immobilien - Fokus

WIRTSCHAFT / FINANZEN
78 FOKUS I HOME & BUSINESS
TEXT CHRISTIAN PRENGER
FOTOS BANK AUSTRIA, �ESKÁ SPO�ITELNA
Rücken zur Wand
Neue Krisen –
Szenarien für Europas Wirtschaft
Aschenwolke, griechische Tragödie, EU-Wackelkandidaten: Die Wirtschaft
am alten Kontinent fährt auf glattem Eis in ihre Zukunft. Sektoren wie die
Landwirtschaft oder der Tourismus könnten noch herbe Überraschungen erleben.
UNSICHERE PERSPEKTIVEN. Es sind zynisch
betrachtet goldene Zeiten für Wirtschafts-
Weltuntergangspropheten. Aschenwolke,
griechische Tragödie und weitere EU-
Wackelkandidaten liefern den Stoff, aus
dem die apokalyptischen Fantasien entstehen.
Im weiten Feld zwischen Pseudo-
Optimismus politischer Kräfte und düsteren
Andeutungen von Experten bleibt
in jedem Fall ein schales Gefühl: Es ist
jene Unsicherheit, ob die europäische
Wirtschaft direkt auf einen Eisberg zusteuert.
Die „Titanic“-Kummerfalten kom-
men nicht von ungefähr, wie Zahlen im
Zusammenhang mit dem ungebetenen
„isländischen Gast“ belegen. So hätte im
schlimmsten Fall etwa das Geschäft mit
Fernweh tiefgreifende Einbußen erlebt.
„Länger anhaltende Störungen könnten
schwerwiegende Auswirkungen auf den
Fremdenverkehr haben. Das bedeutet pro
Woche ohne Flugverkehr zwischen 4 und
7,5 Milliarden weniger Umsatz“, so Ľuboš
Mokráš, Fixed Income Analyst der Bank
Česká spořitelna. Allfällige Ruhe im Vulkan
ist aber trügerisch, weil die Natur je-
derzeit ein weiteres Zeichen setzen kann,
wie schon das Comeback von Eyjafjöll bewiesen
hat. Im schlimmsten Fall bricht
auch der benachbarte Katla aus und beschert
wesentlich stärkere Explosionen.
Die Folgen würden nicht nur die Airlines
erneut in ernste Bedrängnis bringen. Eine
Änderung des Weltklimas und dauerhaft
kaltes Wetter sind trübe Perspektiven der
Landwirtschaft in einer Stunde X. Bei
einem weiteren solchen Schock steht
Europa mit hoher Wahrscheinlichkeit
endgültig mit dem Rücken zur Wand. Eine
MAI/JUNI 2010