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Leseprobe - Delius Klasing

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Niemand kann alle diese Eigenschaften in sich vereinen. Eine selbstkritische<br />

Reflexion führt die eigenen Schwächen vor Augen und könnte hilfreich sein,<br />

an den eigenen Fehlern zu arbeiten.<br />

Die Führungsrolle des Skippers kann von der Crew nur dann anerkannt werden,<br />

wenn sie auf konkret erlebbarer Kompetenz, Leistung, Überzeugungskraft und<br />

ausgleichendem sozialem Handeln beruht. Es hat also wenig Zweck, sich als<br />

Skipper auf die juristische Rolle zu berufen, sondern man muss schon seine<br />

Führungsqualitäten im positiven Sinn unter Beweis stellen.<br />

Die Gruppenführungsqualität beim Skipperverhalten ist nicht unwesentlich<br />

abhängig von der Wertschätzung, die der Skipper seinen Crewmitgliedern entgegenbringt.<br />

Unerfahrene Crews machen Fehler. Das ist unvermeidlich. Aber<br />

wie geht der Skipper damit um? Kritik sollte feinfühlig dosiert und konstruktiv<br />

sein, also verbunden mit einem überzeugenden Vorschlag zur Vermeidung solcher<br />

zukünftiger Problemsituationen. Und für einen gut gemachten Job sollte<br />

auch mal gelobt werden. Auf der anderen Seite macht sogar der beste Skipper<br />

selbst hin und wieder einen Fehler. Er kann dies als Chance nutzen, wirkliche<br />

Größe zu zeigen, indem er bereit ist, Selbstkritik zu üben. Das stärkt seine<br />

Glaubwürdigkeit.<br />

Dass ein studierter Psychologe nicht zwingend ein guter Skipper ist, wird<br />

kaum jemand bezweifeln. Klar ist aber auch, dass etwas Sachkenntnis über typische<br />

gruppendynamische Prozesse in einer vorübergehend zusammenlebenden,<br />

vielleicht bunt zusammengewürfelten Menschengruppe das Skipperdasein<br />

erleichtert. Ohne jedes Zutun wird sich in einer Crew nach wenigen Tagen –<br />

vielleicht schon nach wenigen Stunden – eine soziale Hierarchie (manche<br />

nennen es »Hackordnung«) bilden, die der Skipper möglichst schnell durchschauen<br />

muss, um angemessen agieren und ausgleichen zu können. Seglerische<br />

Kompetenzen werden in der Crew vermutlich ebenso bunt gemischt sein<br />

wie Kommunikationsfähigkeit und die Beherrschung zwischenmenschlicher<br />

Konfliktstrategien. Der wirklich erfahrene Skipper durchschaut es, wenn der<br />

Newcomer unter den ironischen Bemerkungen des grönlanderfahrenen »Salzbuckels«<br />

leidet und wird versuchen, durch geschickt formulierte Aufmunterungen<br />

die Verunsicherungen zu beseitigen. Auch durchdachtes Delegieren von<br />

Aufgaben kann Konfliktsituationen entschärfen.<br />

Apropos Delegationsfähigkeit: Ein Skipper mit Menschenkenntnis wird nach<br />

der Einweisung in die Schiffstechnik und in das Bordleben möglichst schnell<br />

versuchen, besondere Kompetenzen in der Crew zu nutzen, um Aufgaben sinnvoll<br />

zu verteilen. Er muss nicht immer und überall selbst alles in die Hand<br />

nehmen, sofern denn jemand in der Besatzung in der Lage und Willens ist, bestimmte<br />

Aufgaben kompetent zu übernehmen. Der segelnde Kfz-Meister übernimmt<br />

die tägliche Motorkontrolle (Öl, Keilriemenspannung, Kühlflüssigkeit)<br />

und die Journalistin übernimmt die Kommunikation mit den Hafenbehörden.<br />

1.4 Soziale Kompetenz<br />

19

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