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Das Internet im pädagogischen Diskurs - Mediaculture online

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Defizitbeschreibungen dienen. In diesen finden sich die klassischen Topoi der<br />

Medienkritik ebenso wie neue, internetspezifische Perspektiven: So erhalten die Motive<br />

von der Orientierungslosigkeit qua medialer Vielfalt und vom Verlust der Pr<strong>im</strong>ärerfahrung<br />

in der Rede von der ‘Informationsflut’ bzw. in der Virtualisierungskritik ihre<br />

netzspezifischen Ausformungen; dagegen können die - etwa von der <strong>pädagogischen</strong><br />

Kritik des Fernsehens her bekannten - Motive der Sucht und der sozialen Isolation der<br />

Rezipientinnen auf das neue Medium <strong>Internet</strong> fast unverändert übertragen werden - und,<br />

bei hinreichender Geringschätzung seiner interaktiven Potentiale, auch dasjenige der<br />

Passivität.<br />

Wenden wir uns den beiden erstgenannten Topoi zu (die anderen erscheinen zum Teil<br />

eingestreut - bis auf die These einer computerbedingten sozialen Isolation, die schon<br />

unter 3.2.3. behandelt wurde und die, wie gezeigt wurde, als empirisch widerlegt gelten<br />

kann), und beachten wir wie <strong>im</strong> vorangegangenen Abschnitt, welche Strategien und Ziele<br />

mit jeweiligen Defizitbeschreibungen verknüpft werden.<br />

Orientierungslosigkeit aufgrund der Fülle medialer Angebote und Inhalte kann aus<br />

pädagogischer Perspektive schon bei den ‘traditionellen’ Medien (und dort verstärkt mit<br />

der Einführung privater Rundfunkanstalten) als ein Problem erscheinen. So bei dem<br />

Münchner Schulpädagogen HELMUT ZÖPFE: Die Palette extremer Wertorientierungen,<br />

die „unter dem Deckmantel der ‘Toleranz“‘ in Talkshows präsentiert werde, „ohne daß<br />

Maßstäbe erkennbar würden, die zur Erkenntnis des Wahren und Guten, aber auch des<br />

Schönen beitrügen“, sei in einen „Zusammenhang mit der Gewaltproblematik“ zu stellen;<br />

Individualisierung der Wertorientierungen <strong>im</strong> „diffusen Wertekosmos unserer Medienwelt“<br />

führe zwangsläufig zu Vereinsamung und Gemeinschaftsverlust. 61<br />

Vielfalt ohne feste Orientierungsmaßstäbe als Ursache eines Zerfalls gesellschaftlichen<br />

Zusammenhalts und von Gewalt: Dieses Argumentationsmuster - wir haben es oben unter<br />

2.3.2. dekonstruiert - findet sich in verschiedenen Varianten (freilich selten in einem derart<br />

wertkonservativem Gewande wie bei ZÖPFL) auch <strong>im</strong> <strong>pädagogischen</strong> <strong>Internet</strong>-<strong>Diskurs</strong>.<br />

Hier ist vom „Rauschen“ durch ein Überangebot von - oft „qualitativ minderwertigen“ -<br />

Informationen, von den „Gefahren“ durch „Informationsüberlastung“ 62 und von Fülle, die<br />

61 ZÖPFL 1997, S. 89<br />

62 FASCHING 1997, S. 90f.<br />

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