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4. Hafenmanöver<br />
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Sinn, die in Zeitschriften oder Büchern meist mit Zeichnungen und Fotos dargestellten<br />
Hafenmanöver auswendig zu lernen, um sie später nachzufahren.<br />
Irgendeine entscheidende Variable wird anders sein als im »Kochrezept« und<br />
schon ist alles anders.<br />
Erheblich sinnvoller ist es, zu prüfen, welche Einflussfaktoren in der konkreten<br />
Situation eine Rolle spielen und zu überlegen, wie diese zusammenwirken<br />
(siehe Kapitel 4.1). Sich zu diesem Zweck etwas Basiswissen aus der Physik<br />
wie Hebelgesetze und Vektoraddition wieder ins Gedächtnis zu rufen, kann<br />
nicht schaden.<br />
Doch zugegeben: Bei viel Wind aus einer ungünstigen Richtung bleibt das<br />
Anlegen auch für einen erfahrenen Skipper eine Herausforderung. Die Verschiedenartigkeit<br />
der möglichen Rahmenbedingungen ist einfach zu komplex.<br />
4.3 Wichtige Details beim Anlegen<br />
und Festmachen<br />
Zwar sollte ein Anlegemanöver grundsätzlich langsam gefahren werden, aber<br />
man kann auch zu langsam sein. Dann nämlich, wenn kräftiger Wind insbesondere<br />
von der Seite auf das Schiff steht. Manövrieren ist nur möglich, wenn<br />
Fahrt im Schiff ist. Nicht zu viel, aber doch so viel, dass der Windeinfluss<br />
möglichst nicht überwiegt.<br />
Fender und Leinen<br />
Es kann nicht oft genug betont werden, dass genügend viele und richtig platzierte<br />
Fender von größter Bedeutung sind, um während des Manövers weder<br />
das eigene Schiff noch den Rumpf des Stegnachbarn zu beschädigen. Sie dürfen<br />
weder zu hoch, noch zu niedrig hängen und müssen etwa zwei Drittel der<br />
Rumpflänge im breiten Bereich abdecken. Zusätzlich ist es hilfreich, wenn<br />
mindestens ein großer Fender (zum Beispiel ein großer Kugelfender) mobil<br />
von einem Besatzungsmitglied auf Stand-by gehalten wird.<br />
Alle zur Verfügung stehenden Klampen, auch die Mittschiffsklampen, sind auf<br />
beiden Seiten des Schiffes früh genug mit einem Festmacher zu versehen, um<br />
nicht im letzten Moment unter Stress nach einer Leine suchen zu müssen.<br />
Ein Tipp speziell für Ostseehäfen mit Pfählen: Erst nach dem Passieren der<br />
Pfähle die Fender ausbringen, da das Schiff sonst leicht hängen bleibt oder<br />
sogar Relingsstützen ausgerissen werden können.<br />
Beim Anlegen längsseits am Steg, am Schwimmponton oder im Päckchen gehen<br />
die Crewmitglieder, die für die Vor- und die Achterleine zuständig sind,<br />
nicht zum Bug oder zum Heck, sondern postieren sich mit der aufgeschossenen