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Soziale Integration und ethnische Schichtung - Schader-Stiftung

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Ist die kulturelle Distanz hoch, sind die ökonomischen Unterschiede aber nicht<br />

bedeutsam, dann handelt es sich um eine freiwillige Segregation etwa auf <strong>ethnische</strong>r<br />

Basis oder auf der Gr<strong>und</strong>lage von Lebensstilen. Diese ‚rein kulturelle‘ Segregation –<br />

also Respektierung kultureller Differenz ohne soziale Diskriminierung – findet man in<br />

multikulturellen, ökonomisch aber wenig differenzierten Städten. Dieser Realität am<br />

nächsten kommen wohl Städte in den Einwanderungsländern Kanada <strong>und</strong> Australien.<br />

Real in unseren Breiten ist die freiwillige Separation der Oberschicht in den Städten <strong>und</strong><br />

die bestimmter, z.B. alternativer Lebensstilgruppen (Feld 3).<br />

Wenn schließlich weder kulturelle noch ökonomische Distanzen für die sozialräumliche<br />

Struktur einer Stadt eine große Bedeutung haben, dürften sich auch keine segregierten<br />

Gebiete bilden können, die auf diese Ursachen zurückzuführen wären. Dies ist ein<br />

unrealistischer <strong>und</strong> unwahrscheinlicher Fall, aber ausgerechnet er bildet offenbar das<br />

Leitbild der Stadtpolitik für die Gestaltung der <strong>Integration</strong> von Ausländern (Feld 4).<br />

Verschiedene Randbedingungen sind ausschlaggebend für Art <strong>und</strong> Ausmaß von<br />

<strong>ethnische</strong>r <strong>und</strong> sozialer Segregation in einer Stadt:<br />

- die Wohnungsmarktsituation hat Folgen für die Mobilität, denn bei<br />

Wohnungsknappheit finden weniger Umzüge statt; ein Wohnungsangebot, das<br />

quantitativ über die Nachfrage hinausreicht, fördert hingegen die Mobilität <strong>und</strong> trägt<br />

zu einer stärkeren sozialen Differenzierung der Wohnquartiere bei. Denn wenn<br />

Wohnungssuchende mehrere Optionen haben, treten kulturelle Distanzen stärker in<br />

den Vordergr<strong>und</strong>;<br />

- die Situation auf dem Arbeitsmarkt hat Einfluß auf die Einkommensentwicklung der<br />

Haushalte, <strong>und</strong> diese ist sowohl für den Umfang der Wohnungsnachfrage wie für<br />

deren Struktur entscheidend. Wenn sich die Einkommen stärker differenzieren,<br />

nimmt über den Markt auch die Segregation zu;<br />

- demographische Prozesse, also Umfang <strong>und</strong> Zusammensetzung der Zuwanderung,<br />

sind für die Zusammensetzung <strong>und</strong> Entwicklung der Stadtbevölkerung<br />

verantwortlich; daraus ergibt sich auch die Größe von <strong>ethnische</strong>n Minderheiten, die<br />

wiederum Einfluß auf die Wahrscheinlichkeit bzw. Möglichkeit der Koloniebildung<br />

hat;<br />

- kulturelle Faktoren spielen eine wichtige Rolle, weil die Unterscheidung zwischen<br />

‚erwünschten‘ <strong>und</strong> ‚unerwünschten‘ Zuwanderern deren Möglichkeiten bei der<br />

Wohnstandortwahl determiniert; <strong>und</strong> schließlich hängt es vom Grad der Ähnlichkeit<br />

bzw. der Differenz der Herkunftskultur zur Mehrheitskultur ab, inwiefern sich die<br />

Migranten selbst als Gruppe abschotten oder ob sie sich individuell zu integrieren<br />

suchen;<br />

- eine weitere Komponente ist der Einfluß von kommunalen oder staatlichen<br />

Institutionen auf die sozialräumliche Struktur einer Stadt. Eine weitgehende<br />

Abwesenheit staatlicher Regulierung, wie es in den USA der Fall ist, führt in einer<br />

Einwanderungsstadt zu einem Mosaik aus ethnisch differenzierten Welten; eine

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