Das Internet im pädagogischen Diskurs - Mediaculture online
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http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />
unter SchülerInnen <strong>im</strong> <strong>Internet</strong>). Statt dessen plädiert GÖTZ-HENRICH unter<br />
Bezugnahme auf ein Symposium der badenwürttembergischen CDU-Landtagsfraktion<br />
dafür, dass „zwei Begriffe, die ins Abseits zu geraten drohen, wieder in den Mittelpunkt<br />
gerückt werden: Konsens und Gemeinwohl“. 131 Der alte Wein des - an kommunitaristische<br />
<strong>Diskurs</strong>e anschlussfähigen - Wertkonservativismus <strong>im</strong> neuen Schlauch des globalen<br />
Dorfs: Viel mehr hat GÖTZ-HENRICH hier m.E. nicht zu bieten. Dagegen finden sich bei<br />
SCHINDLER konkrete Hinweise, wie das <strong>Internet</strong> BRECHTs Utopie vom polydirektionalen<br />
Rundfunk verwirklichen könne - durch Mitgestaltung des Netzes und durch seine In-<br />
Dienst-Nahme für niederschwelliges Publizieren. 132<br />
Gegen die von AUFENANGER, GÖTZ-HENRICH und SCHINDLER vertretene These vom<br />
demokratischen Potential des <strong>Internet</strong> n<strong>im</strong>mt MIKOS Stellung: Die ungefilterte Vielfalt<br />
nebeneinander stehender Meinungen führe zu einem Rückgang argumentativer <strong>Diskurs</strong>e<br />
<strong>im</strong> Netz, durch unterschiedliche Zugangsmöglichkeiten komme es ferner zu einer<br />
Spaltung der Gesellschaft in Informationsproduzenten und Informationskonsumenten. 133<br />
Hieraus wird wiederum medienpädagogischer Handlungsbedarf - die Vermittlung von<br />
Recherche-, Selektions- und Validierungskompetenzen sowie der Einsatz für sozial<br />
universalen Netzzugang - gefolgert.<br />
Während wir die These, dass das <strong>Internet</strong> kein Medium für <strong>Diskurs</strong>e sei, oben unter 3.3.<br />
dekonstruiert haben, ist mit einer Spaltung der Mediennutzerinnen in ‘Sprechende’<br />
(Produzentlnnen) und ‘Hörende’ (Konsumentinnen) m.E. zumindest insoweit zu rechnen,<br />
dass von einer zunehmenden ‘Konzentration des Kapitals Aufmerksamkeit’ ausgegangen<br />
werden kann und es zumindest fraglich ist, ob eine ‘sprechende’ Nutzung, ob<br />
kommunikative Interaktivität sich in allen Bevölkerungsgruppen durchsetzen wird. Damit<br />
sind wir be<strong>im</strong> Themenkomplex einer internetbedingten Polarisierung der (Welt-)<br />
Gesellschaft bzw. der Exklusion aus dem System <strong>Internet</strong> angelangt.<br />
<strong>Das</strong> Motiv einer drohenden Wissenskluft, einer Halbierung von Gesellschaft entlang der<br />
Achse ‘Zugang zum <strong>Internet</strong>’ bzw. ‘Zugang zu relevanten Prozessen <strong>im</strong> <strong>Internet</strong>’ wird in<br />
zahlreichen <strong>pädagogischen</strong> <strong>Diskurs</strong>beiträgen aufgenommen: so z.B. bei AUFENANGER,<br />
131 GÖTZ-HENRICH 1996, S. 218f.<br />
132 vgl. SCHINDLER 1997, S. 427f.<br />
133 vgl. MIKOS 1997, S. 64 (mit Rekurs auf BÜHL, ESPOSITO sowie auf Beiträge in MÜNKER/ROESLER<br />
1997)<br />
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