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Leseprobe - Delius Klasing

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7. Gefahrensituationen<br />

172<br />

ob es möglich ist, mit Bordmitteln ein Notruder nach Art der schräg außenbords<br />

angebrachten Ruder der Wikingerschiffe improvisierend zu bauen. Hierzu<br />

ist viel in Segelzeitschriften und Ausbildungsbüchern geschrieben worden:<br />

Die ausgebaute Klotür am Spibaum befestigt als Ruder einsetzen, Treibanker<br />

einseitig ausbringen, eine Pütz nachschleppen, das Schiff wie eine Jolle<br />

durch geschickten Segeltrimm auf einen einigermaßen konstanten Kurs bringen,<br />

alles am Schreibtisch leicht formuliert, aber an Bord bei Schwerwetter<br />

kaum oder gar nicht praktikabel. Bei wenig Wind und Welle sind solche Vorschläge<br />

vielleicht – je nach Bootsgröße – noch machbar, aber ein Ruderbruch<br />

tritt äußerst selten bei wenig Wind und Welle auf. Manch eine Crew hat in<br />

einer solchen Situation zum Funkgerät gegriffen und sich abbergen lassen.<br />

Als Alternative zum Aufgeben des Schiffes wäre es auf hoher See fernab vom<br />

Land denkbar, zuerst einmal abzuwarten, bis die Wetterlage sich gebessert<br />

hat (möglicherweise erst nach ein bis zwei Tagen?), um dann tatsächlich ein<br />

Notruder aus dem Spibaum und einer geeigneten Holzplatte zu bauen. Das<br />

Hauptproblem wird dabei sein, das Brett am Spibaum belastbar zu fixieren.<br />

Sofern Bohrmaschinen, Sägen, Schrauben, Bolzen und genügend Reserveleinen<br />

an Bord sind, müsste es binnen einiger Stunden machbar sein, ein Notruder<br />

zu konstruieren, dass dann am Pütting des Achterstags angelascht wird.<br />

Ist der Wind nicht zu stark, so sollte es möglich sein, einen akzeptablen Kurs<br />

zu steuern. Ob das dann ein Amwind-, Halbwind-, oder Raumschotskurs sein<br />

wird, muss ausprobiert werden. Hoffen wir, dass in der Richtung ein Hafen<br />

liegt und genügend Lebensmittel an Bord sind …<br />

Im Extremfall hilft sonst nur noch das Seefunkgerät weiter. Über Kanal 16 um<br />

Schlepphilfe bitten! Sofern kein Wassereinbruch mit dem Ruderbruch verbunden<br />

ist und es nach Lee genügend Seeraum zum Warten auf die Hilfe gibt (keine<br />

Felsen, Riffe, Sandbänke), handelt es sich aber NICHT um einen Seenotfall.<br />

Am VHF-Gerät ist also keine MAYDAY-Meldung zu geben, sondern lediglich PAN<br />

PAN (siehe Beginn dieses Kapitels).<br />

7.5 Mastbruch, Schäden im Rigg<br />

und an den Segeln<br />

Das Material der heutzutage verarbeiteten Segeltuche ist in der Regel so gut,<br />

dass kaum eine Crew selbst bei Starkwind mit zerrissenen Segeln rechnen<br />

muss. Wenn Schäden an den Segeln auftreten, so liegt das meist daran, dass<br />

Nähte aufplatzen. Meist ist es eine Folge von Nachlässigkeit der Crew, die<br />

nicht darauf geachtet hat, dass die Segel am Mast oder an den Wanten scheuern<br />

oder hin und her schlagen dürfen. Die grundsätzlich lange Haltbarkeit der

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