19.12.2012 Aufrufe

Das Internet im pädagogischen Diskurs - Mediaculture online

Das Internet im pädagogischen Diskurs - Mediaculture online

Das Internet im pädagogischen Diskurs - Mediaculture online

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />

Im Folgenden wäre also zu überprüfen, wie die Inhaltsseite der ‘neuen Medien’ Computer<br />

und <strong>Internet</strong> in <strong>pädagogischen</strong> <strong>Diskurs</strong>en als Gefahr konstruiert wird: Wird das <strong>Internet</strong><br />

aufgrund einzelner, hypostasierter Inhalte verteufelt? Inwiefern werden gezeichnete<br />

Bedrohungsszenarien empirisch fundiert? Im öffentlichen wie auch <strong>im</strong> <strong>pädagogischen</strong><br />

<strong>Diskurs</strong> ist zu beobachten, dass die Thematisierung problematischer Inhalte weitgehend<br />

entlang der Felder ‘Gewalt in Computerspielen’, ‘(Kinder-)Pornographie <strong>im</strong> <strong>Internet</strong>’,<br />

‘Förderung von Straftaten durchs <strong>Internet</strong>’ und ‘Rechtsextreme Angebote <strong>im</strong> Netz’<br />

erfolgt. 16 Bevor wir uns den hier empfohlenen <strong>pädagogischen</strong> und meta<strong>pädagogischen</strong><br />

Gegenstrategien zuwenden, sollen nun zunächst die für diese vier Felder vorzufindenden<br />

<strong>pädagogischen</strong> Defizit-Diagnosen näher betrachtet werden.<br />

Die angebliche Aggressionsst<strong>im</strong>ulanz durch Computerspiele ist nach<br />

SCHWAB/STEGMANN ein überstrapazierter Topos <strong>im</strong> öffentlichen wie auch <strong>im</strong><br />

<strong>pädagogischen</strong> Fachdiskurs. In Anlehnung an die Wirkungsdiskussion in der<br />

Fernsehforschung würden hier unterschiedlichste theoretische Modelle zugrunde gelegt<br />

und entsprechend entweder „eine St<strong>im</strong>ulierung, eine Abstumpfung, eine Abschreckung<br />

oder sogar ein Spannungsabbau des aggressiven Potentials“ durch Computerspiele<br />

diagnostiziert. 17<br />

Die vereinfachende „lineare Logik“, die SCHORB der bewahr<strong>pädagogischen</strong> Theorie und<br />

Praxis der 50er/60er Jahre be<strong>im</strong> Umgang mit dem „komplexen, bis heute nicht<br />

entschlüsselten Zusammenhang von Gewaltdarstellungen und Gewalthandeln 18 vorwirft,<br />

lässt sich hier wiederfinden, zum Teil in personeller Kontinuität: WERNER GLOGAUER<br />

etwa, der unter Verzicht auf systematische Beobachtungen schon 1957 die These vertrat,<br />

die „Wirkung des Films“ vermöge „zur Begründung strukturierter jugendlicher<br />

Bandengruppen führen 19 , tritt <strong>im</strong> <strong>Diskurs</strong> der 90er Jahre erneut in Erscheinung mit dem<br />

wissenschaftlich fragwürdigen Versuch, „anhand von extremen Einzelbeispielen, die er<br />

teilweise der Presse entn<strong>im</strong>mt, [...] die Gefährlichkeit von Computerspielen zu belegen“. 20<br />

16 so hat etwa der Abschnitt „<strong>Das</strong> <strong>Internet</strong> - Inhalt und Zugang“ des Berichts „Kinder- und<br />

Jugendschutz <strong>im</strong> Mult<strong>im</strong>ediazeitalter“ (Enquete-Kommission 1998, Kap. 3.2) die<br />

Unterabschnitte „Gewaltpornographie“, „Rassismus“, „Extremgewalt“ und „Gewaltspiele“<br />

17 SCHWAB/STEGMANN 1999, S. 44<br />

18 SCHORB 1995a, S. 33<br />

19 zit. nach SCHORB 1995a, S. 35<br />

20 SCHWAB/STEGMANN 1999, S. 33<br />

9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!