Das Internet im pädagogischen Diskurs - Mediaculture online
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http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />
Netzerfahrungen außerinstitutionell gesammelt würden, durchzuführen - z.B. mittels<br />
Inhaltssperrungen und Aufzeichnung der von jeweiligen Nutzerinnen besuchten<br />
WWWAdressen auf Schulcomputern. 54 Man könnte FASCHING vorwerfen, dass er hier<br />
Bewahrpädagogik nur auf eine neue Ebene hebt: An die Stelle genereller Vorbehalte<br />
gegen das Medium tritt ein Pädagogisierungspostulat, selbstverantwortliche<br />
Mediennutzung wird Jugendlichen frühestens nach einem einführenden Lehrgang in<br />
Sachen Medienmündigkeit zugetraut.<br />
Eine radikalere Konzeption von Medienkompetenz - die sich sowohl gegen die Idee eines<br />
medienfreien Schonraums (als deren Vertreter hier CLAUS EURICH, aber auch<br />
HARTMUT VON HENTIG genannt werden) als auch gegen diejenige einer<br />
durchpädagogisierten Mediennutzung, wie sie bei FASCHING anklingt, richtet - findet sich<br />
bei MEISTER/SANDER. An die Stelle einer Anleitung zum (aus Erwachsenensicht)<br />
‘sinnvollen’ Medienhandeln tritt hier die Befähigung zum autonomen und bewußten<br />
Umgang mit Medien. Jugendlichen, deren Lebenswelten zunehmend Medienwelten seien,<br />
wird hier (anschließend an BAACKEs, von ihm m.E. nicht konsequent angewandten,<br />
medien<strong>pädagogischen</strong> Opt<strong>im</strong>ismus) zugetraut, grundsätzlich kompetent Medien nutzen zu<br />
können und ihre jeweiligen Mediennutzungsweisen nach eigenen ‘Sinn’-Kriterien zu<br />
verantworten. Pädagogik wird hier die Aufgabe zugewiesen, Autonomie zu fördern und<br />
ggf. zusätzliche Reflexionsebenen einzuführen. 55<br />
In dieser ansonsten schlüssig erscheinenden Konzeption von Medienkompetenz bleibt<br />
m.E. das <strong>im</strong> <strong>Internet</strong> stärker noch als in den ‘älteren’ Medien Video und Zeitung angelegte<br />
Potential zum Selbstgestalten medialer Inhalte unterbelichtet. Dieser Punkt wird bei<br />
insbesondere bei KETZER hervorgehoben: „<strong>Das</strong> <strong>Internet</strong> [wird] von seinen Nutzern<br />
gestaltet [...]. Eigene Homepages, interessengebundene Chats und Newsgroups liegen in<br />
den Händen der Nutzer und können von ihnen gestaltet werden. Ziel der Pädagogik [...]<br />
sollte es sein, Jugendliche zur aktiven Beteiligung am weltweiten Netz zu motivieren und<br />
sie nicht als passive Rezipienten des angebotenen Materials zu betrachten“.<br />
Jugendmedienschutz geschieht in dieser Perspektive zusammen mit den Adressatinnen<br />
durch eine gestaltende Aneignung des Mediums, in Verbindung mit konkreten „Tips [...],<br />
54 vgl. FASCHING 1997, S. 102f.<br />
55 MEISTER/SANDER 1999, S. 44f.<br />
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