Chronik 2018
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35 van der Reis V. Demonstration<br />
des optischen Prinzips eines biegsamen<br />
Gastroskopes. Medizinischer<br />
Verein Greifswald, 14. Jan.<br />
1927. Med. Klinik 1927; 23: 534.<br />
van der Reis V. Die Darmbakterien<br />
und ihre klinische Bedeutung.<br />
Ergeb Inn Med Kinderheilkd 1925;<br />
27: 77 − 168. Vgl. Ewert G, Ewert<br />
R. Emigranten der Medizinischen<br />
Universitätsklinik Greifswald in<br />
der Zeit des Nationalsozialismus,<br />
Viktor van der Reis, Alfred Lublin,<br />
Heinrich Lauber. Berlin 2011;<br />
13 − 40.<br />
36 Schwoch R, Hg. Berliner jüdische<br />
Kassenärzte und ihr Schicksal<br />
im Nationalsozialismus; 237.<br />
37 Ebd.; 824.<br />
38 Ebd.; 198.<br />
38 Auswertung der Ergebnisse aus<br />
Schwoch R, Hg. Berliner jüdische<br />
Kassenärzte und ihr Schicksal im<br />
Nationalsozialismus.<br />
▶ Einer von zahlreichen deutschen<br />
Medizinern, die Opfer des NS-Regimes<br />
wurden, war Siegfried Thannhauser.<br />
Bis 1933 war er einer der<br />
führenden Stoffwechselforscher im<br />
Deutschen Reich, dann wurde er<br />
degradiert. Thannhauser konnte<br />
1935 in die USA emigrieren, wo er<br />
in Boston weiter forschte.<br />
schen Untersuchung des Dünndarms. Seit 1928 leitete er die Medizinische Klinik<br />
des Städtischen Krankenhauses in Danzig. 1939 wurde er unmittelbar nach der<br />
Besetzung der Stadt durch die Wehrmacht verhaftet und konnte, nach erfolgreicher<br />
Flucht auf dem Transport ins Konzentrationslager Stutthof, mit Hilfe von<br />
Freunden über Italien nach Brasilien ausreisen. Seit 1943 Direktor des Institut Pinheiros<br />
in São Paulo zog er es nach dem Krieg vor, nicht nach Deutschland zurückzukehren.35<br />
Alfred Frank (1882 – 1943), Internist und Facharzt für Magen- und Darmkrankheiten<br />
und ab 1939 als »Krankenbehandler« tätig, wurde am 12. März 1943 mit<br />
dem 36. Transport in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und ermordet.36<br />
Ebenso der aus Breslau stammende Max Schreuer (1874 – 1943), der ab 1941 in<br />
seiner Profession bleibend als »Krankenbehandler« für Magen- und Darmkrankheiten<br />
in Berlin jüdische Patienten behandelte. Auch er fiel dem Rassenwahn zum<br />
Opfer und wurde am 3. Oktober 1942 mit dem dritten großen Alterstransport in<br />
das KZ Theresienstadt deportiert, wo er acht Monate später umkam.37<br />
Hans Ury (1873 – 1937), ein bekannter Berliner Gastroenterologe, Mitglied der<br />
Gesellschaft sowie Schüler und enger Mitarbeiter von Ismar Boas, teilte das<br />
Schicksal seines Lehrers. Der niedergelassene Facharzt für Magen- und Darmkrankheiten<br />
und Röntgenarzt beging 1937 Selbstmord.<br />
Ismar Isidor Boas (1858 – 1938), der Gründer der DGVS und langjährige Schriftleiter<br />
des Archivs, nahm sich in Wien das Leben.<br />
Rudolf Ehrmann (1879 – 1963), Ärztlicher Direktor von 1917 bis 1933 in der Abteilung<br />
für Innere Medizin I im Städtischen Krankenhaus Neukölln, gelang es<br />
noch im Kriegsjahr 1939 über Großbritannien in die USA zu emigrieren. Dort gehörte<br />
er zu den gefragtesten Ärzten und war u. a. Hausarzt von Albert Einstein und<br />
Fritz Kreisler.38<br />
Einen besonderen Schicksalsweg ging Felix Meyer (1876 – 1955). Er hatte in<br />
Würzburg studiert und war seit 1919 als Internist und Facharzt für Magen- und<br />
Darmkrankheiten tätig. Von 1939 bis 1943 wirkte er als »Krankenbehandler« auf<br />
dem Gebiet der Inneren Medizin. Doch auch ihn ereilte das Schicksal von so vielen<br />
– er wurde am 15. Oktober 1943 mit dem 97. Alterstransport in das KZ Theresienstadt<br />
deportiert. Diese unvorstellbare Zeit überlebte er jedoch und kehrte 1945<br />
nach Berlin zurück, wo er bereits im selben Jahr wieder als Internist und Facharzt<br />
für Magen- und Darmkrankheiten praktizierte.39<br />
Kapitel 3<br />
▶▶ Viktor van der Reis war Gastroenterologe<br />
in der Freien Stadt<br />
Danzig. Als Danzig 1939 an das<br />
Deutsche Reich angeschlossen<br />
wurde, wurde van der Reis verhaftet.<br />
Auf dem Transport ins KZ<br />
Stutthof konnte er fliehen und<br />
erreichte schließlich Brasilien. 1943<br />
wurde er Direktor des Institut Pinheiros<br />
in São Paulo. Im Bild: van<br />
der Reis in Brasilien (links).<br />
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