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globale Konjunkturabschwächung beeinflusst<br />
die Aktienbewertung generell negativ,<br />
während die allgemeine Unsicherheit<br />
zunächst Anleihen stützen würde, lautet<br />
das Credo von Ľuboš Mokráš. Langfristig<br />
treibt das Zusammenwirken von Inflation<br />
und höheren Zinsen die Renditen in die<br />
Höhe. Rohstoffe außer Energie dürften<br />
letztlich unter der gedämpften Wirtschaftstätigkeit<br />
leiden, Gold hingegen<br />
von verstärkter Risikoaversion profitieren.<br />
WÄHREND ALLERORTS MANAGER HOFFEN, dass<br />
die Umwelt ein Einsehen mit der Ökonomie<br />
hat, nimmt die griechische Tragödie<br />
ihren Lauf. Der „Global Economic Outlook“<br />
des Beratungsunternehmens Deloitte<br />
zeichnet klare Konturen von Vernetzung<br />
auf dem alten Kontinent: Die<br />
Euro-Zone, der ein moderates Wachstum<br />
prognostiziert wird, hat vor allem Probleme<br />
mit der Situation Griechenlands sowie<br />
der Dauerschwäche von so genannten<br />
PIIGS-Staaten. Diese eher wenig schmeichelhafte<br />
Ökonomenabkürzung steht für<br />
Portugal, Irland, Italien, Griechenland<br />
und Spanien, denen allen hohe Staatsverschuldung<br />
unterstellt wird. Dass die<br />
Gemeinschaftswährung daran scheitern<br />
wird, sei aber unwahrscheinlich, meinen<br />
zumindest die Autoren. Vielmehr bestehe<br />
nun die Chance, vorhandene strukturelle<br />
Fehler zu beheben. Die Realität sieht bis<br />
zur Umsetzung frommer Wünsche ein<br />
wenig anders aus. Während Europa alle<br />
Hände voll zu tun hat, die Krise seines<br />
Mitglieds in den Griff zu bekommen,<br />
ticken im Hintergrund Zeitbomben.<br />
REISE INS UNGEWISSE. So muss sich unter anderem<br />
der Tourismus auf harte Zeiten<br />
einstellen, sollten Unruhen in Athen anhalten<br />
oder weitere EU-Wackelkandidaten<br />
in die Knie gehen. Was passiert, wenn<br />
Ereignisse das Image ramponieren, weiß<br />
Mexiko: Nach der Schweinegrippe waren<br />
intensivste Anstrengungen nötig, um<br />
herbe Kratzer am Ruf als attraktive Destination<br />
halbwegs zu entfernen. Erste<br />
Anzeichen für spürbare Konsequenzen<br />
seitens der Verbraucher existieren: In<br />
deutschen Reisebüros sind die Griechenland-Buchungen<br />
im April 2010 gegenüber<br />
dem Vorjahreszeitraum um zwölf Prozent<br />
abgesackt. Wenn die Diskussion um Hilfe<br />
die Lufthoheit über den Stammtischen<br />
gewinnt, sind weitere Rückgänge kaum<br />
auszuschließen. Die globale Ferienma-<br />
MAI/JUNI 2010<br />
schinerie könnte jedenfalls ins Stocken<br />
geraten – sei es durch Konsumenten, die<br />
aus Angst vor Chaos im sicheren „Balkonien“<br />
verharren oder Ausflüge zum nächsten<br />
See als Alternative einplanen. Die Folgen<br />
liegen auf der Hand: Umsätze der<br />
Ferienindustrie sinken, Arbeitsplätze gehen<br />
verloren, Bauprojekte im Hotelbereich<br />
werden im besten Fall aufgeschoben.<br />
Aber auch benachbarte Branchen wie<br />
Transportwesen oder Logistik könnten<br />
sich auf Turbulenzen gefasst machen.<br />
„Die Finanzmisere in Griechenland hat<br />
das Potenzial, einen Flächenbrand auszulösen.<br />
Die Auswirkungen auf weitere EU-<br />
Staaten sowie auf die aktuelle Entwicklung<br />
der europäischen Gemeinschaftswährung<br />
werden die Tourismusströme in<br />
