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Soziale Integration und ethnische Schichtung - Schader-Stiftung

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hat sich über mehrere Generationen hingezogen. Eine Politik der <strong>Integration</strong> braucht<br />

einen sehr langen Atem.<br />

3. <strong>Integration</strong> ist ein konflikthafter Prozeß. Eine Politik der <strong>Integration</strong> muß möglichst<br />

früh einsetzen <strong>und</strong> mit möglichst sichtbaren Zeichen im Stadtteil, um dem Gefühl,<br />

daß sich keiner um die Probleme der Bewohner kümmert, zu begegnen – <strong>und</strong> zwar<br />

real, nicht als Show. Anlässe für Konflikte wie die Konkurrenz um billigen<br />

Wohnraum zwischen benachteiligten Einheimischen <strong>und</strong> Zuwanderern müssen<br />

durch die Sicherung bzw. durch Erweiterung des Angebots an zumutbaren <strong>und</strong><br />

preiswerten Wohnungen abgebaut werden.<br />

4. Schließlich müssen geeignete Verfahren der Konfliktmoderation angewandt <strong>und</strong><br />

weitere entwickelt werden. Gegenwärtig besteht eine Tendenz, Konflikte über Dritte<br />

auszutragen: Beschwerden beim Wohnungsvermieter, bei der Stadt, Anzeigen bei<br />

der Polizei, was schnell zur Eskalation führen kann; direkte Beteiligung <strong>und</strong> direkte<br />

Kommunikation müssen organisiert werden.<br />

5. An die Kommunalpolitik wird die Anforderung gestellt, zu differenzieren zwischen<br />

Erscheinungen, die nur schwer auseinanderzuhalten sind <strong>und</strong> daher scheinbar<br />

widersprüchliche Antworten verlangen: einerseits sollen fremde Kulturen respektiert<br />

werden <strong>und</strong> die Selbstorganisation ihrer Träger – <strong>und</strong> damit auch räumliche<br />

Konzentration – nicht nur zugelassen, sondern darin sogar noch unterstützt werden,<br />

andererseits aber soll die soziale Segregation bekämpft <strong>und</strong> abgebaut werden. Da<br />

sich beide Formen sozialräumlicher Differenzierung bei den <strong>ethnische</strong>n<br />

Minderheiten überlagern, ist das nur unter größten Mühen zu realisieren. Die Politik<br />

muß sich auf die gr<strong>und</strong>legende Ambivalenz der Einwanderungsproblematik<br />

zwischen <strong>Integration</strong> <strong>und</strong> Ausgrenzung einlassen. Sie wird deutlich an der<br />

ambivalenten Funktion von segregierten Gebieten als Brücken in die Gesellschaft<br />

einerseits <strong>und</strong> als Fallen andererseits, aus denen die Zuwanderer oft keinen Weg<br />

herausfinden. Die Politik hätte es mit einem klaren Nein oder Ja zur Segregation<br />

leichter. Aber sie würde sich vor der objektiv gegebenen Ambivalenz nur<br />

davonstehlen, indem sie willkürlich für eine der beiden Seiten votierte. Das eine<br />

wäre naiv, das andere repressiv. Es gibt zwar für jedes schwierige Problem eine<br />

einfache Lösung, aber die ist gewöhnlich falsch. Anders gesagt: Politik angesichts<br />

der Zuwanderung besteht großenteils in einer Gratwanderung auf der Ebene der<br />

Stadtstruktur, des Wohnungsmarktes <strong>und</strong> des Arbeitsmarkts.<br />

8.2.1 Die Politik der Desegregation<br />

In der B<strong>und</strong>esrepublik ist Desegregation offizielles Politikziel. Allerdings, haben sich<br />

Wohnungspolitik <strong>und</strong> Städtebau nicht immer gegen Segregation gerichtet. Die Zonen<strong>und</strong><br />

Staffelbauordnungen nach dem ersten Weltkrieg hatten Segregation zumindest als<br />

ungeplante Nebenfolge, die ersten Formen von städtebaulicher Planung beruhten<br />

geradezu auf dem Prinzip, bestimmte Qualitäten für neu geplante Quartiere zu sichern<br />

(vgl. Fisch 1988). <strong>Soziale</strong> Mischung statt Segregation wurde zum Gr<strong>und</strong>prinzip

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