12.12.2012 Aufrufe

Soziale Integration und ethnische Schichtung - Schader-Stiftung

Soziale Integration und ethnische Schichtung - Schader-Stiftung

Soziale Integration und ethnische Schichtung - Schader-Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

29<br />

Segregation ist die Projektion der Sozialstruktur auf den Raum. Sozial einander nahe<br />

Gruppen leben auch räumlich benachbart, Veränderungen der räumlichen Position einer<br />

Gruppe spiegeln ihren sozialen Auf- oder Abstieg. Prozesse der sozialen <strong>Integration</strong><br />

bzw. der Ausgrenzung müßten sich demnach an den Bewegungen einer Gruppe im<br />

städtischen Raum ablesen lassen.<br />

Universell aber kann das Phänomen der Segregation nur in soweit genannt werden, als<br />

damit die einfache Tatsache bezeichnet ist, daß städtischer Raum immer sozial<br />

strukturierter Raum ist. Nach welchen Prinzipien (Schicht, Stand, Klasse, Rasse,<br />

Religion, Lebensstil, Beruf oder politische Macht) <strong>und</strong> über welche Mechanismen<br />

(Gewalt, Markt, politisch-administrative Planung oder freie Wohnstandortwahl) welche<br />

Muster sozialräumlicher Struktur sich bilden, <strong>und</strong> wie diese Strukturen wahrgenommen<br />

<strong>und</strong> bewertet werden (als gottgegeben oder quasi naturgesetzliche, als wünschenswerter<br />

Zustand oder als zu bekämpfende Ungerechtigkeit) – all das hat sich mit jeder<br />

gesellschaftlichen Formation gewandelt (vgl. Herlyn 1974). Die sozialräumliche<br />

Struktur der vorindustriellen europäischen Stadt beruhte auf einem Gemisch ständischer<br />

Prinzipien (Herkunft <strong>und</strong> Ehrbarkeit), funktionaler Gliederungen nach Beruf (Kaufleute,<br />

Handwerker) <strong>und</strong> Religion (Christen, Juden), wobei die darauf aufbauenden<br />

Untergliederungen (das Patriziat, die Gilden <strong>und</strong> Zünfte, das Ghetto) zugleich "das<br />

ökonomische <strong>und</strong> soziale, das kulturelle <strong>und</strong>.... das politische Leben der Städte in<br />

peniblen Ordnungen, die alle Arbeits- <strong>und</strong> Lebensbereiche umfaßten" organisierten<br />

(Schäfers 2000, 71).<br />

Auch heute läßt sich Segregation an unterschiedlichen Merkmalen festmachen <strong>und</strong><br />

messen:<br />

- sozialstrukturelle Merkmale: Einkommen, Stellung im Beruf, Bildungsstatus;<br />

- demographische Merkmale: Geschlecht, Alter, Haushaltstypus, Stellung im<br />

Lebenszyklus, Nationalität;<br />

- kulturelle Merkmale: Lebensstile, Religion, Ethnizität.<br />

Je nach Fragestellung werden die einen oder anderen Merkmale in den Vordergr<strong>und</strong><br />

gerückt. In der aktuellen Diskussion über die Situation in den Städten in Deutschland<br />

stehen zwei Fragen im Mittelpunkt, auf die in diesem Gutachten deshalb auch besonders<br />

eingegangen werden soll:<br />

1. Segregation wird als Beeinträchtigung des Verfassungsziels der Herstellung gleicher<br />

Lebensverhältnisse, also als mögliche Verletzung sozialer Gerechtigkeitsziele<br />

thematisiert. Zentral sind dafür die Merkmale sozialer Ungleichheit (Armut,<br />

Arbeitslosigkeit, geringe Qualifikation) sowie demographische <strong>und</strong> politische<br />

Faktoren. Segregation wird also als Ausdruck <strong>und</strong> Faktor sozialer Ungleichheit<br />

thematisiert.<br />

2. Segregation wird zum zweiten als Bedingung <strong>und</strong> Ausdruck für gelingende oder<br />

mißlingende <strong>Integration</strong> von Zuwanderern diskutiert. Räumliche Konzentration wird

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!