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Soziale Integration und ethnische Schichtung - Schader-Stiftung

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11<br />

Die sozialen Beziehungen innerhalb der <strong>ethnische</strong>n Community sind keineswegs nur<br />

zweckrational – im Gegenteil, der Einzelne erfährt Vertrauen <strong>und</strong> Vertrautheit, seine<br />

Anschauungen <strong>und</strong> Verhaltensweisen werden nicht in Frage gestellt sondern unterstützt.<br />

In der Community ist das Individuum als Mitglied einer Familie mit seiner ganzen<br />

Geschichte bekannt <strong>und</strong> kann sich auf die Hilfen der Netzwerke verlassen. Die Basis für<br />

vertrauensvolle <strong>und</strong> enge Beziehungen ist die <strong>ethnische</strong>, d.h. kulturelle Homogenität,<br />

ein gemeinsamer Lebensstil <strong>und</strong> ein Set von gemeinsamen Überzeugungen (z.B.<br />

Religion).<br />

1.4.2 Stadt als Mosaik<br />

Die individuelle Freiheit besteht darin, sich durch <strong>Integration</strong> in den Arbeitsmarkt aus<br />

den engen sozialen Netzen der <strong>ethnische</strong>n Community zu lösen <strong>und</strong> dadurch fähig zu<br />

sein, sich auch aus dem Quartier zu entfernen.Langfristig, mit der <strong>Integration</strong> der<br />

Individuen in die politischen, sozialen <strong>und</strong> kulturellen Systeme der Gesamtstadt<br />

entfremden sich die Zuwanderer nach <strong>und</strong> nach von ihrer <strong>ethnische</strong>n Community, sie<br />

wachsen in eine neue Kultur hinein, in der die verschiedenen Herkunftskulturen zu<br />

etwas Neuem verschmolzen sind. Das war die Idee des melting-pot.<br />

1.4.3 <strong>Integration</strong> des Fremden<br />

Fremde werden in der amerikanischen Einwanderungsstadt in ‚ihre‘ Gemeinschaften<br />

integriert. Ein Fremder, für den keine solche Gemeinschaft bereitsteht, findet nur<br />

schwer Zugang zur Großstadt, er sitzt gleichsam ‚zwischen allen Stühlen‘. Wenn er sich<br />

einer bestehenden Community anschließen will, muß er sich deren Kultur anpassen.<br />

Diejenigen, denen das nicht gelingt, bilden das Reservoir für Kriminalität <strong>und</strong> andere<br />

Formen abweichenden Verhaltens.<br />

In der Einwanderungsstadt stehen sich das zuwandernde Individuum <strong>und</strong> die<br />

Aufnahmegesellschaft nie unvermittelt gegenüber: die Brücke, das Zwischenglied –<br />

oder auch den Puffer – bilden die räumlich segregierten Communities. Die<br />

Communities verändern sich selbst im Laufe der Zeit durch die Veränderungen, die ihre<br />

Mitglieder durch Kontakte mit anderen Milieus in der übrigen Umwelt erfahren. So<br />

entstehen immer neue Kulturen, aber sie bleiben stets räumlich separiert – wenn nicht<br />

mehr ethnisch, dann nach dem sozialen Status.<br />

1.5 Der Unterschied<br />

Das Verhältnis zwischen den einander fremden Großstadtbewohnern wird in beiden<br />

Theorien städtischer <strong>Integration</strong> als potentiell konfliktbeladen unterstellt. Daß sich<br />

unterschiedliche Kulturen <strong>und</strong> Lebensweisen, wenn sie unmittelbar <strong>und</strong> ungewollt<br />

aufeinandertreffen, nicht mögen, gilt als ‚natürlich‘. Unterschiedlich sind lediglich die<br />

Lösungen aus diesem Dilemma: während im Modell der ‚Urbanität‘ die Distanz<br />

zwischen den Individuen, also gerade der Verzicht auf eine die ganze Person<br />

umfassende <strong>Integration</strong> die Gr<strong>und</strong>lage für ein Zusammenleben bildet, ist es im

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