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Soziale Integration und ethnische Schichtung - Schader-Stiftung

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9. Zusammenfassung<br />

9.1 Theorie<br />

Zwischen dem <strong>Integration</strong>smodus von Zuwanderern in einer Gesellschaft <strong>und</strong> der<br />

typischen sozialräumlichen Struktur gibt es einen Zusammenhang, wobei man ein<br />

‚europäisches‘ Modell <strong>und</strong> ein ‚amerikanisches‘ unterscheiden kann:<br />

88<br />

- im europäischen Modell bildete bis in die jüngste Vergangenheit eine ethnisch<br />

homogene Nationalgesellschaft das Zentrum der Gesellschaft, die Zuwanderer<br />

stammten überwiegend aus dem eigenen Kulturraum. Zuwanderer haben sich in<br />

diese Gesellschaften integriert; der vorherrschende <strong>Integration</strong>smodus war also der<br />

der individuellen Anpassung. Entsprechend hat es in den europäischen Städten auch<br />

selten <strong>ethnische</strong> Viertel gegeben, Die Differenzen zu Fremden wurden in der<br />

Großstadt auf bloß kulturelle reduziert, die <strong>Integration</strong> in die Systeme von<br />

Arbeitsmarkt, Wohnungsmarkt <strong>und</strong> Sozialversicherung sicherte eine von<br />

gemeinschaftlichen Bindungen unabhängige Existenz. Beim – von Georg Simmel<br />

beschriebenen – urbanen Lebensstil koexistieren Fremde, indem sie sich<br />

respektieren, ohne miteinander kommunizieren zu müssen.<br />

- im amerikanischen Modell existiert keine kulturelle Homogenität, bevor die<br />

Zuwanderung aus anderen Kulturen beginnt, vielmehr entstand die amerikanische<br />

Gesellschaft durch Zuwanderung. Es wurde – neben der Garantie der liberalen<br />

Rechte – auch kein Sozialstaat aufgebaut, für die Existenzsicherung blieben die<br />

Zuwanderer auf solidarische Netzwerke unterhalb der staatlichen Ebene<br />

angewiesen. Die Zuwanderer bildeten daher in den Städten lokale Gemeinschaften,<br />

<strong>ethnische</strong> Kolonien, die auf der Basis der Kultur des Herkunftslandes für die<br />

Individuen eine solidarische Basis für weitere <strong>Integration</strong>sschritte boten. Die Städte<br />

setzen sich demgemäß aus kleinen Gemeinschaften, ‚natural areas‘, zusammen, sie<br />

bestehen aus einem ‚Mosaik kleiner Welten‘.<br />

9.2 Analyse<br />

Die Stadtpolitik hat im Laufe des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts an dem Ziel festgehalten, in<br />

möglichst allen Wohnquartieren eine ‚soziale Mischung‘ zu erreichen. Der Realisierung<br />

dieses Ziels kamen die Städte in den 50er <strong>und</strong> 60er Jahren am nächsten, als die<br />

<strong>Integration</strong> von Zuwanderern über den Arbeitsmarkt gesichert <strong>und</strong> mit dem sozialen<br />

Wohnungsbau ein wirksames Steuerungsinstrument zur Verfügung stand. Seit die Zahl<br />

der Ausländer zunimmt, ohne daß diese Zunahme ein direktes Resultat der Nachfrage<br />

auf dem Arbeitsmarkt wäre, ist das Homogenitätsmodell ins Wanken geraten.<br />

Eine Gr<strong>und</strong>aussage des Gutachtens ist, daß sich das ‚europäische Modell‘ angesichts<br />

der künftig zu erwartenden Entwicklungen wahrscheinlich nicht aufrechterhalten läßt,<br />

<strong>und</strong> daß die Versuche, ‚Mischung‘ in allen Stadtvierteln durchzusetzen, eher schädliche<br />

Konsequenzen für die Zuwanderer haben. Denn die Instrumente, um Segregation zu<br />

vermeiden, bestehen vor allem aus Verboten (Quotierung, Zuzugssperre etc.), die die

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