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Bibliai Imádságok - Gál Ferenc Hittudományi Főiskola

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19,1–6 11 . Gleiches gilt für v. 2b mit der Bezeichnung wtlvmm 12 für Israel, die mit Zenger<br />

13 eine politische Dimension einbringt. Aufgrund des Parallelismus und fehlender<br />

Hinweise auf entsprechende Bezugsgrössen ist hier mit der LXX im Gegenüber zum MT<br />

der Singular zu lesen, wenn man nicht mit Delitzsch am MT festhält und von einem<br />

amplikativen Plural spricht und „Reichsgebiet” übersetzt. Auffallend ist in v. 2 die 3.<br />

fem. sgl. htyh, die für Städte und Länder gebraucht wird. So ist Geller zuzustimmen,<br />

dass in v. 1 wohl eher an das Volk gedacht ist, in v. 2 hingegen an das Land Juda/Israel.<br />

In beiden Fällen sind wohl auch die jeweils parallel gebrauchten Begriffe Israel/Haus<br />

Jakobs bzw. Juda/Israel als hendyadis anzusehen, also als identisch in ihrer Bedeutung. 14<br />

Diese wird unterstützt durch die bereits herangezogene Parallele Ex 19, dort vv. 3–5.<br />

Der geschichtliche Aspekt 15 wird dann ab v. 3 definitiv mit dem kosmischen vermischt.<br />

Das Meer wird zum Sehenden, das dann aufgrund dessen, was es sah, floh 16 –<br />

womit an das Geschehen beim Durchzug durch das Rote Meer angespielt sein dürfte.<br />

Ebenso wird auch der Jordan zu einem stilisiert, der zurückweicht. Die parallele Struktur<br />

von v. 3 bringt somit den Jordan in eine Linie mit dem Meer, 17 ohne jedoch das har<br />

auch unmittelbar auf den Jordan mit zu beziehen. Das Vorausstellen des Subjektes ~yh<br />

11<br />

Zu den intertextuellen Bezügen vgl. Bauer, 303f. Nach ihm liegt mit Recht näher der Bezug<br />

zu Ex 19 als zu Ex 17,15 mit dem Jerusalemer Tempel (vdq) als Bezugspunkt.<br />

12<br />

DELITZSCH, 738f. Denkbar wäre der Plural auch, wenn Israel und Juda als zwei getrennte<br />

Grössen verstanden werden. Vgl. auch Gerstenberger, 282, der auf die Pluralform in Ps 136,9 hinweist<br />

als Parallele.<br />

13<br />

Vgl. ZENGER, 135: „JHWH hat am Sinai Israel unter sein Königsgesetz gestellt, damit es als<br />

die ideale Gesellschaft mit den Grundwerten Leben, Freiheit und Brüderlichkeit lebt … An Israel<br />

als seinem Königsvolk will er zeigen, dass er das Heil schon jetzt in dieser Welt und in dieser Geschichte<br />

zu wirken beginnt.”<br />

14<br />

GELLER, St. A., The Language of Imagery in Psalm 114, in: Abusch, T./Huenergard,<br />

J./Steinkeller, P. (ed.), Lingering over words, FS W. L. Moran, Atlanta 1990,79–194, da 182.<br />

Ebd.: „They form the twin aspects of the religious communitiy of Israel.” Vgl. auch Anderson,<br />

784: Juda als „Greater Israel or ’the people of God’ as pars pro toto (i.e. ’Judah’ as a part of the<br />

league can represent the whole)” – was dann auf jeden Fall in die Zeit nach 722 v.Chr. verweisen<br />

würde. Anders Zenger, 135, für den in v. 2 Israel in Parallele zu Juda ein Gsamtisrael konstituierender<br />

Teil ist.<br />

15<br />

Der Zenger wohl dazu veranlasst, Ps 114 unter die Geschichtspsalmen zu rechnen, vgl. den<br />

Platz, an dem er in seinem Band „Mit meinem Gott will ich über Mauern springen” verhandelt<br />

wird. PRINSLOO, G. T. M., Tremble before the Lord, Myth and history in Psalm 114, OTE 11,<br />

1998, 306–325, spricht gar von der Zugehörigkeit zu den Psalmen „summerising the history of<br />

Israel in poetic form”, 306.<br />

16<br />

KRAUS, 958, macht auf eine ähnliche Formulierung in Ps 48,6 aufmerksam, wo allerdings<br />

Könige das Subjekt sind. Zum Erschrecken und Fliehen vor JHWH vgl. auch Jes 17,13; 29,5ff.;<br />

31,8f; 33,3. Kraus erinnert die Formulierung in v.3 an den Mythos vom Chaosdrachenkampf,<br />

zumal die Rede von „fliehen” in kriegerischen Metaphern begegnet (vgl. Prinsloo, Tremble, 315),<br />

doch anders als dort flieht das Meer und eine eigentliche Auseinandersetzung findet nicht statt:<br />

„Hier wird offenkundig, wie im Alten Testament durch die Offenbarung Jahwes ein mythischer<br />

