12.12.2012 Aufrufe

Soziale Integration und ethnische Schichtung - Schader-Stiftung

Soziale Integration und ethnische Schichtung - Schader-Stiftung

Soziale Integration und ethnische Schichtung - Schader-Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

47<br />

Verhandlungspartner für die Regulierung von Konflikten <strong>und</strong> für den Aufbau einer<br />

auf die spezifischen Bedürfnisse der Zuwanderer bezogenen Infrastruktur.<br />

Gemeinwesenarbeit wird möglich.<br />

5.2.3 <strong>Soziale</strong> Vorzüge:<br />

• Die neu Zugewanderten erhalten in der <strong>ethnische</strong>n Kolonie Informationen, soziale<br />

<strong>und</strong> psychologische Unterstützung <strong>und</strong> praktische Hilfen in ihrer eigenen Sprache,<br />

um sich in der Fremde zurechtzufinden, <strong>und</strong> diese Hilfen werden häufig von<br />

früheren Nachbarn, Menschen aus dem gleichen Ort oder der eigenen Familie<br />

gegeben. Ein Großteil der Migrationsgeschichte ist ohnehin "eine Geschichte der<br />

Familienmigration <strong>und</strong> des Familiennachzugs" (Hanhörster/Mölder 2000, 368), <strong>und</strong><br />

die gegenwärtige Zuwanderung speist sich – sieht man von Übersiedlern aus der<br />

ehemaligen Sowjetunion ab – fast ausschließlich aus Familienzusammenführung.<br />

Die <strong>ethnische</strong> Kolonie schützt gegen soziale Isolation. Sie bietet psychische <strong>und</strong><br />

seelsorgerische Unterstützung, die gerade diejenigen, die ihre Herkunftskultur<br />

verlassen mußten <strong>und</strong> der Kultur des Aufnahmelandes noch nicht zugehören,<br />

besonders benötigen. Dies mildert die Gefahr der "Demoralisierung" unter den<br />

Einwanderern (Rex 1998, 125f) <strong>und</strong> ersetzt kommunale Sozialstationen. Die<br />

<strong>ethnische</strong> Kolonie hat also die Funktion eines ‚Erstaufnahmelagers‘.<br />

• ‚Ethnische‘ Güter <strong>und</strong> Dienstleistungen sowie soziale, kulturelle <strong>und</strong> religiöse<br />

Versammlungsorte, die den eigenen Erwartungen <strong>und</strong> Bedürfnissen entsprechen,<br />

bilden ein Stück vertrauter Heimat in der Fremde (Rex 1998, 125). Nach einer<br />

Studie in Köln waren die Befragten sogar bereit, höhere Mieten zu bezahlen, um in<br />

der Südstadt bleiben zu können "wegen der Aneignung des Raums durch die<br />

Kolonie" (Eckert/Kißler 1997, 214). Die Organisation von Selbsthilfe ist kaum<br />

möglich, wenn die, die sich gegenseitig helfen wollen, über den ganzen Stadtraum<br />

verstreut wohnen.<br />

• Die Betriebe, Geschäfte etc. der <strong>ethnische</strong>n Kolonien sind multifunktional, d.h. sie<br />

fungieren auch als Knotenpunkte von Verflechtungen <strong>und</strong> dienen so der<br />

Kommunikation <strong>und</strong> Hilfe, ähnlich der Infrastruktur in traditionellen<br />

Arbeiterquartieren oder der <strong>ethnische</strong>n Infrastruktur jüdischer <strong>und</strong> deutscher<br />

Geschäfte an der Lower Eastside um 1900 in New York (Schöning-Kalender 1988;<br />

Veraart 1988).<br />

• Eine <strong>ethnische</strong> Infrastruktur bildet auch ein attraktives Angebot für die übrige<br />

Bevölkerung einer Stadt, die die Läden, Restaurants oder Kultureinrichtungen<br />

aufsucht <strong>und</strong> so mit der Migrantenkultur in Kontakt kommt. Eine <strong>ethnische</strong> Kolonie<br />

kann also auch ein Ort der Kommunikation zwischen den Kulturen sein.<br />

5.2.4 Die Konflikthypothese<br />

Sie behauptet das genaue Gegenteil der Kontakthypothese: "Tatsächlich steht einem

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!