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Bibliai Imádságok - Gál Ferenc Hittudományi Főiskola

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schehen im Rahmen von ao Schöpfungsmythen zu denken 26 Ebenso wenig ist nachvollziehbar,<br />

dass in v. 4 an das Sinaigeschehen zu denken sei, da es keinerlei semantische<br />

oder andere Gründe dafür gibt. 27<br />

V. 5 und 6 greifen die Thematik von v. 3 und 4 in Form von rhetorischen Fragen auf,<br />

die Verwunderung über die Reaktion von Meer und Jordan bzw. Bergen und Hügeln<br />

ausdrückend. 28 Die in v. 3 und 4 im Perfekt gebrauchten Verben werden wieder aufgenommen,<br />

diesmal im Imperfekt. Das Geschehen in der Vergangenheit bekommt damit<br />

auch Relevanz über das Damalige hinaus, Vergangenheit 29 und Gegenwart fliessen ineinander.<br />

30<br />

V. 7 spricht dann die Erde direkt an mit der Aufforderung 31 , vor dem Herrn, der dann<br />

im weiteren als Gott Jakobs klassifiziert wird, zu beben. Besonders zu beachten ist die<br />

Inversion mit dem vorgezogenen !wda yplm. Die Inversion mit einer präpositionalen<br />

Verbindung ist noch auffälliger als das vorgezogene Subjekt und verleiht dieser so ein<br />

besonderes Gewicht. Unterstrichen wird dies durch das nachfolgende dq[y hwla ynplm,<br />

so dass die Aufforderung an die Erde umrahmt wird von den beiden anaolgen<br />

Formulierungen. Das Interesse liegt somit eindeutig auf dem „vor dem Herrn” bzw. „vor<br />

dem Gott Jakobs”. Die hebräischen Wendungen sind insofern nicht ganz die üblichen,<br />

als die erste von ’adon spricht und die zweite das eher altertümliche ’eloah verwendet.<br />

Letzteres erinnert an Jes 2,3; Mi 4,2 und bringt somit die Konnotation der Völkerwallfahrt<br />

zum Zion mit ins Spiel bzw. die vom Zion ausgehende Weisung JHWHs und damit<br />

eine universalistische Ausweitung. 32<br />

Die Konzentration auf Gott setzt sich dann fort in v. 8 mit einer Gottesprädikation<br />

in hymnischem Stil (Partizip!), die Gott als den Herrn über die Schöpfung zeigt. Im Hintergrund<br />

dürfte dabei das in Ex 17,6 und Num 20,11 erwähnte Geschehen von Kadesch<br />

stehen, das in seiner Wunderkraft die Allmacht dieses Gottes auch in der und für die Gegenwart<br />

bezeugt. 33 Wir haben in diesem letzten Teil des Psalms mit Gerstenberger eine<br />

Phraseologie und ein theologisches Denken, die in ihrer Universalität sich ähnlich in<br />

JHWH-Königsliedern finden, so in Ps 96,7–10; 97,1–6. 34<br />

Fazit<br />

Wir haben einen Psalm vor uns, der aufs intensivste geschichtliche Erfahrung und<br />

kosmologische Ausweitung miteinander verbindet. Die geschichtliche Erfahrung wird<br />

einerseits als Rückblick formuliert, so in der Kombination von vv. 1–2 und 3–4 mit dem<br />

Gebrauch des Perfektes. Der Umschwung in vv. 5–6 hin zu Gebrauch des Imperfektes<br />

holt das Geschehen aus der Vergangenheit in die Gegenwart hinein und gibt somit dem<br />

Psalmisten bzw. den Lesenden des Psalmes Anteil an dem erwähnten Geschehen. Die<br />

kosmischen Bewegungen, bei denen besonders die Rede vom Meer (jam) mit ihren<br />

