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Das Internet im pädagogischen Diskurs - Mediaculture online

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http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />

die didaktische Nutzung audiovisueller Medien an Gewicht. In den 60er/70er Jahren<br />

begründet sich Medienpädagogik in Anlehnung an die Kritische Theorie der Frankfurter<br />

Schule zunehmend als eine ideologiekritische: Massenmedien gelten als Instrumente der<br />

‘Kulturindustrie’ zur Manipulation des ‘Bewusstseins der Massen’, Rezipienten als<br />

potentiell manipulierbare Opfer. Dieser Defizitbeschreibung wird das Ziel einer<br />

Emanzipation der Individuen gegenübergestellt, zu erreichen durch eine Erziehung zur<br />

analytischen Dechiffrierung des Ideologiegehalts massenmedialer Inhalte. 12<br />

Trotz zum Teil entgegengesetzter gesellschaftstheoretischer und politischer<br />

Grundannahmen kann eine gewisse Nähe und Kompatibilität bewahrpädagogischer und<br />

ideologiekritischer Mediendiskurse beobachtet werden: Beide fokussieren „die<br />

Gefährdung des Menschen durch mediale Inhalte“, beide eint ihre „einseitige Sichtweise<br />

auf das Individuum als passiv erleidendes, nicht als handelndes Subjekt“. 13<br />

Sind auch beide Positionen <strong>im</strong> medien<strong>pädagogischen</strong> <strong>Diskurs</strong> inzwischen als überholt<br />

anzusehen - ‘gesellschaftskritisch-demokratische’ Ansätze, die sich auf HABERMAS und<br />

ENZENSBERGER, aber auch auf BRECHT und WALTER BENJAMIN berufen, und in<br />

deren Folge handlungsorientierte und lebensweltorientierte Ansätze best<strong>im</strong>men seit den<br />

80er Jahren die medienpädagogische Diskussion 14 -, so finden sich doch in öffentlichen<br />

wie auch in allgemein- und schul<strong>pädagogischen</strong> <strong>Diskurs</strong>en auch heute noch häufig<br />

bewahrpädagogische Argumentationslinien (etwa in der normativen Medienpädagogik),<br />

ob mit reformpädagogischem oder mit ideologiekritischem Zungenschlag. SCHORB<br />

konstatiert: „die Bewahrpädagogik, die seit hundert Jahren die Medien mit ihren Inhalten<br />

zurückweist und ihnen die Schuld an gewalttätigem Handeln von Heranwachsenden gibt,<br />

läßt sich mit den Grundzügen ihrer Argumentation auch auf den Komplex der Mult<strong>im</strong>edien<br />

anwenden. Diese durch Oberflächenphänomene veranschaulichte Ablehnung läßt sich<br />

dann gut mit Ignoranz verbinden“. 15<br />

12 vgl. KETZER 1999, Kap. 3.4, SCHORB 1995a, S. 36ff. sowie Enquete-Kommission 1998, S. 85<br />

13 SCHORB 1995b, S. 47 - hier wird auch die „seltsame Mischung“ aus „marxistischen und elitären<br />

Theoremen“ in der ideologiekritisch-<strong>pädagogischen</strong> Medientheorie thematisiert, die insbesondere in der<br />

musik<strong>pädagogischen</strong> Auseinandersetzung mit Massenmedien m.E. bis heute nachklingt<br />

14 so heißt es in einer Broschüre des (CDU!-)Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />

von 1996 zum Thema Jugendschutz, man wolle „die nachwachsende Generation nicht bevormunden und<br />

vor allen Gefahren und Risiken abschirmen“, sondern „Kinder und Jugendliche befähigen, mit<br />

bestehenden Risiken umzugehen, vorhandene Mißstände zu erkennen und verantwortungsvoll zu ihrer<br />

Veränderung beizutragen und einen eigenen Lebensstil zu finden“ (zit. nach KETZER 1999, Kap. 3.5)<br />

15 SCHORB 1995b, S. 23<br />

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