Chronik 2018
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Adolf Schmidt<br />
1865 – 1918<br />
In der »Tagesnachricht« des Archivs für Verdauungskrankheiten, in der 1913 zur Ersten Tagung<br />
für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten eingeladen wurde, wird Adolf Schmidt<br />
neben dem Vorsitzenden Carl A. Ewald als zweiter Vorsitzender genannt.39 Schmidt, 1865 in<br />
Bremen geboren, war an den Medizinischen Kliniken in Breslau bei F. von Müller, in Berlin<br />
bei C. Gerhardt und vor allem in Bonn bei F. Schultze zum Internisten ausgebildet und 1894<br />
in Bonn habilitiert worden.40 Von 1907 bis 1918 hatte Schmidt das Amt des Ordinarius für<br />
Innere Medizin an der Universität Halle inne und übernahm zum 1. Juni 1918 die Leitung<br />
der Medizinischen Klinik an der Universität Bonn.41<br />
Adolf Schmidt beschäftigte sich frühzeitig gemeinsam mit seinem Kollegen Julius<br />
Strasburger mit der Pathologie des Dickdarms, der funktionellen Darmdiagnostik und besonders<br />
mit dem Problem der intestinalen Dyspepsie.42 Seine Beiträge trugen wesentlich<br />
zur Verbesserung und Verfeinerung der Darmdiagnostik in der damaligen Zeit bei. Er entwickelte<br />
eine spezielle Probekost (Schmidt-Strasburger Diät) zur standardisierten Stuhluntersuchung<br />
und befasste sich mit den schweren entzündlichen Dickdarmerkrankungen.<br />
1903 veröffentlichte er zusammen mit Strasburger das Werk Die Faezes des Menschen im<br />
normalen und krankhaften Zustande mit besonderer Berücksichtigung der klinischen Untersuchungsmethoden.<br />
Schmidts im gleichen Jahr erschienene Funktionsprüfung des Darmes mittels<br />
Probekost war zur damaligen Zeit wegweisend und wurde 1906 ins Englische übersetzt.<br />
1912 / 13 folgte die Klinik der Darmkrankheiten, 1921 in zweiter Auflage von Carl von Noorden<br />
herausgegeben.43 1914 hielt Schmidt anlässlich der Ersten Tagung für Verdauungs- und<br />
Stoffwechselkrankheiten in Bad Homburg den Hauptvortrag über Die schweren entzündlichen<br />
Erkrankungen des Dickdarmes, in dem er sich eingehend mit der Colitis ulcerosa auseinandersetzte.44<br />
Schmidt gehörte ab 1905 zu den Mitherausgebern des Archivs für Verdauungskrankheiten.<br />
Adolf Schmidt – wissenschaftspolitisch engagiert – begründete 1913 den Medizinischen<br />
Fakultätentag in Halle, an dem unter seinem Vorsitz Vertreter von 20 Medizinischen<br />
Fakultäten Deutschlands teilnahmen.45 Die Adolf Schmidt-Medaille verleiht der Medizinische<br />
Fakultätentag seit dem Jahr 2000.<br />
Am 11. November 1918 nahm sich Adolf Schmidt mit 52 Jahren aus offensichtlicher<br />
Enttäuschung über den Ausgang des Ersten Weltkrieges das Leben.46<br />
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