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Soziale Integration und ethnische Schichtung - Schader-Stiftung

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6.5.2)<br />

- Bilden sich in den Großsiedlungen Ausländer-Ghettos? (Kapitel 6.5.3)<br />

59<br />

Die Antworten lauten, kurz vorweggenommen: (1) da solche einheimischen Bewohner,<br />

die aufgr<strong>und</strong> ihrer sozialen Situation am wenigsten dazu in der Lage sind, in einer<br />

unfreiwilligen Nachbarschaft mit den fremden Kulturen <strong>und</strong> Lebensstilen der<br />

Zuwanderer zurechtzukommen, entstehen heftige Konflikte; (2) weil sich in den<br />

‚Ausländervierteln‘ vor allem die noch nicht ökonomisch integrierten Zuwanderer <strong>und</strong><br />

die einheimischen Verlierer des städtischen Strukturwandels treffen, entsteht ein kaum<br />

entwirrbares Gemenge von <strong>ethnische</strong>r Differenz <strong>und</strong> sozialen Problemen; (3) durch die<br />

Situation auf den Wohnungsmärkten <strong>und</strong> durch wohnungspolitische Entscheidungen<br />

konzentrieren sich mittellose Zuwanderer <strong>und</strong> soziale Absteiger in den Großsiedlungen<br />

des sozialen Wohnungsbaus, die dafür besonders ungeeignet sind.<br />

6.5.1 Unfreiwillige Nachbarschaften<br />

Aus den vorstehenden Überlegungen ergibt sich, daß bei lokalen Konflikten zwischen<br />

Einheimischen <strong>und</strong> Zuwanderern weniger die Segregation, also das ‚Zuviel‘ an<br />

Ausländern in einer bestimmten Gegend zu einem Problem führt, als vielmehr das<br />

‚Wer‘. Es ist ein qualitatives: Welche Ausländer kommen – unfreiwillig – in<br />

Nachbarschaft zu welchen Deutschen?<br />

Die Vorteile sozial gemischter Viertel werden meist von liberalen, gebildeten <strong>und</strong><br />

wohlsituierten Angehörigen der Mittelschicht gepriesen. Gespaltene Arbeits- <strong>und</strong><br />

Wohnungsmärkte sorgen aber dafür, daß sie selbst nie in die Verlegenheit kommen, in<br />

ihrem Alltag diese Mischung auch leben zu müssen. Die Selektionsmechanismen des<br />

Marktes <strong>und</strong> die Belegungspraktiken von Wohnungsbaugesellschaften filtern Migranten<br />

in jene Segmente des Wohnungsmarktes, in denen vorwiegend auch einheimische<br />

Bewohner in prekären Lebenslagen konzentriert sind. Diese aber sind am wenigsten in<br />

der Lage, geduldige <strong>und</strong> weltoffene Partner im Prozeß der Entwicklung einer<br />

multikulturellen Stadt zu sein.<br />

Nach verschiedenen Einzelstudien in unterschiedlichen Städten konzentrieren sich die<br />

Ausländer vor allem in solchen Quartieren, die als Orte sozialer Benachteiligung<br />

definiert werden (für Hamburg vgl. Alisch/Dangschat 1998; für Bremen, Essen,<br />

Frankfurt vgl. Bremer 2000, 180; für Berlin vgl. Häußermann/Kapphan 2000).<br />

Ausländer werden durch die Mechanismen des Wohnungsmarktes in Quartiere<br />

verwiesen, in denen sich vorwiegend deutsche Bewohner finden, die mit vielen sozialen<br />

Problemen beladen sind. In Quartieren, wo der Anteil deutscher Armer <strong>und</strong> Arbeitsloser<br />

überdurchschnittlich hoch ist, ist sehr häufig auch der Ausländeranteil hoch (für Berlin<br />

vgl. Häußermann/Kapphan 2000; für Hannover vgl. Bultkamp 2001).<br />

Das Zusammenleben mit Fremden ist keine unproblematische Alltäglichkeit. Die<br />

Konfrontation mit kulturellen Differenzen ist immer auch Zumutung (Simmel 1984).<br />

Für Bewohner, denen die Nähe aufgezwungen wird, weil sie keine Möglichkeit zum

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