Das Internet im pädagogischen Diskurs - Mediaculture online
Das Internet im pädagogischen Diskurs - Mediaculture online
Das Internet im pädagogischen Diskurs - Mediaculture online
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />
sensualium pictus’, die als Vorläuferin aller illustrierten Lehrbücher gelten kann. 164 Der<br />
<strong>Diskurs</strong> des anschaulichen Lernens durch Medien hat somit eine lange Tradition;<br />
insbesondere <strong>im</strong> Rahmen der Reformpädagogik wurden die Vorzüge des Lernens mit<br />
mehreren Sinnen, auf mehreren Wahrnehmungsebenen hervorgehoben. 165<br />
So werden denn auch in der <strong>pädagogischen</strong> Diskussion um anschauliches Lernen durch<br />
Mult<strong>im</strong>edialität als deren Pluspunkte verbesserte Darstellungsweisen z.B. durch<br />
dreid<strong>im</strong>ensional rotierbare Computerdarstellungen und VR-Technologie angeführt (etwa<br />
bezogen auf „die Entstehung molekularer Strukturen oder die Lebensverhältnisse in<br />
mittelalterlichen Feudalstaaten“ 166 )<br />
Dadurch seien Gewinne an Motivation und effizienteres Lernen zu erwarten - und damit<br />
einhergehend ein Attraktivitätsverlust des frontalen Tafelunterrichts. 167 KÜBLER weist hier<br />
darauf hin, dass Mult<strong>im</strong>edialität „keine neue pädagogische Qualität“ sein könne 168 ; dies gilt<br />
erst recht aus einer konstruktivistischen Perspektive, in der aktive Rezipientlnnen selbst<br />
Bedeutungen erst konstruieren. (Da Mult<strong>im</strong>ediaanwendungen auf CD-ROM schon deutlich<br />
vor dem <strong>Internet</strong> auf breiter Basis pädagogisch genutzt wurden, können wir ergänzen:<br />
Mult<strong>im</strong>edialität ist auch keine internetspezifische Qualität.) Gerade in Argumentationen<br />
auf der Grundlage konstruktivistischer Lerntheorien werden jedoch die didaktischen<br />
Qualitäten mult<strong>im</strong>edialer Lernumgebungen hervorgehoben; hier kommt aber nicht mehr<br />
der Mult<strong>im</strong>edialität <strong>im</strong> engeren Sinne (also Mult<strong>im</strong>odalität und Multicodierung), sondern<br />
der Eigenaktivität des Lernenden bzw. dem interaktiven Potential des Mediums zentrale<br />
Bedeutung zu. 169<br />
FASCHING spricht dem <strong>Internet</strong> aus didaktischer Perspektive eine dreifache Interaktivität<br />
zu: Nutzerinnen könnten erstens Inhalte auswählen (‘selektive Interaktivität’ nach<br />
164 vgl. SCHORB 1995a, S. 17 - SCHORB weist hier darauf hin, das Medien als Anschauungsmittel eine<br />
noch wesentlich ältere, bis zu den Höhlenmalereien des Cromagnonmenschen zurückreichende<br />
Geschichte hätten<br />
165 vgl. OELKERS 1989, S. 34ff.; eine Abhandlung aus psychologischer Sicht, die Alltagstheorien über die<br />
didaktischen Vorzüge von Multicodierung und Mult<strong>im</strong>odalität durch empirisch-wissenschaftliche<br />
Argumente unterfüttert, findet sich bei WEIDENMANN (1995)<br />
166 SCHORB 1995b, S. 24<br />
167 vgl. ebd. sowie AUFENANGER 1995, S. 58ff. und SCHWAB/STEGMANN 1999, S. 197<br />
168 KÜBLER 1997b, S. 55<br />
169 vgl. SCHWAB/STEGMANN 1999, S. 188 sowie FEUERSTEIN 1999, S. 183ff.<br />
57