Komplex aufgesprengt und aufgelöst wird.”<br />

17<br />

Zur Verbindung von Meereswunder und Durchzug durch den Jordan vgl. Jos 3–5, aber auch<br />

Ps 66,6.<br />

lässt eher auf eine bewusste Absicht schliessen, das folgende har in erster Linie auf das<br />

vorausgehende Subjekt zu beziehen. Offen bleibt, was das Meer „sah”. Erst im weiteren<br />

Verlauf des Psalmes kann auf den Inhalt des Sehens rückgeschlossen werden, da er von<br />

v. 7 her eingetragen werden kann.<br />

Angesichts von v. 7 deuten das Verhalten von Meer und Jordan sowie Bergen und<br />

Hügeln auf eine Reaktion auf die Theophanie Gottes (vgl. Ps 29,6). 18 Zugleich sind<br />

Anspielungen in Ansätzen auf mythologische Elemente nicht zu übersehen, so vor allem<br />

mit der Rede vom Meer an die mythologische Urflut (t e hom), die vor allem durch Texte<br />

wie Ps 77,17 und 104,6–7. Es macht allerdings Mühe, kriegerische Konnotationen zu<br />

entdecken, die an den mythologischen Chaoskampf erinnern könnten. So spricht dann<br />

auch Hunter nicht zufällig von „battle” in Anführungszeichen und einem gegenüber z.<br />

B. Ps 18, zu dem er eine Nähe sieht, sehr anders gestalteten Feind. 19 Das Element der<br />

Theophanie steht eindeutig im Vordergrund, 20 die mythischen Anklänge sind mit Bauer<br />

eher einem „poetisch-hyperbolischen Sprachgebrauch” zu verdanken. Dieser zeigt sich<br />

in besondere Weise bei der Rede über den Jordan, der in Ps 114 rückwärtsd fliesst,<br />

während er nach Jos 3 stehen bleibt, bzw. sich verläuft. 21<br />

Vom Wasser wird dann in v. 4 zu den ebenfalls personifizierten 22 Bergen und Hügeln<br />

übergeleitet, die in Bewegung geraten sind. Wenn die Bewegung mit der von Widdern<br />

und Lämmern verglichen wird, so werden diese ihrer Grösse entsprechend den Erhebungen<br />

zugeordnet. Wir können hier an die Umschreibung eines Erdbebens denken,<br />

wenngleich das verwendete Verbum dqr nicht das dafür typische ist und eher an ein weniger<br />

gewaltiges Verhalten denken lässt. Es bleibt die Frage der Konnotation von dqr:<br />

enthält es das Element der Freude, wie z. B. bei Gerstenberger 23 , oder sollte mit Zenger<br />

eher unter Bezug auf Ps 29,6 an ein „angstvolles Springen angesichts des sich im Exodus<br />

Israels offenbarenden Gottes” 24 gedacht werden? Der Vergleich mit Lämmern und Widdern<br />

legt nahe, deren Art des Zur-Seite-Hüpfens zu bedenken, wenn jemand kommt, um<br />

den Weg frei zu geben. Dies würde die Bewegung der Berge und Hügel auf eine Ebene<br />

mit der des Meeres und des Jordans stellen und so metaphorisch von einem zu Deuterojesaja<br />

analogen ungehinderten Zugang zum Land Israel sprechen. 25 In diesem Falle ist<br />

es müssig, eine Entscheidung zwischen der Konnotation der Freude oder der des Erschreckens<br />

bei dqr zu treffen. Mit dem Wasser und den Bergen sind zwar Grössen der<br />

Schöpfung betroffen, doch nötigt dies nicht automatisch dazu, an kämpferisches Ge-<br />

18<br />

Mit dem Roten Meer wie dem Jordan sind zudem zwei wichtige Grenzmarkierungen gegeben,<br />

die es zu überwinden galt.<br />

19<br />

HUNTER, J. H., Theophany Verses in the Hebrew Psalm, OTE 11, 1998, 255–270, da 264.<br />

20<br />

Vgl. auch LORETZ, O., Ugarit-Texte und Thronbesteigungspsalmen, UBL 7, Münster 1988,<br />

407.<br />

21<br />

BAUER, U. F. W., 304.<br />

22<br />

Vgl. PRINSLOO, Tremble, 311.<br />

23<br />

So GERSTENBERGER, 283: „an expression of joy. Mountains are no longer part of chaos; they<br />

are created bodies, greeting their creator in awe and gestive action”.<br />

24<br />

ZENGER, 139.<br />

25<br />

Mit ZENGER, 139, mit Hinweis auf Jes 40,3–5. Vgl. GELLER, 184: „The ’skipping’ of hills<br />

sounds very much like a metaphor for the ’quaking’ of Israel’s foes as the Conquest approaches”.<br />

PSALM 114 IN GESCHICHTLICHER UND KOSMISCHER PERSPEKTIVE<br />

31<br />

32 Jutta Haussmann

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