auftreten und ob<br />

diese durch Modularitätsvorteile kompensiert oder überkompensiert<br />

werden können.<br />

Die Betrachtung zeigt, dass die Freiheitsgrade eines MMDS<br />

von der Konzeptions- bis zu der Betriebsphase genutzt werden<br />

können, um einen erweiterten Anwendernutzen zu generieren.<br />

Insbesondere während des Betriebs können die Freiheitsgrade<br />

gezielt eingesetzt werden, um ein Maximum der Energieeffizienz<br />

zu erzielen. Im Umkehrschluss zeigt sie jedoch auch, dass wenn<br />

durch eine geeignete Nutzung ein Maximum erreicht werden<br />

kann, kann durch eine falsche Nutzung oder eine Nichtberücksichtigung<br />

der Freiheitsgrade ein Minimum und somit ein un erwünschtes<br />

Betriebsverhalten erzielt werden. Mit welchen Methoden eine gezielte<br />

Nutzung der Freiheitsgrade im Betrieb realisiert und unerwünschte<br />

Betriebszustände vermieden werden können, wird in den zwei<br />

nachfolgenden Beiträgen dieser Reihe anhand einer detaillierten<br />

Betrachtung der einzelnen Freiheitsgrade erläutert. Für diesen ersten<br />

Beitrag soll die allgemeine Formulierung des Grundgedankens der<br />

Freiheitsgradnutzung ausreichen.<br />

Anforderungen an<br />

ein Mehrmotorenantriebssystem<br />

Die vorausgegangenen Überlegungen haben gezeigt, dass ein<br />

MMDS über mehr Freiheitsgrade verfügt als ein herkömmliches<br />

SMDS und dass diese gezielt genutzt werden müssen, um unerwünschte<br />

Betriebszustände zu vermeiden und einen zusätzlichen<br />

03 Gegenüberstellung der internen und der externen Variantenvielfalt<br />

bei Verwendung eines SMDS- und eines MMDS-Konzeptes<br />

04 Visualisierung des Freiheitsgrads der Drehmomentverteilung<br />

05 Unterscheidung der elektrischen und der mechanischen<br />

Rekonfigurierbarkeit<br />

Anwendernutzen zu generieren. Diese Eigenschaft führt allerdings<br />

zu einer gesteigerten Komplexität des Antriebssystems, welche sowohl<br />

Auswirkungen auf die Konzeptionsphase als auch auf die Betriebsphase<br />

hat.<br />

Die Komplexität während der Konzeptionsphase ist maßgeblich<br />

dadurch bestimmt, dass auf konsistente Schnittstellen zwischen<br />

den MMDS-Komponenten geachtet und die Stufung einer Baureihe<br />

oder eines Baukastens geeignet festgelegt werden muss. Die Beherrschung<br />

dieser Komplexität ist Aufgabe des Antriebstechnikherstellers.<br />

Die Lösung der Aufgabe ist abhängig von dem Marktumfeld, den<br />

Zielkunden und -märkten, bestehenden Geschäftsbeziehungen und<br />

bereits erlangten Erfahrungen mit bestimmten Technologien. Ein<br />

allgemeingültiger Lösungsweg, der für alle Antriebstechnikhersteller<br />

anwendbar ist lässt sich daher nur sehr schwer und auf abstrakte<br />

Weise formulieren. Die folgenden Betrachtungen beschränken sich<br />

daher auf die Betriebsphase eines MMDS.<br />

Die Komplexität während der Betriebsphase resultiert aus den unterschiedlichen<br />

Möglichkeiten, die verfügbaren Freiheitsgrade miteinander<br />

zu kombinieren. Kombinationen, die zu unerwünschten<br />

Betriebszuständen führen, sind dabei zu vermeiden. Diese Aufgabe<br />

muss von dem Antriebstechnikhersteller und dem Kunden gemein-<br />

antriebstechnik 3/<strong>2016</strong> 87

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!