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Das Internet im pädagogischen Diskurs - Mediaculture online

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erblinden lasse 63 , die Rede; und <strong>im</strong>mer wieder wird die Metapher der<br />

‘Informationsüberflutung’ bemüht. 64<br />

http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />

Aus einer konstruktivistischer Perspektive, die Wahrnehmung als aktive Tätigkeit<br />

best<strong>im</strong>mt, entpuppt sich ‘Informationsflut’ freilich als leerer Begriff: Wissen wird nach<br />

SCHMIDTS kultur- und medienwissenschaftlichem Konstruktivismus <strong>im</strong> kognitiven System<br />

produziert, Medien hingegen bieten lediglich Anlässe zur „Wissensproduktion durch<br />

Aktanten nach sozialen Regeln“. 65 <strong>Das</strong> Konstrukt ‘Überflutung durch die Fülle medialer<br />

Inhalte’ funktioniert nur auf der Basis eines behaviouristischen Reiz-Reaktionsmodells,<br />

das den Rezipienten als passives Opfer betrachtet - mit neueren Theorien der aktiven<br />

Medienrezeption ist es nicht kompatibel. In diesen erscheint Differenz als pr<strong>im</strong>äres<br />

Medienrezeptionsmuster: „Uneinheitliche, multikontexturale, hybride Medienerfahrungen<br />

könnten also [...] durchaus als Bereicherung bei Aneignung und Gestaltung von medial<br />

vermittelten Pluralitäten von Wirklichkeit fungieren“. 66<br />

So resümiert denn auch SCHINDLER: „Die Informationsfülle des hypertextförmigen WWW<br />

[...] ähnelt derzeit dem <strong>im</strong> Kanu befahrbaren Mündungsdelta eines großen Flusses, nicht<br />

aber einer Flutwelle, die unerbeten über uns hereinbricht“. Eine Ausnahme stelle hier das<br />

‘Spamming’ dar, d.h. das massenhafte Versenden unerwünschter E-Mails bzw.<br />

Newsgroup-Diskussionsbeiträge zu Werbezwecken); dagegen stünden jedoch<br />

hinreichend Abwehrstrategien und -technologien zur Verfügung. 67<br />

Als Ziel hinter einer Thematisierung des Orientierungsdefizits <strong>im</strong> Informationsraum<br />

<strong>Internet</strong> kann eine Abwehr allzu euphorischer Informationsgesellschafts-Apologien stehen<br />

(so etwa bei KLEINSTEUBER 68 ). Häufiger aber wird, wie bei ZÖPFL, die<br />

Wiederherstellung von Eindeutigkeit bzw. die Absicherung hegemonialer Machtansprüche<br />

der Erziehenden angestrebt: Eigene Wertorientierungen werden als anthropologische<br />

Konstanten ausgegeben und somit absolut gesetzt. Neben diesen gegenmodernen<br />

63 GÖTZ-HENRICH 1996, S. 63<br />

64 vgl. etwa OPASCHOWSKI 1999, S. 78 und S. 90; ZÖPFL 1997, S. 92; KLEINSTEUBER 1996, S. 28;<br />

SCHULTE 1995, S. 29; BAACKE 1997, S. 29<br />

65 SCHMIDT 1994, S. 86<br />

66 PETER M. SPANGENBERG zit. nach SCHMIDT 1999, S. 122<br />

67 SCHINDLER 1997, S. 428f.<br />

68 KLEINSTEUBER 1996 - siehe dazu auch oben unter 2.2.1.<br />

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