Chronik 2018
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Ausbildung<br />
Für Medizinstudenten gab es neun Ausbildungsorte in der DDR. Die Universitäten<br />
Rostock, Greifswald, Berlin, Leipzig, Jena, Halle-Wittenberg und die Medizinischen<br />
Akademien Dresden, Erfurt und Magdeburg. Einen Studienplatz zu bekommen<br />
war schwierig, gesellschaftliches und politisches Engagement im Sinne der<br />
DDR-Regierung war hilfreich. Neben exzellenten schulischen Leistungen war bei<br />
den männlichen Bewerbern eine vorherige dreijährige NVA-Dienstzeitverpflichtung<br />
Voraussetzung. Auch die Herkunft der Eltern war in der vermeintlich klassenlosen<br />
Gesellschaft ein Kriterium: Arbeiterkinder erhielten in der Regel leichter<br />
einen Studienplatz als die Kinder aus Akademikerfamilien.<br />
Die Parteiführung sah für Akademiker aller Fachrichtungen »marxistisch-leninistische<br />
Pflichtveranstaltungen« (ML) sowie Unterricht in russischer<br />
Sprache vor, um auf Grundlage der sozialistischen Weltanschauung international<br />
bestehen zu können. Wer dann an den Universitäten Karriere machen wollte, hatte<br />
klare Vorgaben zu erfüllen: »Voraussetzungen der Tätigkeit der wissenschaftlichen<br />
Mitarbeiter sind ein hohes sozialistisches Staatsbewusstsein und die Bereitschaft<br />
und Fähigkeit zur sozialistischen Erziehung der Studenten.«23<br />
25 Vgl. Weil F. Zielgruppe Ärzteschaft,<br />
Ärzte als inoffizielle<br />
Mitarbeiter des Ministeriums für<br />
Staatssicherheit der DDR. Göttingen<br />
2008; 15.<br />
26 Zeitzeugengespräch mit Rüdiger<br />
Nilius, 6.2.2013.<br />
27 Ebd.<br />
28 Zeitzeugengespräch mit Julius<br />
Schoenemann, 12.12.2012.<br />
29 Vgl. Schoenemann J. <strong>Chronik</strong><br />
der Gesellschaft für Gastroenterologie<br />
der DDR; 7 f.<br />
Medizinische Betreuung und klinische Praxis<br />
Um die Gesundheit der DDR-Bürger kümmerten sich Anfang der 1970er Jahre etwas<br />
mehr als 27.000 Ärzte – fast doppelt so viele wie 1960.24 Mitte der 1980er Jahren<br />
zählte die DDR-Ärzteschaft rund 40.000.25<br />
In den Abteilungen für Innere Medizin der Kliniken gab es stets Sektionen<br />
für Gastroenterologie, allerdings war das Fachgebiet nicht in dem Maße autark<br />
wie in der BRD – die »Gesamtheit der Inneren Medizin« war in der DDR stark ausgeprägt.26<br />
Die Charité in Ost-Berlin arbeitete auf internationalem Niveau. In den<br />
Universitätskliniken Leipzig, Rostock und Jena war die Situation weniger günstig<br />
– das Berliner Klinikum wurde bei der Verteilung der knappen Ressourcen eindeutig<br />
bevorzugt – aber moderne Medizin im Sinne eines »Tagesgeschäftes« wurde<br />
auch hier praktiziert. Unterschiede in der Patientenbehandlung zwischen Ost<br />
und West gab es nur bei wenigen Krankheiten, für deren Behandlung modernste<br />
Technik oder in der DDR nicht verfügbares Gerät oder Medikamente notwendig<br />
waren.<br />
◀◀ Das erste bilaterale Symposium<br />
mit Gastroenterologen der DDR<br />
und der ČSSR wurde 1973 in Karlsbad<br />
veranstaltet. Bis 1989 fanden<br />
acht dieser Symposien im Wechsel<br />
in Karlsbad und in Bad Berka statt.<br />
◀ Die Gründung und die erste<br />
gemeinsame Veranstaltung der<br />
Arbeitsgemeinschaft endoskopierender<br />
Gastroenterologen fand<br />
1967 in Magdeburg statt. Es<br />
folgten neun Fortbildungs- bzw.<br />
Arbeitstagungen mit Themen aus<br />
dem Gesamtgebiet der gastroenterologischen<br />
Endoskopie.<br />
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