Soziale Integration und ethnische Schichtung - Schader-Stiftung
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‚Ausländerbeauftragte‘ <strong>und</strong> teilweise ‚Ausländerbeiräte‘ mit sehr unterschiedlichen<br />
Aufgaben <strong>und</strong> Kompetenzen eingesetzt wurden (vgl. Hoffmann 1997). Einen<br />
zusammenfassenden Überblick über die kommunale Ausländer- bzw.<br />
<strong>Integration</strong>spolitik gibt es bisher nicht, so daß jede empirische Aussage nur Beispiels-<br />
Charakter hat. Die Forschung zu diesem Thema wurde jedoch in den letzten Jahren<br />
intensiviert, so daß immerhin Fallstudien aus einigen Städten vorliegen (vgl. z.B.<br />
Gün/Damm 1994; Senatsverwaltung 1995; Schmitz 1998; Krummacher/Waltz 1996;<br />
Lamura 1998; Wolf-Almanasreh 1999; Akkaya 2000). Bereits 1990 haben<br />
Puskeppeleit/Thränhardt eine Untersuchung zur kommunalen Sozialpolitik für<br />
Ausländer durchgeführt, in der sie die Fürsorgeorientierung kritisierten <strong>und</strong> eine<br />
Umsteuerung forderten, die die Klientel nicht bevorm<strong>und</strong>et <strong>und</strong> infantilisiert, sondern<br />
Eigenorganisation <strong>und</strong> Selbsthilfe stärkt. Der Titel der Studie, ‚Vom betreuten<br />
Ausländer zum gleichberechtigten Bürger‘, hat durchaus paradigmatische Bedeutung<br />
für die Zuwanderungspolitik der Städte.<br />
8.2 Leitlinien<br />
Die Großstädte sind die Orte der <strong>Integration</strong> von Zuwanderern, denn sie bieten offene<br />
Arbeitsmärkte <strong>und</strong> offene Sozialstrukturen. Andererseits profitierte die ökonomische<br />
<strong>und</strong> kulturelle Produktivität der Stadt immer von dieser Offenheit für Zuwanderer. Auch<br />
heute hängt die ökonomische <strong>und</strong> kulturelle Zukunft der Städte vom Gelingen der<br />
Zuwanderung ab.<br />
Die Rahmenbedingungen für die <strong>Integration</strong> der Zuwanderer sind heute anders als in<br />
der Zeit, als die Städte ihre größten <strong>Integration</strong>sleistungen erbracht haben: während der<br />
Industrialisierung <strong>und</strong> während der großen Fluchtbewegungen nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg. Die Arbeitsmärkte in den großen Städten sind kaum noch aufnahmefähig für<br />
gering Qualifizierte, Sozialstaat <strong>und</strong> Kommunalpolitik stehen vor immensen<br />
finanziellen Problemen, <strong>und</strong> die Wohnungsversorgung wird immer stärker marktförmig<br />
organisiert. Der staatliche Einfluß auf die städtische Entwicklung wird spürbar geringer.<br />
Und die Zuwanderer sind andere; es handelt sich nicht mehr um 'Deutsche' im weitesten<br />
Sinne, ja in wachsendem Maße auch nicht mehr um Europäer. Damit stellen sich andere<br />
Anforderungen an eine kommunale <strong>Integration</strong>spolitik.<br />
Dennoch läßt sich aus den bisherigen <strong>Integration</strong>sprozessen für die heute anstehenden<br />
Aufgaben lernen:<br />
1. Die Politik gegenüber Zuwanderern darf nicht orientiert sein an der Vorstellung von<br />
‚bedürftigen‘ Wesen oder von unbegreiflichen Fremden, die ‚toleriert‘ werden<br />
müssen, vielmehr muß sie ausgehen von wechselseitigen Pflichten <strong>und</strong><br />
Bereicherungen. Zuwanderer müssen nicht ‚toleriert‘, sondern respektiert werden<br />
wie alle übrigen Mitbürger auch. Die Gewohnheit vieler Kommunalpolitiker, jeden<br />
Ausländer mit einem ‚sozialen Problem‘ zu identifizieren, muß ein Ende haben.<br />
2. <strong>Integration</strong> braucht Zeit (vgl. auch Rex 1998, 139f). Die <strong>Integration</strong> der Ruhrpolen