Das Internet im pädagogischen Diskurs - Mediaculture online
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Im Folgenden wäre also zu überprüfen, wie die Inhaltsseite der ‘neuen Medien’ Computer<br />
und <strong>Internet</strong> in <strong>pädagogischen</strong> <strong>Diskurs</strong>en als Gefahr konstruiert wird: Wird das <strong>Internet</strong><br />
aufgrund einzelner, hypostasierter Inhalte verteufelt? Inwiefern werden gezeichnete<br />
Bedrohungsszenarien empirisch fundiert? Im öffentlichen wie auch <strong>im</strong> <strong>pädagogischen</strong><br />
<strong>Diskurs</strong> ist zu beobachten, dass die Thematisierung problematischer Inhalte weitgehend<br />
entlang der Felder ‘Gewalt in Computerspielen’, ‘(Kinder-)Pornographie <strong>im</strong> <strong>Internet</strong>’,<br />
‘Förderung von Straftaten durchs <strong>Internet</strong>’ und ‘Rechtsextreme Angebote <strong>im</strong> Netz’<br />
erfolgt. 16 Bevor wir uns den hier empfohlenen <strong>pädagogischen</strong> und meta<strong>pädagogischen</strong><br />
Gegenstrategien zuwenden, sollen nun zunächst die für diese vier Felder vorzufindenden<br />
<strong>pädagogischen</strong> Defizit-Diagnosen näher betrachtet werden.<br />
Die angebliche Aggressionsst<strong>im</strong>ulanz durch Computerspiele ist nach<br />
SCHWAB/STEGMANN ein überstrapazierter Topos <strong>im</strong> öffentlichen wie auch <strong>im</strong><br />
<strong>pädagogischen</strong> Fachdiskurs. In Anlehnung an die Wirkungsdiskussion in der<br />
Fernsehforschung würden hier unterschiedlichste theoretische Modelle zugrunde gelegt<br />
und entsprechend entweder „eine St<strong>im</strong>ulierung, eine Abstumpfung, eine Abschreckung<br />
oder sogar ein Spannungsabbau des aggressiven Potentials“ durch Computerspiele<br />
diagnostiziert. 17<br />
Die vereinfachende „lineare Logik“, die SCHORB der bewahr<strong>pädagogischen</strong> Theorie und<br />
Praxis der 50er/60er Jahre be<strong>im</strong> Umgang mit dem „komplexen, bis heute nicht<br />
entschlüsselten Zusammenhang von Gewaltdarstellungen und Gewalthandeln 18 vorwirft,<br />
lässt sich hier wiederfinden, zum Teil in personeller Kontinuität: WERNER GLOGAUER<br />
etwa, der unter Verzicht auf systematische Beobachtungen schon 1957 die These vertrat,<br />
die „Wirkung des Films“ vermöge „zur Begründung strukturierter jugendlicher<br />
Bandengruppen führen 19 , tritt <strong>im</strong> <strong>Diskurs</strong> der 90er Jahre erneut in Erscheinung mit dem<br />
wissenschaftlich fragwürdigen Versuch, „anhand von extremen Einzelbeispielen, die er<br />
teilweise der Presse entn<strong>im</strong>mt, [...] die Gefährlichkeit von Computerspielen zu belegen“. 20<br />
16 so hat etwa der Abschnitt „<strong>Das</strong> <strong>Internet</strong> - Inhalt und Zugang“ des Berichts „Kinder- und<br />
Jugendschutz <strong>im</strong> Mult<strong>im</strong>ediazeitalter“ (Enquete-Kommission 1998, Kap. 3.2) die<br />
Unterabschnitte „Gewaltpornographie“, „Rassismus“, „Extremgewalt“ und „Gewaltspiele“<br />
17 SCHWAB/STEGMANN 1999, S. 44<br />
18 SCHORB 1995a, S. 33<br />
19 zit. nach SCHORB 1995a, S. 35<br />
20 SCHWAB/STEGMANN 1999, S. 33<br />
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