antriebstechnikk 3/2016
antriebstechnik 3/2016
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Örtlich konzentrierte Mehrmotorenantriebssysteme<br />
– Ein Lösungsansatz für<br />
ganzheitlich modulare Antriebssysteme<br />
Uwe Brückner, Malte Strop, Detmar Zimmer<br />
Elektromechanische Antriebssysteme sind häufig<br />
kundenindividuelle Lösungen. Antriebstechnikhersteller<br />
benötigen daher Konzepte und Methoden,<br />
um diese kostenoptimal trotz einer hohen externen<br />
Variantenvielfalt herzustellen. Mehrmotorenantriebssysteme<br />
stellen einen möglichen Lösungsansatz dar. Ihr Einsatz erfordert<br />
allerdings während der Konzeptions- und Betriebsphase die<br />
Berücksichtigung und gezielte Nutzung der systeminhärenten<br />
Freiheitsgrade, um die Kundenanforderungen hinsichtlich hoher<br />
Energieeffizienz und geringer Lebenszykluskosten zu erfüllen.<br />
01 01 Entwurfskonzept eines<br />
Mehrmotorenantriebs systems (MMDS)<br />
A<br />
ntriebstechnikhersteller agieren in einem schwierigen Marktumfeld.<br />
Auf der einen Seite treten durch eine zunehmende<br />
Globalisierung und die Öffnung lokaler Märkte zusehends neue<br />
Marktteilnehmer auf. Auf der anderen Seite fordern Kunden häufig<br />
Individuallösungen, um ihrerseits Alleinstellungsmerkmale zu<br />
generieren und somit ihre Marktposition sichern zu können. Darüber<br />
hinaus besteht kundenseitig die Erwartung, verstärkt vollständige<br />
System-oder Integrationslösungen anstelle einzelner Komponenten<br />
von Antriebstechnikherstellern beziehen zu können. Diese<br />
Situation spiegelt zwei Top-Trends der Antriebstechnik wieder<br />
und stellt in diesem Umfeld agierende Unternehmen vor große<br />
Herausforderungen [Dec15].<br />
Die erste Herausforderung betrifft die Unternehmensstruktur und<br />
das Produktportfolio. Gegenwärtig sind rund 81 % der in der Branche<br />
tätigen Unternehmen Komponentenhersteller [Dec15]. Es ist daher<br />
erforderlich, das Produktportfolio zu erweitern oder zu restrukturieren,<br />
um zukünftig als Systemanbieter auftreten zu können.<br />
Eine weitere Herausforderung stellt die Vereinbarung der beiden<br />
grundsätzlich gegenläufigen Ziele einer hohen Variantenvielfalt in<br />
der Kundenwahrnehmung (externe Variantenvielfalt) und gleichzeitig<br />
minimaler Komplexitätskosten dar. Es müssen daher Konzepte<br />
Uwe Brückner, M.Sc. und Malte Strop, M.Sc. sind Wissenschaftliche<br />
Mitarbeiter am Lehrstuhl für Konstruktions- und Antriebstechnik (KAt)<br />
der Universität Paderborn<br />
Prof. Dr.-Ing. Detmar Zimmer ist Inhaber des Lehrstuhls für Konstruktionsund<br />
Antriebstechnik (KAt) der Universität Paderborn<br />
erarbeitet werden, die das Auffinden eines optimalen Kompromisses<br />
erlauben.<br />
Die deutschen Antriebstechnikhersteller sind sich dieser Problemstellung<br />
bewusst. Laut der Studie [Dec15] sieht die Brache jedoch<br />
große Hürden in dem Aufbau des notwendigen Know-Hows für Systemlösungen<br />
und in der Anpassung bereits bestehender (Standard-)<br />
Lösungen. Ein möglicher Lösungsansatz zur Bewältigung der Herausforderungen<br />
ist die Modularisierung des Produktport folios.<br />
Durch diese Maßnahme können kundenindividuelle Lösungen auf<br />
Basis einer hohen externen Variantenvielfalt realisiert werden.<br />
Gleichzeitig können Komplexitätskosten durch eine Reduktion der<br />
im anbietenden Unternehmen zu organisierenden Variantenvielfalt<br />
(interne Variantenvielfalt) minimiert werden [Ble11; Sch15; SLM13].<br />
Gegenwärtig sind elektromechanische Antriebssysteme häufig<br />
als Einzelmotorantriebssysteme (engl. Single-Motor Drive Systems<br />
– SMDS) bestehend aus einem Motor, zugehöriger Leistungselektronik<br />
und einem Getriebe konzipiert. Wird der Modularitätsgedanke<br />
konsequent verfolgt, um kundenindividuelle Lösungen zu<br />
realisieren und dem Wunsch nach hoher Effizienz und geringen<br />
Lebenszykluskosten Rechnung zu tragen, so kann dies zu Mehrmotorenantriebssystemen<br />
(engl. Multi-Motor Drive Systems – MMDS)<br />
führen. Sie stellen einen konkreten Lösungsansatz dar, um den<br />
zuvor beschriebenen Herausforderungen zu begegnen. Ihr Einsatz<br />
erfordert aufgrund der systeminhärenten Freiheitsgrade allerdings<br />
ein Umdenken während der Konzeptions- und Betriebsphase.<br />
In diesem und zwei nachfolgenden Beiträgen werden MMDS, ihre<br />
inhärenten Freiheitsgrade und konkrete Ansätze zu deren gezielter<br />
Nutzung vorgestellt. MMDS stellen eines der Hauptforschungsfelder<br />
des Lehrstuhls für Konstruktions- und Antriebstechnik (KAt) der<br />
Universität Paderborn dar. Die vorgestellten Informationen reprä-<br />
84 antriebstechnik 3/<strong>2016</strong>