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Chronik 2018

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Gerhardt Katsch –<br />

Biografische Skizze<br />

Gerhardt Katsch51, geboren 1887, wuchs in Berlin in einer Künstlerfamilie auf, besuchte das<br />

dort französische Gymnasium und studierte zunächst in Paris Biologie, Physik und Philosophie.<br />

1906 nahm er in Marburg das Medizinstudium auf und wechselte später nach Berlin.<br />

Dort erhielt er 1912 die Approbation und promovierte mit seiner Arbeit Beitrag zum Studium<br />

der Magenmotilität. Sein Doktorvater war Adolf Bickel, der in Berlin Pathophysiologie lehrte<br />

und sich mit der Regulation der Peristaltik im Gastrointestinaltrakt beschäftigte.<br />

Im gleichen Jahr wurde Katsch Assistenzarzt bei Gustav von Bergmann in der Medizinischen<br />

Klinik Hamburg-Altona. Von 1914 bis 1917 nahm Katsch als Sanitätsarzt am aktiven<br />

Militärdienst im Ersten Weltkrieg teil und wurde 1917 in Marburg, wo auch von Bergmann<br />

in der Zwischenzeit arbeitete, auf der Grundlage seiner bisherigen Publikationen<br />

habilitiert.52 Als von Bergmann 1920 die Leitung der Medizinischen Universitätsklinik in<br />

Frankfurt am Main übernahm, folgte Katsch als Oberarzt seinem klinischen Lehrer.<br />

Pankreaserkrankungen, Diabetes mellitus sowie funktionelle Aspekte der Magen-Darm-Erkrankungen<br />

faszinierten Katsch schon frühzeitig und blieben bis 1957 seine Arbeitsschwerpunkte.<br />

Gerhardt Katsch war sehr erfolgreich und wurde neben Hans Heinrich Berg der bekannteste<br />

und erfolgreichste Schüler Gustav von Bergmanns. 1921 wurde Katsch in Frankfurt<br />

am Main eine außerordentliche Professur übertragen, 1926 bis 1928 leitete er die Abteilung<br />

für Innere Medizin am Hospital Zum Heiligen Geist in Frankfurt. 1928 wurde er auf den<br />

Lehrstuhl für Innere Medizin an die Universität Greifswald berufen.<br />

In Greifswald entfaltete Katsch umfangreiche Aktivitäten, insbesondere für die Betreuung<br />

von Patienten mit Diabetes mellitus. So wurde 1930 nach Katschs Initiativen ein<br />

Diabetikerheim als Privatstiftung unter der Schirmherrschaft der Inneren Mission in Garz<br />

auf Rügen eröffnet, zur damaligen Zeit eine in Europa führende und vorbildhafte Einrichtung<br />

für die Diabetikerfürsorge, in der Diät, Insulingabe, körperliche Tätigkeit und konsequente<br />

Schulung entscheidende Elemente der Therapie waren.53<br />

Ohne Zweifel war Katsch einer der führenden Diabetologen und Pankreasforscher<br />

seiner Zeit; er gehört neben Oscar Minkowski und Karl Stolte zu den Begründern der Diabetologie<br />

in Deutschland.<br />

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Frühjahr 1933 trat<br />

Katsch dem Stahlhelm und dem Nationalsozialistischen Fliegerkorps (NSFK) bei, wurde<br />

später förderndes Mitglied der SS und beantragte 1937 die NSDAP Mitgliedschaft, die er erst<br />

1943 erhielt.54 In der Klinik hat er versucht, den Mitarbeitern, die jüdischer Herkunft waren<br />

und denen der Verlust der Anstellung drohte, zu helfen, soweit es ihm möglich war.55<br />

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Katsch Beratender Internist für den<br />

Wehrkreis II, führte Lazarettbesuche durch und beschäftigte sich vor allem mit der Behandlung<br />

Ulcuskranker, die er in »Spezialtruppenteilen« betreut wissen wollte.56 An einem<br />

aktiven Kommando als Sanitätsoffizier zeigte er sich ausdrücklich interessiert.57 Er beteiligte<br />

sich an der »vergleichenden Therapie« während des Krieges und hat sich mit den Folgen<br />

der Unterernährung russischer Kriegsgefangener befasst.58<br />

Am Ende des Krieges gehörte Katsch zu jenen drei Parlamentären, die der Roten<br />

Armee erfolgreich das Angebot einer kampflosen Übergabe der Stadt Greifswald überbrachten,<br />

was der Stadt, im Gegensatz zu Nachbarstädten wie Demmin und Anklam, den<br />

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