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Soziale Integration und ethnische Schichtung - Schader-Stiftung

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Aktionsraum eingeengt, <strong>und</strong> desto bedeutsamer ist für sie daher die nähere<br />

Wohnumgebung. Die benachteiligten Gruppen der Bevölkerung wohnen also in<br />

besonders schlechten Quartieren, sind aber mehr als andere auf ihre Quartiere<br />

angewiesen, weil sie geringere Chancen haben, die Nachteile ihrer unmittelbaren<br />

Wohnumgebung durch Mobilität zu kompensieren.<br />

62<br />

Durch den kollektiven Abstieg <strong>und</strong> durch die selektive Mobilität (vgl. die empirischen<br />

Belege am Beispiel Berlin bei Häußermann/Kapphan 2000) entsteht ein Milieu der<br />

Armut bzw. Ausgrenzung, das für die benachteiligten Bewohner zusätzliche<br />

Benachteiligungen zur Folge hat <strong>und</strong> damit den <strong>Integration</strong>sprozeß von Migranten<br />

behindert.<br />

Entsprechend den drei von Bourdieu (1991) definierten Kapitalarten lassen sich drei<br />

Dimensionen unterschieden, in denen städtische Räume benachteiligend wirken können,<br />

weil für die Bewohner die Möglichkeiten zur Bildung von bzw. die Verfügung über<br />

diese Kapitalsorten beschränkt sind: die materielle, die soziale <strong>und</strong> die symbolische.<br />

- die materiellen Lebensbedingungen sind relativ schlechter, weil eine schlechtere<br />

Infrastruktur, mangelhafte private <strong>und</strong> öffentliche Dienstleistungen, belastende<br />

physische Umweltqualitäten <strong>und</strong> wenig Erwerbsmöglichkeiten die Situation<br />

prägen;<br />

- die sozialen Lebensbedingungen werden beeinträchtigt, weil sich nur<br />

unzuverlässige <strong>und</strong> wenig leistungsfähige informelle soziale Netze bilden lassen,<br />

weil für Jugendliche keine positiven Rollenbilder vorhanden sind, <strong>und</strong> weil<br />

durch das dichte Nebeneinander unverträglicher Lebensweisen Konflikte<br />

entstehen;<br />

- symbolische Beeinträchtigungen entstehen, indem ein verwahrloster öffentlicher<br />

Raum den Bewohnern ihre eigene Wertlosigkeit signalisiert, eine schlechte<br />

Adresse die Chancen auf dem Ausbildungs- <strong>und</strong> Arbeitsmarkt verschlechtert,<br />

<strong>und</strong> weil das negative Image des Quartiers in der Wahrnehmung von außerhalb<br />

als negatives Selbstbild von den Bewohnern übernommen werden kann <strong>und</strong> so<br />

Apathie <strong>und</strong> Hoffnungslosigkeit verstärkt werden.<br />

Dies ist eine analytische Differenzierung. In der städtischen Realität können sich die<br />

drei Dimensionen überlagern. Dann treten sich selbstverstärkende Mechanismen auf.<br />

Schlechte Wohnverhältnisse veranlassen Haushalte, die sich Besseres leisten können,<br />

fortzuziehen. Ihre Wohnungen werden mit ‚Problemhaushalten‘ belegt. Die ‚schlechte<br />

Nachbarschaft‘ gibt Anlaß für weitere Fortzüge, so daß eine Spirale der sozialen<br />

Auslese in Gang gesetzt wird. So können aus Orten, in denen Benachteiligte<br />

konzentriert leben, Orte der Ausgrenzung werden.<br />

Das mindert die soziale <strong>und</strong> politische Kompetenz des Quartiers, weil informelle<br />

Sprecher, Rollenvorbilder <strong>und</strong> Konfliktmoderatoren verloren gehen. Forderungen, die<br />

materiellen Lebensbedingungen zu verbessern, werden dadurch politisch weniger<br />

durchsetzbar. Ist eine gewisse Stufe der Abwärtsentwicklung erreicht, setzt ein

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