den Süden Europas mittel- und langfristig<br />
nachhaltig negativ beeinflussen“, warnt<br />
Adrian von Dörnberg vom Präsidium des<br />
Travel Industry Clubs. „Der Kursverlust<br />
des Euro und der Anstieg vor Rohstoffpreisen<br />
führen dazu, dass Reisen ins Ausland<br />
bald generell teurer werden. In Griechenland<br />
werden Urlauber zudem zwangsläufig<br />
bei Nebenausgaben vor Ort die<br />
Anhebung der Mehrwertsteuer sowie<br />
Steuer erhöhungen auf Alkohol oder Zigaretten<br />
spüren.“<br />
ABWARTENDE KONZERNE. Lust zum Hinunterspülen<br />
von Frust werden noch andere verspüren.<br />
Denn angesichts anhaltend unberechenbarer<br />
Kapitalmärkte und angespannter<br />
politischer Lage prognostizieren<br />
Beobachter bald Reaktionen gerade bei<br />
Konzernen. „Überall wandern Pläne für<br />
Expansionen oder Filialerweiterungen in<br />
die Schubladen zurück. Die Bosse warten<br />
ab, was noch in und nach Griechenland<br />
passiert“, vermerkt ein Analyst. „Investments<br />
werden eingefroren, weil ja niemand<br />
weiß, was kommt. Die ärgste Konsequenz<br />
wäre ein Rückzug von Big Playern<br />
aus Staaten mit matten finanziellen Karten.“<br />
Künftig stehen Manager jedoch<br />
nicht nur im Betrieb unter Druck – die<br />
Straße beobachtet, wer von Nachhaltigkeit<br />
redet und nur nachhaltig Geld in die<br />
Kasse schaufelt. Allein der durch Stu dien<br />
belegte Vertrauensverlust der Banken<br />
signalisiert einen Paradigmenwechsel:<br />
Der Konsument schaut nicht mehr apathisch<br />
zu. Es wird nicht lange dauern und<br />
gezielte Kaufverweigerung könnte alle<br />
treffen, die aus subjektiver Sicht als<br />
Verursacher der Misere gelten. Speziell<br />
Finanzdienstleister sind dann gezwungen,<br />
von Lippenbekenntnissen zu Überzeugungsarbeit<br />
zu wechseln. Gedanken<br />
an das Gespenst der „kurzen Leine“ machen<br />
sich gleichermaßen breit. „Mittelfristig<br />
könnte die Unsicherheit aus der Entwicklung<br />
in Griechenland dazu führen,<br />
dass die Wirtschaftspolitik schneller restriktiv<br />
wird. Speziell in als unsicher geltenden<br />
Ländern, was auch auf die Geldpolitik<br />
der EZB zutreffen könnte“, weiß<br />
Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt der<br />
Bank Austria. „Dieses Vorgehen könnte<br />
die ohnehin eher zurückhaltende Erholung<br />
noch dämpfen.“<br />
Auf Entscheider warten also heikle Herausforderungen,<br />
sofern sich die Unruhe<br />
nicht über Nacht legt. Bruckbauer: „Für<br />
die Unternehmen könnte dies bedeuten,<br />
dass es schwieriger wird, ihre schon<br />
schwache Inlandsnachfrage durch Exporte<br />
zu ersetzen, steigende Zinsen würden<br />
weitere Kosten bedeuten. Ein Resultat ist<br />
zusätzliche Vorsicht bei Investitionen. All<br />
dies wird um so stärker ausfallen, je länger<br />
die Krise rund um Griechenland die öffentliche<br />
Meinung prägt und die Wirtschaftspolitik<br />
bestimmt.“ �<br />
Stefan Bruckbauer, Bank Austria:<br />
„Die Unsicherheit aus der Entwickung in<br />
Griechenland könnte dazu führen, dass die<br />
Wirtschaftspolitik schneller restriktiv wird”.<br />
�uboš Mokráš von der Bank �eská<br />
spo�itelna verweist auf schwere Folgen für<br />
den Fremdenverkehr bei länger anhaltenden<br />
Störungen durch Vulkaneruptionen.<br />
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