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Soziale Integration und ethnische Schichtung - Schader-Stiftung

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Mittelstand. Letztere wollen sich sowohl von ihren eigenen Landsleuten wie von den<br />

Deutschen der Unterschicht distanzieren.<br />

57<br />

Eckert <strong>und</strong> Kißler (1997) unterscheiden in der Kölner Südstadt nach Wohndauer,<br />

Qualifikation, systemischer <strong>Integration</strong> <strong>und</strong> kultureller Distanz: deutsches<br />

Arbeitermilieu – die "Kölschen", die sich aus lokalen Eliten <strong>und</strong><br />

Unterschichtsangehörigen zusammensetzen, sich aber deutlich abzusetzen versuchen<br />

vom proletarischen Milieu – die Bürgerlichen als "etablierte Außenseiter" (ebd., 55) –<br />

die deutsche Alternativszene als die homogenste <strong>und</strong> sozial klar abgegrenzte<br />

Gruppierung – die Italiener, die sich als "Südstädter europäischer Version" bezeichnen –<br />

<strong>und</strong> schließlich Türken, die mit ihrer Infrastruktur <strong>und</strong> den internen Beziehungen am<br />

ehesten dem Bild der <strong>ethnische</strong>n Kolonie entsprechen, "welche einerseits einen<br />

Außenseiterstatus einnimmt <strong>und</strong> andererseits ein eigenständiges soziales Netz als<br />

Gr<strong>und</strong>lage für eine erkennbare Bindung an das Viertel bietet" (ebd., 70).<br />

6.4.3 Unterschied zwischen sozio-ökonomischer <strong>und</strong> <strong>ethnische</strong>r Segregation<br />

Zu groben Fehleinschätzungen führt es, wenn zwischen der <strong>ethnische</strong>n <strong>und</strong> der sozioökonomisch<br />

verursachten Segregation nicht klar unterschieden wird. In vielen Studien<br />

zu sozialen Problemen in Stadtteilen oder Quartieren wird, weil diese Unterscheidung<br />

nicht vorgenommen wird, ein hoher Ausländeranteil sogar als Indikator für einen<br />

sozialen Brennpunkt benutzt.<br />

Daß dies überhaupt so gedacht werden kann, hängt damit zusammen,<br />

- daß Zuwanderer tatsächlich in ihrer Mehrheit Randpositionen auf dem Arbeitsmarkt<br />

einnehmen, weshalb die Arbeitslosigkeit unter Ausländern auch doppelt so hoch ist wie<br />

bei Inländern,<br />

- daß die meisten Ausländer Randpositionen auf dem Wohnungsmarkt einnehmen,<br />

weshalb sie die schlechtesten Wohnungsbestände bewohnen,<br />

- <strong>und</strong> daß das Zusammenwohnen mit den Schichten der deutschen Bevölkerung, die von<br />

den gleichen sozialen Problemen belastet sind, häufig zu Konflikten führt.<br />

Aber diese Koinzidenz darf nicht mit Kausalität verwechselt werden. Zwar weisen ihre<br />

sozioökonomische Schwäche <strong>und</strong> die Diskriminierung von Ausländern ihnen sozial <strong>und</strong><br />

räumlich eine Randposition zu, wodurch sich soziale Probleme bei ihnen häufen <strong>und</strong><br />

wodurch sie in Quartieren sich konzentrieren, in denen sich auch deutsche<br />

Problemgruppen konzentrieren . Aber die Ursache dafür ist nicht ihre Herkunft, sondern<br />

ihre Position auf dem Arbeitsmarkt, versagte politische Teilhabechancen <strong>und</strong> die<br />

Diskriminierung, die mit der Rolle des ‚Ausländers‘ im Rechts- <strong>und</strong> Sozialsystem<br />

verb<strong>und</strong>en ist.<br />

Nicht nur, daß es mit zunehmender internationaler ökonomischer <strong>und</strong> kultureller<br />

Verflechtung immer häufiger auch Ausländer mit hohem Sozialstatus, mit hohem<br />

Einkommen <strong>und</strong> hoher Qualifikation gibt, mit zunehmender Aufenthaltsdauer<br />

entwickelt sich auch innerhalb der Gruppe der Zuwanderer – ähnlich wie innerhalb der

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