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Leseprobe - Delius Klasing

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1. Was ist ein guter Skipper?<br />

26<br />

Inzwischen verbleiben nur noch vier Tage bis zum Rückgabetermin der Yacht<br />

in Toulon und der Wind bläst immer noch steif aus Nordwest. Der Rückweg<br />

nach Toulon wäre somit ein harter Kreuzkurs mit mindestens 40 Stunden,<br />

vermutlich eher mehr, denn die altersschwachen Segel der Yacht ermöglichen<br />

keine optimale Höhe am Wind. Außerdem gibt es neben dem Skipper niemanden<br />

in der Crew, der ausreichende Nachterfahrung im Wachsystem hat. Eine<br />

Entscheidung steht an: Auslaufen? Gegen den Starkwind zwei Tage und Nächte<br />

kreuzen mit einer unerfahrenen Crew und dem Risiko, dass der Wind sich<br />

nicht legt, vielleicht noch zulegt? Am nächsten Morgen fällt die Entscheidung<br />

nach einem Telefongespräch mit dem Vercharterer: Die Crew wird das Schiff<br />

nicht zurückbringen, sondern stattdessen die Fähre nach Nizza nehmen. Der<br />

Vercharterer hat Anspruch auf eine Ausfallzahlung von 400 Euro pro Verspätungstag<br />

und die Erstattung der Kosten für die spätere Rückführung durch<br />

eine Profi-Crew.<br />

Was war falsch gelaufen?<br />

Der Skipper hätte auf keinen Fall den Törnplan auf Drängen der Crew ändern<br />

dürfen. Die Großwetterlage beinhaltete bereits am dritten Törntag das Risiko<br />

einer Mistrallage (Tief über dem Golf von Genua). Statt nur den regionalen<br />

Wetterbericht über VHF zu hören, hätte er Vorhersagekarten für die<br />

nächsten sieben Tage aus dem Internet prüfen müssen (zum Beispiel über<br />

www.wetterzentrale.de). Außerdem hatte er nicht die mangelnde Erfahrung<br />

der Crew in seine Entscheidung mit einbezogen. Die Probleme waren<br />

vorhersehbar!<br />

Im Folgenden werden die Bereiche genannt, über die man sich im Vorhinein<br />

Gedanken machen sollte, um Schwierigkeiten zu vermeiden:<br />

. Crewzusammensetzung (Paare, Kinder, Schnarcher, Raucher, erfahrene<br />

Segler, Anfänger …),<br />

. umfassende Auswahl an Seekarten und See-/Hafenhandbüchern,<br />

. meteorologische Törnplanung, mehrtägige Wettervorhersage in Kartenform,<br />

. Timing im Gezeitenrevier,<br />

. Erklärung der Aufgaben der Crew (Rollenverteilung) beim Ablegen und<br />

Anlegen,<br />

. Wahl des Ankerplatzes in Bezug auf die Wetterlage der nächsten<br />

24 Stunden,<br />

. Stauen der Seenotausrüstung,<br />

. Ersatzteile für Motor, Rigg und Segel.

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