Chronik 2018
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18 Glisson F. Anatomia hepatis.<br />
Den Haag 1681.<br />
wurden. So beschrieb Francis Glisson bereits 1681 die Anatomie der Leber.18 Als<br />
spätere Weiterentwicklung dieses lokalistischen Krankheitsverständnisses sind<br />
die zellularpathologischen Arbeiten Rudolf Virchows (1821 – 1902) zu nennen. Die<br />
Grundidee Virchows hat bis heute nichts an Aktualität eingebüßt und findet sich<br />
in Lehrbüchern zur Pathologie ebenso wieder, wie in molekularbiologischen Ansätzen<br />
zur Entstehung von Entzündungen und Krebserkrankungen.<br />
19 Göckenjan G. Kurieren und<br />
Staat machen, Gesundheit und<br />
Medizin in der bürgerlichen Welt.<br />
Frankfurt / M 1985; 193.<br />
Blick ins Innere des Menschen<br />
Neben den Leichenöffnungen, die sich bis zum 19. Jahrhundert zu einem systematischen<br />
Bestandteil der medizinischen Forschung entwickelten, wurde das<br />
Körperinnere von Patienten durch die Entwicklung zahlreicher neuer Instrumente<br />
zugänglich. Hierdurch wurde für den medizinischen Erkenntnisgewinn sowohl<br />
in der Forschung als auch in der Behandlung eine völlig neuartige Basis geschaffen.<br />
Es stand nun nicht mehr nur die Beschreibung morphologischer Veränderungen<br />
im Vordergrund, sondern vielmehr auch die Untersuchung physiologischer<br />
oder pathophysiologischer Mechanismen sowie der Organfunktionen.<br />
Ein frühes Werkzeug der Medizin war die Magensonde. Ausgehend von ersten<br />
Geräten, die bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts entwickelt wurden,<br />
konnten die zunächst noch sehr unhandlichen und wenig anwendungsfreundlichen<br />
Instrumente durch den Einsatz von Gummi in den Folgejahren nachhaltig<br />
verbessert werden. Mehr oder weniger zufällig entdeckte Charles Goodyear 1839<br />
das Verfahren der Vulkanisation und war so in der Lage, elastischen Gummi herzustellen.<br />
Vor dem Hintergrund dieser technischen Entwicklung konnte Carl A.<br />
Ewald 1875 in seinen Forschungen einen weichen Magenschlauch einsetzen. Dieser<br />
passte sich der menschlichen Anatomie besser an und war in der Lage, sowohl<br />
die Unannehmlichkeiten der Untersuchung zu mildern als auch dem Arzt Analysen<br />
der Magenfunktion zu ermöglichen.<br />
Neben der sukzessiven Entwicklung der technischen Hilfsmittel für die Patientenuntersuchung<br />
entstand im 19. Jahrhundert eine weitere – aus heutiger<br />
Sicht selbstverständliche – Art der Diagnostik: die körperliche Untersuchung. Neben<br />
einer oberflächlichen Beobachtung durch den Arzt erfolgte der Zugang zur<br />
Krankheit lange Zeit in erster Linie über die Schilderungen des Patienten. Die Tatsache,<br />
dass die Patienten häufig sozial über den sie behandelnden Ärzten standen<br />
sowie das geltende Schamempfinden verhinderten eine körperliche Untersu-<br />
◀ Klistiere zählen zu den ältesten<br />
Darmeinlauf-Methoden. Der<br />
Einlauf erfolgt aus einem Behälter,<br />
der erhöht gehalten oder aufgehängt<br />
wird. Im Altertum wurden<br />
Einläufe vielfach mittels Flaschenkürbissen<br />
oder geschnitzten Holzgefäßen<br />
durchgeführt. Die abgebildete<br />
Klistierspritze stammt aus<br />
dem 17. Jahrhundert.<br />
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