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Soziale Integration und ethnische Schichtung - Schader-Stiftung

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Ausländer wohnen also an Standorten, die von Deutschen abgelehnt werden, sie<br />

wohnen im Durchschnitt sehr viel beengter <strong>und</strong> in schlechter ausgestatteten, älteren<br />

Wohnungen, für die sie mehr zahlen müssen als die deutschen Bewohner. Als Mieter<br />

<strong>und</strong> als ‘Übergangsnutzer’ wohnen sie unter weniger gesicherten Bedingungen,<br />

obendrein häufig an Standorten mit hohen Umweltbelastungen (Ausfallstraßen,<br />

Industrienähe). Bezogen auf die Wohnungsversorgung kann man von einer<br />

‘Unterschichtung’ sprechen: die Ausländer bewohnen die untersten Qualitätsstufen<br />

noch unterhalb der Wohnungsbestände der deutschen Unterschicht.<br />

37<br />

4.2 Wie entwickelte sich bisher die Segregation?<br />

Bis zum Ende der ‚goldenen 60er Jahre‘ war Segregation in der westlichen<br />

B<strong>und</strong>esrepublik kein Thema. <strong>Soziale</strong> Ungleichheiten <strong>und</strong> ihre räumlichen<br />

Erscheinungsformen verringerten sich im Zuge eines Wachstumsprozesses, dessen<br />

Gewinne in Gestalt höherer Realeinkommen, von mehr <strong>und</strong> besseren Wohnungen <strong>und</strong><br />

des Ausbaus der sozialen Infrastruktur auch den unteren sozialen Schichten zugute<br />

kamen. Außerdem gab es in westdeutschen Städten keine Segregation nach <strong>ethnische</strong>n<br />

oder ‚rassischen‘ Merkmalen, die derjenigen in den Schwarzen Vierteln USamerikanischer<br />

Städte vergleichbar gewesen wäre – aus einer Vielzahl von Gründen<br />

(vgl. Häußermann/Siebel 2000):<br />

- Es gab kein Rassenproblem <strong>und</strong> – bis in die 60er Jahre – auch keine nennenswerte<br />

Zuwanderung aus anderen Kulturkreisen. Daher konnten sozio-ökonomische<br />

Benachteiligung <strong>und</strong> <strong>ethnische</strong> Diskriminierung nicht jene unheilige Allianz bilden,<br />

die zur Herausbildung von Ghettos führen kann.<br />

- Kriegszerstörung, Wiederaufbau, Sanierung <strong>und</strong> Modernisierung haben vielerorts<br />

die alten Muster der Segregation (z.B. in Arbeitervierteln der Gründerzeit) zerstört.<br />

Armut <strong>und</strong> Arbeitslosigkeit waren nicht so dauerhaft verfestigt, daß für eine<br />

relevante Minderheit negative Karrieren auf dem Wohnungsmarkt die Folge sein<br />

mußten.<br />

- Viele Eigentümer behandeln auch heute noch ihre Immobilien nicht ausschließlich<br />

als möglichst profitable Kapitalanlage, insbesondere in Wohnquartieren mit<br />

kleinteiligen Eigentumsstrukturen gibt es noch jenen Typus von Hausbesitzern, die<br />

sich mit ihrem Hauseigentum identifizieren <strong>und</strong> es laufend instandhalten. Dadurch<br />

gibt es weniger Anreize zur Abwanderung für die Haushalte mit höheren<br />

Einkommen.<br />

- Die extreme Wohnungsknappheit ließ keinen Raum für sozial selektive Mobilität,<br />

<strong>und</strong> die politischen Eingriffe in den privaten Wohnungsmarkt (Zwangswirtschaft,<br />

Mietpreisstop) setzten den Preismechanismus weitgehend außer Kraft.<br />

- Daneben schufen Wohnungspolitik <strong>und</strong> Gemeinwirtschaft mit den<br />

Förderinstrumenten des sozialen Wohnungsbaus ein umfangreiches, marktfernes<br />

Wohnungssegment, in dem Wohnungen nach politisch-administrativen Kriterien

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