Chronik 2018
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22 Teichmann W. Zum 25jährigen<br />
Bestehen; 162.<br />
23 Gesetzblatt der DDR, 1968.<br />
Teil II, Nr. 127 vom 13.12.1968.<br />
Verordnung über die wissenschaftlichen<br />
Mitarbeiter an den<br />
wissenschaftlichen Hochschulen –<br />
Mitarbeiterverordnung.<br />
24 Vgl. Statistisches Jahrbuch<br />
1982; 53.<br />
schwierig, da diese häufig im Zoll »verloren gingen«.18 Doch diejenigen Medien<br />
aus dem Westen, die den DDR-Wissenschaftlern zur Verfügung standen, verhalfen<br />
ihnen zu Vorteilen gegenüber den Kollegen aus den anderen Ostblockstaaten. Am<br />
besten zugänglich waren Westpublikationen für die Mitarbeiter der Ost-Berliner<br />
Charité, die als Hauptstadtinstitution eine Sonderrolle genoss. Problematischer<br />
war der freie Zugang zu aktueller Forschungsliteratur in den anderen Universitätskliniken;<br />
unten in der Hierarchie standen die Polikliniken.<br />
Wie auch die Bundesrepublik haderte die DDR mit dem Verlust des internationalen<br />
Rufes Deutschlands als Wissenschaftsstandort. Insbesondere die Gastroenterologie,<br />
die über Jahrzehnte eine deutsche Paradedisziplin war, sollte wieder<br />
an die Spitze geführt werden. 1967 musste die »Problemkommission für Gastroenterologie«<br />
in ihrer Analyse zur Forschertätigkeit feststellen, dass die gastroenterologische<br />
Ausbildung und Forschung »nicht entsprechend dem internationalen<br />
Höchststand entwickelt [ist]«, ergänzte aber, dass »die DDR-Forschung [...] trotz<br />
mancher hinderlicher Umstände eine beachtliche Position wieder errungen<br />
[hat].«19 Auch wenn sie wegen mangelnder Gelder und schlechter Grundausstattung<br />
nicht an den westlichen Standard anknüpfen konnte, erzielte die<br />
gastroenterologische Forschung der DDR – dank großen Engagements und Improvisation<br />
– eindrucksvolle Ergebnisse. Exemplarisch sind der Bereich der pädiatrischen<br />
Gastroenterologie und das Thema »Malabsorption und Eiweißexsudation<br />
in den Dünndarm« zu nennen, auf beiden Gebieten wurde in Jena gearbeitet.<br />
1968 bedeutete die III. Hochschulreform schließlich die endgültige Anpassung<br />
der Hochschulen an das System.20 Die experimentelle und klinische Forschung<br />
wurde sukzesszive von den medizinischen Bereichen, die ebenfalls im<br />
Zuge der Reform aus den Fakultäten hervorgegangen waren, zur Akademie der<br />
Wissenschaften (AdW) verlagert. Diese genoss aufgrund ihres privilegierten Standes<br />
in der Folgezeit internationale Anerkennung. Die universitäre Forschung<br />
musste hingegen auf ihre hauseigenen Gelder zurückgreifen und konnte nur in<br />
einem finanziell streng reglementierten Rahmen Forschungsarbeit betreiben.<br />
Während des 7. Gastroenterologenkongresses der DDR 1977 wurde beschlossen,<br />
zur Würdigung langjähriger und verdienstvoller Arbeit im Rahmen der Gesellschaft<br />
die »Boas-Medaille« zu verleihen.22<br />
Kapitel 5<br />
▶ + ▶▶ Seit 1962 fanden alle zwei<br />
Jahre in Bad Berka die »Berkaer<br />
Gespräche« in enger Zusammenarbeit<br />
mit der Gesellschaft für Gastroenterologie<br />
und der Sektion für<br />
Endoskopie statt. Nach der Auflösung<br />
der Gesellschaft 1990 wurden<br />
die Tagungen von 1994 bis 2002<br />
als selbstständige Veranstaltungen<br />
weitergeführt. Die klassischen<br />
Dichter auf den Programmen sollten<br />
die Assoziation zur »humanistischen«<br />
Umgebung Weimars<br />
wecken.<br />
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