Das Internet im pädagogischen Diskurs - Mediaculture online
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JOSEF RÖLL. Gegen die These einer virtualitätsbedingten Entfernung des Menschen von<br />
seinen natürlichen Lebensgrundlagen 100 betont SCHORB hier den Lernwert von<br />
S<strong>im</strong>ulationen ökologischer Prozesse, besteht aber auf einer kategorischen Trennlinie<br />
zwischen real und virtuell: Aufgabe des Mediums sei es, auf etwas anderes zu verweisen,<br />
nämlich auf die - wenn schon nicht objektiv, so doch zumindest intersubjektiv gegebene -<br />
reale Realität. RÖLL vertritt dagegen Positionen in der Nähe von TURKLE, wenn er auf<br />
die Funktion virtueller Realitäten als Übungsfeld für Sexualität und Selbstbewusstsein, die<br />
Verneinung einer grundsätzlichen Differenz zwischen unmittelbarer und medial<br />
vermittelter Interaktion und den Trend einer Entgrenzung des Körperkonzepts vom<br />
materiellen Körper abhebt.“ 101<br />
Während der <strong>Diskurs</strong> von Körper und Mediatisierung/Virtualität bei SCHORB/RÖLL wie<br />
auch <strong>im</strong> außer<strong>pädagogischen</strong> <strong>Diskurs</strong> 102 auf hohem Niveau geführt wird, finden sich bei<br />
OPASCHOWSKI und bei ZÖPFL dazu lediglich Listen diverser angeblich medien- (und<br />
das heißt hier meist: fernseh-) bedingter körperlicher Schädigungen und<br />
psychosomatischen Beschwerden 103 - man fühlt sich unweigerlich an eine historische<br />
Kollektion pädagogischer Mahnungen vor Masturbationsfolgen erinnert, aber auch an die<br />
reformpädagogische Kritik der Gesundheitsgefährdung durch die ‘Paukschule’. 104 Bei<br />
ZÖPFL sollen diese Auflistungen „beweisen“, dass „zu großer Medienkonsum zu<br />
Bequemlichkeit, Verweichlichung [sic!] sowie [...] zu mangelnder Frustrationstoleranz“<br />
führe. 105 Als Ziel erscheint bei beiden eine negative Medienpädagogik: eine Erziehung, die<br />
zu weniger Medienkonsum und mehr unmittelbarer zwischenmenschlicher<br />
Kommunikation, mehr körperlicher Betätigung und mehr Naturerfahrung anleitet. 106<br />
100 so etwa aufgestellt von PROVENZO (nach TURKLE 1998, S. 457)<br />
101 vgl. SCHORE/RÖLL 1999, S. 13ff.; hier noch ein kleiner Ausschnitt zur Illustration der Differenz<br />
zwischen SCHORBS eher materialistischer und RÖLLs konstruktivistischer Perspektive: (Einwurf<br />
SCHORB:) „Fett bleibt fett“ - (RÖLL:) „‘Fett is beautiful’ [...] es ist nichts so gegeben, dass es so sein<br />
muss“ (a.a.O., S. 15)<br />
102 neben den <strong>im</strong> <strong>pädagogischen</strong> <strong>Diskurs</strong> präsenten Nicht-PädagogInnen TURKLE, VOGELGESANG und<br />
DÖRING wären hier u.a. BÜHL und LOVINK/SCHULTZ zu nennen<br />
103 vgl. ZÖPFL 1997, S. 88f. sowie OPASCHOWSKI 1999, S. 86 - siehe auch kritisch dazu oben unter<br />
3.2.3.<br />
104 vgl. OELKERS 1989, S. 61<br />
105 ZÖPFL 1997, S. 88<br />
106 vgl. OPASCHOWSKI 1999, 5. 88ff. sowie ZÖPFL, S. 91 f.<br />
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