Anklängen an ugaritisches Denken den Gedanken der Ehrfurcht vor dem höchsten Gott<br />

einträgt, 35 führen den Gott Israels vor Augen als denjenigen, der hinter allem steht und<br />

damit auch in Anspruch genommen werden kann für die Gegenwartsrelevanz der geschichtlichen<br />

Erfahrungen. 36 Es gibt nun aber nicht nur die temporale Ausweitung der<br />

Bindung des Volkes Israels an seinen Gott von der Vergangenheit in die Gegenwart,<br />

sondern auch die lokale der Anerkennung der Gegenwart Gottes und seines Handelns<br />

an Israel von Israel bis hin zur Welt (#ra) insgesamt/allgemein. Das dieser Psalm Teil<br />

der Passahliturgie wurde, zeigt etwas davon, dass Israel diese Ausweitung gut verstanden<br />

hat.<br />

26<br />

Gegen GERSTENBERGER, 282, nach dem es sich um „cultic dramatization … personalizing<br />

the enemies of Yahweh in a continuing battle for the world order, designing a cosmic picture even<br />

in a historical situation” handelt. Hingegen ist Geller, 186, zuzustimmen, wenn er im Blick auf vv.<br />

3–4 formuliert: „the formation of Israel described in vv. 1–2 is to be viewed as a new act of divine<br />

creation. The mythical dimension is meaningless in itself. Superimposed on the historical, a typology<br />

emerges which equates myth and history”.<br />

27<br />

Vgl. BAUER, 309, gegen u. a. WITTE, 307. Nach LORETZ, 404, liegt es nahe, „in V.3–4 an<br />

Vorstellungen aus dem Kreis der Texte über die Theophanie des Wettergottes Baal-Jahwe zu<br />

denken. In diesem Motivkreis läßt sich am besten die Rede vom Fliehen des Meeres und der<br />

Bewegung der Berge unterbringen.” In v. 1 wird dann das Kommen Gottes im Gewitter umgewidmet<br />

zum Ausziehen aus Ägypten.<br />

28<br />

Hier ist BAUER, 298, Anm. 55, zuzustimmen, dass die rhetorischen Fragen keine ironischen<br />

sind.<br />

29<br />

DELITZSCH, 739, spricht hier von Vorzeit, was eher mythologische Aspekte einbringt.<br />

30<br />

Für WEISER, A., ATD, 489, ist dies in der sakralen Handlung begründet: „Jahrhunderte überspringend,<br />

erlebt er (= der Psalmist) in der sakralen Darstellung der Heilsgeschichte längst Vergangenes<br />

als unmittelbar aktuelles Gegenwartsgeschehen.”<br />

31<br />

BEAUCAMP, 205, votiert hier für die Verwendung des Indikativs wie in LXX, V u.a. angesichts<br />

des fehlenden Artikels bei #ra, der normalerweise beim Vokativ stehe.<br />

32<br />

Vgl. BAUER, 308.<br />

33<br />

Vgl. ANDERSON, 785: „this description may have been influenced by Isa. 41:18 (or, perhaps,<br />

vice versa) with its allusion to the second Exodus”.<br />

34<br />

GERSTENBERGER, 283.<br />

35<br />

Vgl. PRINSLOO, Tremble, 321: „By clothing historical facts inmythological images associated<br />

with the traditions surrounding the theophany of Yahweh during the exodus and the creation<br />

of the universe, Psalm 114 transcends history and becomes an universal hymn commemorating<br />

the power of the God of Israel.”<br />

36<br />

HUNTER, 264, denkt sogar ziemlich konkret. Er sieht im Psalm ein Gebet „that draws its support<br />

from previous situations in which Yahweh stepped in and helped the king (as it was perceived).<br />

If he is so powerful and has helped the king in the radical situation of battle, this moral<br />

situation is also not beyond his power. He can certainly help against the people who are deceitful<br />

with their tongues and deeds.”<br />

PSALM 114 IN GESCHICHTLICHER UND KOSMISCHER PERSPEKTIVE<br />

33<br />

34 Jutta Haussmann

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