Chronik 2018
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6 Boas I. Autoergographie; 86.<br />
Die Gründung der Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten<br />
vollzog sich organisatorisch – in Analogie zur Begründung des Ersten Congresses<br />
für Innere Medizin – in zwei Schritten: »Neben der Begründung des Archivs<br />
schwebte mir seit langem der Gedanke eines Kongresses vor, in welchem die<br />
wichtigsten Themata der Verdauungs- und Stoffwechselpathologie in Form von<br />
Referaten und Diskussionen behandelt werden sollten. In dieser Hinsicht waren<br />
uns die Vereinigten Staaten von Nordamerika durch die Gründung der Gastro-Enterological<br />
Society [1897] vorangegangen.«6<br />
Zunächst konstituierte sich 1913 ein fünfköpfiger Vorstand für die Erste Tagung<br />
ueber Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten mit Carl Anton Ewald (Berlin)<br />
als erstem und Adolf Schmidt (Halle) als zweitem Vorsitzenden; dem Gremium<br />
gehörten ferner Ismar Boas (Berlin), Hugo Starck (Karlsruhe) und Curt Pariser (Bad<br />
Homburg) an.7 Neben dem Vorstand waren ein beratender Ausschuss und ein<br />
Schriftführer vorgesehen. Eine gemeinsame Sitzung erfolgte während des ersten<br />
Kongresses 1914.<br />
Es war der zweite Pfingstfeiertag 1912, als sich in Bad Homburg erstmals die<br />
Initiatoren des ersten Kongresses für das neue Fachgebiet trafen und die Tagung<br />
für 1914 beschlossen.8 Curt Pariser gelang die Vermittlung zwischen den führenden<br />
Persönlichkeiten, 1913 den ersten Vorstand zu gründen und die Voraussetzungen<br />
für die ersten Schritte zur Realisierung der Veranstaltung zu schaffen.9 Die<br />
neue Vereinigung verstand sich, ganz im europäischen Sinne, als übernational.<br />
Eine Festlegung auf eine Nation wurde nicht erwähnt, den Zusatz »Deutsch« erhielt<br />
die Gesellschaft erst 25 Jahre später nach der 14. Tagung 1938. Die Tagungen<br />
sollten – einer Anregung des Berliner Internisten Paul F. Richter folgend – ab 1923<br />
abwechselnd in Berlin und Wien stattfinden, zudem wurde 1928 in Amsterdam<br />
(Vorsitz Albert Abraham Hijmans van den Bergh) und 1930 in Budapest (Vorsitz<br />
Alexander Baron von Korányi) getagt.10 Inhaltlich verfolgte die Gesellschaft seit<br />
ihren Anfängen insbesondere unter Einbeziehung der Chirurgen und Pathologen<br />
einen interdisziplinären Ansatz.11 Bei der 9. Tagung 1929 in Berlin hatte deshalb<br />
der aus Österreich stammende Chirurg Hans von Haberer das Amt des Vorsitzenden<br />
inne.12<br />
Die Bestrebungen um das Spezialfach Gastroenterologie fanden 1924 während<br />
des 43. Deutschen Ärztetages in den Leitsätzen zur Facharztfrage (Bremer<br />
Richtlinien) ihren Niederschlag: Es wurde der Facharzt für »Magen-, Darm- und<br />
7 Tagesnachrichten, Tagung für<br />
Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten.<br />
Arch f Verdauungskr.<br />
1913; 19: 812.<br />
8 Ewald CA. [Vortrag]. Eröffnungsrede,<br />
1. Tagung, Bad Homburg<br />
1914. In: Verhandlungen der<br />
Ersten Tagung über Verdauungsund<br />
Stoffwechselkrankheiten. Berlin<br />
1916; 6.<br />
9 Boas I. Autoergographie; 87.<br />
10 Ebd.<br />
11 Boas I. Eröffnungsrede, 2.<br />
Tagung, Bad Homburg 1920 [Vortrag].<br />
In: Classen M, Hg. Tagungen<br />
der Deutschen Gesellschaft<br />
für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten,<br />
Band 1, 1914 – 1969.<br />
Gräfelfing 1987; 17.<br />
12 v. Haberer H. Eröffnungsrede,<br />
9. Tagung, Berlin 1929 [Vortrag].<br />
In: Ebd.; 59 – 61.<br />
13 Taunusbote, 20.04.1914<br />
14 Opitz K. Rechte und Pflichten<br />
der Ärzte und Zahnärzte, Auf<br />
Grund amtlichen Materials. Berlin<br />
1926; 29.<br />
15 Ebd.; 28 – 29.<br />
16 Boas I. Autoergographie; 87.<br />
17 Verh Ges Verd Stoffwechselkr,<br />
V. Tagung in Wien 1925. Leipzig<br />
1926.<br />
18 Verh Ges Verd Stoffwechselkr.<br />
IX. Tagung in Berlin 1929. Leipzig<br />
1930; 36.<br />
19 Verh Ges Verd Stoffwechselkr.<br />
X. Tagung in Budapest 1930. Leipzig<br />
1931; 29.<br />
20 Ebd.<br />
◀◀ Kurhaus und Kurpark Bad<br />
Homburg. Hier fand die erste<br />
Tagung der DGVS 1914 statt.<br />
◀ Titelseite des Programms der<br />
ersten Tagung über Verdauungsund<br />
Stoffwechselkrankheiten. Verschiedene<br />
Szenen in antikisierender<br />
Manier zeigen verspielt-ironisch<br />
verschiedene Größen und Pioniere<br />
der Gastroenterologie, u. a. Ismar<br />
Boas und Carl Anton Ewald (oben<br />
links) sowie Hermann Strauß (darunter).<br />
Ebenso können Anspielungen<br />
auf Max Einhorn und den<br />
Namen Carl von Noordens entdeckt<br />
werden. Das Blatt ist C. P.<br />
(Curt Pariser) gewidmet.<br />
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