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Das Internet im pädagogischen Diskurs - Mediaculture online

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http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />

medialen wie lebensweltlichen Erfahrungen zu vermitteln (dahinter ist unschwer KLAFKIs<br />

Konzeption der ‘kategorialen Bildung’ zu erkennen). 87<br />

Wenn wir oben ZÖPFL, GÖTZ-HENRICH und OPASCHOWSKI bescheinigt haben, an<br />

das konservativ-medienfeindliche Moment der Reformpädagogik anzuknüpfen, also<br />

ausgehend von am Medium bzw. an der Mediennutzung beobachteten Defiziten eine<br />

pädagogische Regulierung dieses Mediums bzw. seiner Nutzung anzustreben, so fällt bei<br />

SCHULTE auf, dass er das progressivschulreformerische Moment der Reformpädagogik<br />

aufgreift 88 : Defizite werden hier (ähnlich wie bei HAEFNER, auf den sich SCHULTE<br />

bezieht) zwar auch am Medium, vor allem aber am gegenwärtigen Bildungssystem<br />

festgemacht. SCHULTE instrumentalisiert die Informationsgesellschafts- und<br />

Mediatisierungsthematik, um sein schulreformerisches Anliegen vorzubringen. Dabei mag<br />

dieses Anliegen berechtigt sein - es wird bildungstheoretisch fundiert vorgetragen,<br />

reformpädagogische Topoi werden reflektiert und nicht ungebrochen übernommen -, zu<br />

kritisieren ist jedoch, dass die Spezifik der neuen Medien auch hier nur zur Legit<strong>im</strong>ation<br />

älterer pädagogischer Konzepte genutzt wird. Solche Konzepte mögen teilweise, wie<br />

SCHORB feststellt, „sehr flexibel, über das Bewußtsein ihrer Zeit und auch der Erzieher<br />

hinausgreifend“ und von daher auch auf neueste gesellschaftliche/pädagogische<br />

Entwicklungen anwendbar sein 89 ; ein größeres Ausmaß an Auseinandersetzung mit dem<br />

spezifisch Neuen des <strong>pädagogischen</strong> Umgangs mit dem <strong>Internet</strong> würde ich mir hier<br />

dennoch wünschen.<br />

Mit den Spezifika der Virtualität (<strong>im</strong> Sinne einer computer- und internetbasierten ‘Kultur<br />

der S<strong>im</strong>ulation’) beschäftigt sich TURKLE. Sie macht auf mögli- j che Gefahren der<br />

Virtualität aufmerksam - so der ‘Künstliche-KrokodilEffekt’: Erwerben Kinder Wissen durch<br />

S<strong>im</strong>ulationen, mag das S<strong>im</strong>ulierte (z.B. muntere Krokodilroboter in Disneyland oder auch<br />

dreid<strong>im</strong>ensional an<strong>im</strong>ierte Softwarekrokodile) in der realen Begegnung (z.B. <strong>im</strong> Zoo,<br />

jedoch gewiss nicht be<strong>im</strong> Flussdurchwaten) langweilig erscheinen -, bringt aber auch ein<br />

markantes Beispiel für die kulturelle Konstruiertheit der Kategorien ‘real’/’natürlich’ und<br />

‘virtuell’/’künstlich’. Eine Schülerin habe sich beklagt, dass ihre Freunde nur noch über das<br />

87 vgl. SCHULTE 1995, S. 29f. sowie KLAFKI 1996, S. 96<br />

88 vgl. SCHULTE 1995, S. 104ff.<br />

89 SCHORB 1995b, S. 22<br />

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