Chronik 2018
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100 Jahre Deutsche Gesellschaft<br />
für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten<br />
Vorwort der Herausgeber<br />
Vorwort<br />
Im Jahre 2013 feiert unsere Fachgesellschaft, die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs-<br />
und Stoffwechselkrankheiten, ihren 100. Geburtstag. Diesen Jahrestag<br />
haben wir zum Anlass für eine Rückschau auf die Entwicklung unseres Faches<br />
und der Gesellschaft genommen. Das Ergebnis halten Sie in Form eines Buches in<br />
Händen, das die Geschichte der DGVS erzählt und das in Zusammenarbeit mit<br />
Neumann & Kamp Historische Projekte erstellt wurde. Die Aufarbeitung von 100<br />
Jahren DGVS hat nicht nur die Höhepunkte und Verdienste unserer Fachgesellschaft<br />
berücksichtigt, sondern erinnert auch an die nach 1933 vertriebenen und<br />
aus der Fachgesellschaft ausgeschlossenen Gastroenterologen jüdischer Herkunft<br />
und stellt sich der Verstrickung von Gastroenterologen im Dritten Reich.<br />
Die Innere Medizin in Deutschland hat, länger als vergleichbare Gesellschaften<br />
im Ausland, die Einheit ihres Faches als Ziel verteidigt und tut dies noch<br />
heute. Die Anfänge der Spezialisierung zur Gastroenterologie gehen zurück ins<br />
19. Jahrhundert. Friedrich Theodor von Frerichs begann in Breslau im Jahr 1858<br />
sein Werk Klinik der Leberkrankheiten, und Carl Anton Ewald gab im Jahr 1879 den<br />
ersten Band seiner Klinik der Verdauungskrankheiten heraus. Ismar Boas, ein Schüler<br />
Ewalds, ließ sich im Jahr 1886 als erster Spezialarzt für Magen- und Darmkrankheiten<br />
mit eigenem Labor in Berlin nieder und veröffentlichte 1890 sein<br />
Lehrbuch Allgemeine Diagnostik und Therapie der Magenkrankheiten. Den ersten<br />
Lehrstuhl für Gastroenterologie bekleidete im Jahr 1889 in New York Max Einhorn,<br />
ein Schüler von Gustav Langmann und Hospitant bei Carl A. Ewald in Berlin.<br />
Bereits 1897 gründete sich in den USA die American Gastroenterological Association<br />
unter Beteiligung von Max Einhorn und John C. Hemmeter, der in<br />
Deutschland zur Schule gegangen war. Die Japanische Gesellschaft für Gastroenterologie<br />
wurde 1902 durch Shokichi Nagayo, der in Deutschland studiert und hier<br />
zehn Jahre gelebt hatte, ins Leben gerufen. Trotz dieser deutschen Führungsrolle<br />
bei der Entwicklung des Faches erfolgte die Gründung der DGVS im Jahr 1913 im<br />
Vergleich zu den USA und Japan relativ spät. Dies war nicht zuletzt dem Widerstand<br />
von Kollegen zu verdanken, die die Einheit der Inneren Medizin gefährdet<br />
sahen und sich erst im Jahr 1912 auf die Erste Tagung für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten,<br />
also einen »Spezialkongress«, verständigen konnten. Mit<br />
ähnlicher Zielsetzung (und genauso wenig Erfolg) haben spätere Gastroenterologen<br />
versucht, die Verselbstständigung der Endokrinologie und Diabetologie aus<br />
dem Verbund der DGVS zu verhindern, so zum Beispiel 1952 Gerhardt Katsch als<br />
Präsident.<br />
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