Soziale Integration und ethnische Schichtung - Schader-Stiftung
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5.1.4 Die Kontakthypothese<br />
45<br />
Die Konzentration in bestimmten Quartieren <strong>und</strong> die Ausbildung einer ‚Kolonie‘<br />
behindert Kontakte mit Institutionen <strong>und</strong> Individuen der dominanten Gesellschaft.<br />
Dadurch wird die Übernahme von Verhaltensweisen, normativen Orientierungen <strong>und</strong><br />
Kulturtechniken, z.B. Sprachfähigkeit behindert, also <strong>Integration</strong> erschwert. Vor allem<br />
für Kinder verschlechtern sich dadurch die Bildungschancen. Ihre Sprachbeherrschung<br />
ist dort schlechter ausgebildet, wo die meisten Spielkameraden nicht Deutsch als<br />
Muttersprache haben. Hanhörster <strong>und</strong> Mölder (2000, 393) betonen die Bedeutung des<br />
unmittelbaren Wohnumfelds, der Treppen <strong>und</strong> Hausflure, des halböffentlichen Raums,<br />
der Grünflächen <strong>und</strong> zentralen öffentlichen Orte für Kontakte zwischen Deutschen <strong>und</strong><br />
Ausländern. Stark segregierte Quartiere bieten weniger solche Chancen, was positives<br />
Lernen zwischen den Gruppen verhindere.<br />
Sämtliche Argumente, die sich darauf beziehen, daß die soziale <strong>und</strong> kulturelle<br />
<strong>Integration</strong> durch direkte Kontakte zwischen In- <strong>und</strong> Ausländern befördert werden,<br />
können unter dem Begriff ‚Kontakthypothese‘ zusammengefaßt werden. Sie bündelt die<br />
am häufigsten vorgebrachten Argumente gegen eine räumliche Konzentration von<br />
Zuwanderern in der Stadt. Wer <strong>Integration</strong> will, so der logische Schluß, muß sich gegen<br />
eine räumliche Konzentration <strong>und</strong> Absonderung stellen.<br />
Nach der ‚Kontakthypothese‘ erlaubt räumliche Nähe, alltäglich die wechselseitigen<br />
Stereotypen zu überprüfen <strong>und</strong> an der eigenen Erfahrung zu korrigieren. Die These<br />
beinhaltet implizit folgende Annahmen:<br />
- Je näher beieinander Menschen wohnen, desto häufiger haben sie Kontakte;<br />
- Je mehr Kontakte unter den Bewohnern stattfinden, desto mehr wissen sie<br />
übereinander<br />
- Je mehr Wissen, desto größer die Toleranz zwischen ihnen;<br />
- Je größer Wissen <strong>und</strong> Toleranz, desto eher findet <strong>Integration</strong>, d.h. Anpassung an die<br />
Verhaltensweisen der Einheimischen statt (Friedrichs 1977, 263)<br />
Demnach würde gemischtes Wohnen, d.h. eine möglichst gleichmäßige Verteilung der<br />
Ausländer in der Stadt, zum Abbau wechselseitiger Vorurteile <strong>und</strong> zu schnellerer<br />
<strong>Integration</strong> führen. Segregierte Gebiete verhindern Kontakte zwischen Fremden <strong>und</strong><br />
Einheimischen <strong>und</strong> daher behindern sie die <strong>Integration</strong>.<br />
5.2 Argumente für Segregation<br />
Segregation ist das sozialräumliche Muster, das sich bei ungesteuerter<br />
Wohnungsverteilung ‚natürlich‘ ergibt – um die Terminologie der Sozialökologie zu<br />
benutzen. In der Fremde fühlt sich der Fremde unter seinen Landsleuten am wenigsten<br />
fremd, dort bekommt er die für seine Eingliederung notwendigen Informationen, <strong>und</strong><br />
dort wird ihm auch nicht eine abrupte <strong>und</strong> radikale Anpassung an die Normen <strong>und</strong><br />
Gebräuche des Aufnahmelandes abverlangt.