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Soziale Integration und ethnische Schichtung - Schader-Stiftung

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Differenz zu respektieren. ‚Sichtbare‘ Minderheiten, d.h. ab einer gewissen<br />

Größenordnung, werden in dieser Hinsicht bezüglich ihrer Besonderheit nicht behindert<br />

oder zur Anpassung gezwungen.<br />

Zur <strong>Integration</strong>spolitik der Stadt gehören die gezielte Beschäftigung von Minderheiten<br />

im öffentlichen Dienst, die Bereitstellung von auf sie ausgerichteten Dienstleistungen,<br />

die Vergabe öffentlicher Aufträge an Unternehmen aus allen Minderheiten, Programme<br />

zur Förderung der verschiedenen Teilkulturen, <strong>und</strong> schließlich die Einflußnahme auf<br />

den öffentlichen Diskurs <strong>und</strong> auf sämtliche Entscheidungen im öffentlichen Bereich,<br />

von den in einer multikulturellen Stadt ja immer Minderheiteninteressen berührt<br />

werden.<br />

Es gibt ein ‚Amt für Chancengleichheit‘, das durch ein Komitee aus 23 Vertretern<br />

verschiedener Gruppen beraten wird, <strong>und</strong> das vor allem drei Aufgaben hat:<br />

a) Informationen zwischen den Verwaltungen vermitteln <strong>und</strong> koordinieren; die<br />

Selbstorganisation von Minderheiten unterstützen sowie bei Konflikten<br />

zwischen <strong>ethnische</strong>n Gruppen zu schlichten <strong>und</strong> zu vermitteln;<br />

b) die Zugänglichkeit zu den städtischen Diensten für alle Minderheiten<br />

durchzusetzen, Sprachkurse für die öffentlich Bediensteten zu organisieren <strong>und</strong><br />

über <strong>Integration</strong>sprobleme <strong>und</strong> -bemühungen laufend zu berichten;<br />

c) die Leitlinien für die Multikulturalismus-Politik laufend zu aktualisieren <strong>und</strong> den<br />

Rat der Stadt dazu zu beraten.<br />

Zwei Orte in der Stadt, in denen heute besonders heftige Konflikte zwischen<br />

Einwanderern <strong>und</strong> Einheimischen entstehen, sind die Schule <strong>und</strong> der öffentliche Raum.<br />

Sie spielen für <strong>Integration</strong> eine herausragende Rolle, <strong>und</strong> hier gibt es für die Stadtpolitik<br />

erheblichen Handlungsbedarf. Auf diese beiden <strong>Integration</strong>sbereiche gehen wir zum<br />

Abschluß etwas ausführlicher ein.<br />

8.2.4 Die Schule<br />

Von den drei Orten der <strong>Integration</strong>, Betrieb, Wohnquartier <strong>und</strong> Schule, ist unter den<br />

heutigen Bedingungen letzterer der wichtigste für eine Politik der <strong>Integration</strong>. Die<br />

Schule ist zunehmend der Ort, an dem über <strong>Integration</strong> oder Ausgrenzung entschieden<br />

wird. Der Betrieb ist für gering qualifizierte Migranten immer weniger zugänglich; das<br />

Berufsschicksal entscheidet sich mehr <strong>und</strong> mehr schon im Bildungssystem statt auf dem<br />

Arbeitsmarkt; schließlich ist die Schule politisch direkt zu steuern. Angst um die<br />

späteren Berufschancen ihrer Kinder, wenn sie solche Schulen besuchen müssen, ist ein<br />

Motiv von wachsender Bedeutung für den Auszug von Angehörigen der Mittelschicht<br />

<strong>und</strong> aufstiegsorientierten Migranten aus innerstädtischen Quartieren. Die Schulsituation<br />

ist also auch Auslöser erzwungener Segregation der Zurückbleibenden.<br />

Die eigentliche internationale Schule ist die ganz normale Gr<strong>und</strong>schule in der<br />

Innenstadt, wo heute bis zu dreißig verschiedene Muttersprachen gesprochen werden.

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