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Soziale Integration und ethnische Schichtung - Schader-Stiftung

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55<br />

depravierte Deutsche, die in sozial <strong>und</strong> ökonomisch ungesicherten Situationen<br />

unfreiwillig zusammen wohnen oder einen sozialen Abstieg hinter sich haben, <strong>und</strong><br />

treffen sie unter Bedingungen der Konkurrenz um Wohnungen <strong>und</strong> Arbeitsplätze<br />

aufeinander, so ist Konflikt, nicht positiver Kontakt zu erwarten (Dangschat 1998, 45ff;<br />

vgl. auch Elias/Scotson 1993).<br />

Physische Nähe spielt nicht einmal eine entscheidende Rolle dabei, ob überhaupt<br />

Kontakt zustande kommt, denn am wichtigsten ist dafür die Sprachkompetenz. Ist z.B.<br />

in Gebieten mit einer hohen Konzentration von Ausländern die soziale <strong>Integration</strong><br />

geringer, so hat dies vor allem mit Sprachkenntnissen zu tun, nicht mit dem<br />

Ausländeranteil . "Bei den Türken der ersten Generation erweist sich die<br />

Sprachkenntnis auch unter Kontrolle anderer möglicher wichtiger Individualmerkmale<br />

als der zentrale Faktor zur Erklärung der sozialen Assimilation" (Alpheis 1990, 163).<br />

Dasselbe gilt auch für die Angehörigen der zweiten Generation.<br />

Alpheis resümiert seine Untersuchung über Segregation in fünf deutschen Großstädten:<br />

"Die <strong>ethnische</strong> Struktur des Wohngebietes hat keinen nennenswerten Einfluß auf die<br />

soziale Assimilation der hier untersuchten Türken der ersten oder der zweiten<br />

Generation" (ebd., 180). Er erklärt dieses Ergebnis<br />

a) mit der Tatsache, daß es auch innerhalb der Ausländer, die eine außerordentlich<br />

heterogene Gruppe darstellen, ein individuell sehr breites Spektrum von Einstellungen<br />

<strong>und</strong> Verhaltensweisen gibt;<br />

b) damit, daß unter großstädtischen Bedingungen die Umwelt in sich außerordentlich<br />

komplex <strong>und</strong> heterogen sei;<br />

c) damit, daß unter großstädtischen Bedingungen Kontakt zwischen Angehörigen<br />

verschiedener Ethnien immer weniger auf räumliche Nähe angewiesen sei.<br />

Die Kontakthypothese ist nach Alpheis eindeutig widerlegt. "Kontaktmöglichkeiten<br />

bzw. Kontaktchancen zu Landsleuten sind ... für die Aufnahme inter<strong>ethnische</strong>r Kontakte<br />

unbedeutend" (ebd., 190). Die <strong>ethnische</strong> Struktur des Wohngebiets ist für die soziale<br />

Assimilation von Türken ohne Bedeutung. Entscheidend sind Sprachkenntnisse <strong>und</strong><br />

soziales Milieu im Elternhaus, also individuelle Sozialisationsfaktoren.<br />

6.4 Segregation bedeutet nicht immer das Gleiche<br />

Alle empirischen Untersuchungen zeigen, daß der Faktor ‚physische Nähe‘ allein<br />

keinen eindeutigen Einfluß auf die Beziehungen zwischen Ausländern <strong>und</strong> Inländern<br />

hat – wie er auf Nachbarschaftsbeziehungen generell nur einen intensivierenden, aber<br />

keinen selbständigen Einfluß hat (vgl. Hamm 1998). Dies begründet die Notwendigkeit,<br />

bei der Erklärung gelingender oder konflikthafter Beziehungen zwischen Eingesessenen<br />

<strong>und</strong> Zuwanderern weiter zu differenzieren (vgl. Siebel 2001), <strong>und</strong> zwar:<br />

6.4.1 Unterschiede nach der Art des Zustandekommens<br />

Die Wirkungen der Segregation hängen, wie bereits deutlich geworden ist, auch davon

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