Das Internet im pädagogischen Diskurs - Mediaculture online
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VON GOTTBERG plädiert dafür, statt Max<strong>im</strong>alforderungen in deutschen Gesetzen<br />
Mindeststandards auf internationaler Ebene anzustreben; noch wichtiger als dies sei<br />
jedoch ein Jugendschutz, der am Nutzer (und nicht am Anbieter) ansetze; hier stehe<br />
Gesellschaft in der Verantwortung, medienpädagogische Maßnahmen finanziell zu fördern<br />
- und zwar nicht nur, wie es bisher oft geschehen sei, nur binnen einer kurzen Zeitspanne<br />
nach der Einführung je neuer Medien. 52<br />
Brechen wir also hier die Betrachtung des (meta-)<strong>pädagogischen</strong> <strong>Diskurs</strong>es über<br />
Chancen, Grenzen und Gefahren einer politischen Regulierung des Netzes ab und<br />
wenden uns Jugendschutz-Konzepten zu, die be<strong>im</strong> Nutzer ansetzenden. Damit sind wir<br />
wieder bei der Kontroverse zwischen Bewahrpädagogik und Erziehung zur<br />
Medienkompetenz angelangt - nebst den vielen Mischformen, wie etwa BAACKEs oben<br />
beschriebener Doppelstrategie.<br />
FASCHING wirft bewahr<strong>pädagogischen</strong> Strategien zwar überzogene Befürchtungen vor,<br />
selbst aber möchte er die potentielle Gefährlichkeit medialer Inhalte am historischen<br />
Beispiel des Einsatzes von Massenmedien „zur Verbreitung von Propaganda und zur<br />
Gleichschaltung der Bevölkerung <strong>im</strong> Dritten Reich“ belegen, um daraus die Wichtigkeit<br />
einer Erziehung zur Medienmündigkeit abzuleiten. Ob der „kritische Umgang mit<br />
schockierenden und abstoßenden Darstellungen, die der menschlichen Natur<br />
zuwiderlaufen [sic!]“ bzw. die Bewältigung traumatischer Erfahrungen gelernt und<br />
pädagogisch vermittelt werden kann, wird hier offen gelassen - nicht aber die<br />
Notwendigkeit, Kinder und Jugendliche per Aufsicht und Zugangsbeschränkungen von<br />
„ihrer Entwicklungsstufe nicht angemessenen Publikationen“ fernzuhalten. 53<br />
In Umkehrung des bewahr<strong>pädagogischen</strong> Arguments, das <strong>Internet</strong> sei aufgrund seiner<br />
jugendgefährdender Inhalte aus Schule und Jugendarbeit zu verbannen, spricht sich<br />
FASCHING gerade für eine pädagogisch angeleitete und unterstützte Erforschung des<br />
Netzes aus: Pädagogische Kontrolle und Intervention sei hier leichter als dort, wo erste<br />
52 vgl. VON GOTTBERG 1997, S. 82f.<br />
53 FASCHING 1997, S. 69 und S. 95 - problematisch erscheint mir sowohl das hier durchsch<strong>im</strong>mernde<br />
naturalistisch-objektivistische Menschenbild als auch der kurzschlüssige Bezug zur Nazizeit. Die<br />
gesamtgesellschaftlichen Lernprozesse <strong>im</strong> Umgang mit audiovisuellen Massenmedien, die sich seit 1945<br />
vollzogen haben (und sich etwa <strong>im</strong> Siegeszug der ironischen Brechung in der Werbung manifestieren),<br />
und die zunehmende Individualisierung und ‘Entmassung’ der Medien (radikalisiert durch das <strong>Internet</strong>),<br />
verbieten m.E. solche Parallelisierungen<br />
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