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Soziale Integration und ethnische Schichtung - Schader-Stiftung

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2. Die Wohnbedingungen von Ausländern<br />

Der Begriff 'Ausländer' ist eine rechtliche Kategorie, unter der sehr verschiedene soziale<br />

Gruppen zusammengefaßt werden: Touristen, Gastarbeiter, Flüchtlinge <strong>und</strong> in<br />

Deutschland Geborene <strong>und</strong> Aufgewachsene, die keinen deutschen Paß haben, ebenso.<br />

Sie sind unterschiedlich arm bzw. reich, unterschiedlich gebildet <strong>und</strong> haben<br />

unterschiedliche Religionen <strong>und</strong> Lebensstile – wie die deutschen Staatsbürger.<br />

Im Jahre 1998 hatte die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland 82.037 Mio. Einwohner, darunter<br />

7.308 Mio. Ausländer, das sind 8,9 %. In den Großstädten (mit mehr als 100.000<br />

Einwohnern) lebten 25.179 Mio. Einwohner, davon waren 13,7 % Ausländer. Von der<br />

Bevölkerung mit deutscher Staatsbürgerschaft wohnten 29 % in den Großstädten,<br />

jedoch 47 % der mit ausländischer Staatsangehörigkeit. 26,7 % der ausländischen <strong>und</strong><br />

13,2 % der deutschen Bevölkerung lebten in Großstädten mit mehr als 500.000<br />

Einwohnern (vgl. Statistisches Jahrbuch Deutscher Gemeinden 1999).<br />

Sieht man ab vom Sonderfall der Kriegsflüchtlinge unmittelbar nach Ende des Zweiten<br />

Weltkriegs, die zunächst in die weniger zerstörten ländlichen Regionen gelenkt wurden,<br />

so war die Zuwanderung in modernen westlichen Gesellschaften immer primär auf die<br />

großen Städte gerichtet. Die Zuwanderung in die B<strong>und</strong>esrepublik konzentrierte sich<br />

anfänglich auf die süddeutschen Ballungsgebiete, erst ab Mitte der 60er Jahre dehnte sie<br />

sich auf die weiter nördlich gelegenen Agglomerationen aus 1 .<br />

Die Gastarbeiter der 60er Jahre sollten <strong>und</strong> wollten sich nur vorübergehend für die<br />

Dauer ihrer Arbeit in der B<strong>und</strong>esrepublik aufhalten. Erst im Laufe der Zeit <strong>und</strong> durch<br />

selektive Rückwanderung bildete sich eine wachsende Zahl von Bleibewilligen. Das<br />

zeigt sich zum einen im Rückgang der Geldüberweisungen in die frühere Heimat<br />

(Beauftragte 1994b, 48), zum zweiten im Wandel der demographischen Struktur. Bis<br />

1973, dem Jahr des Anwerbestopps, wanderten vor allem Personen im erwerbsfähigen<br />

Alter, überwiegend jüngere, alleinstehende Männer zu. Nach 1973 konnten aus<br />

Ländern, die nicht zur EG gehörten, nur noch Familienangehörige nachziehen. Damit<br />

stieg der Anteil der Frauen an der Gesamtzahl der Ausländer von 31 % (1961) auf 45,4<br />

% (Beauftragte 2000b, 25). Der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten an<br />

der ausländischen Wohnbevölkerung sank von 66,7 % (1972) auf 32,6 % (Beauftragte<br />

1994a, 95). In den 60er Jahren beruhten lediglich 16 % der Zunahme der Ausländerzahl<br />

auf Geburtenüberschuß, in den 70er <strong>und</strong> 80er Jahren dagegen 40 % (Bucher et al. 1991,<br />

501). Damit wurden die 'Gastarbeiter' auch allmählich seßhafter. Die Aufenthaltsdauer<br />

ist seit 1973 kontinuierlich gestiegen. 1988 lebten 43,6 % der Ausländer zwischen 10<br />

<strong>und</strong> 20 Jahren in Deutschland. Im Jahr 1992 hielten sich 25,3 % der Ausländer mehr als<br />

20 Jahre in der B<strong>und</strong>esrepublik auf (Bade 1994, 17). Ca. 20,5 % aller 1997 in<br />

1 West-Berlin bildet insofern eine Ausnahme von diesem Süd-Nord-Gefälle, als dort unmittelbar<br />

nach dem Mauerbau die Zuwanderung vor allem von Türken einsetzte, die als Ersatz für die<br />

ausgesperrten Arbeitskräfte aus der DDR angeworben wurden.

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