Projekt Ökosteuer - Lehrstuhl Sozialwissenschaftliche Umweltfragen
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gegenseitige (horizontale) Abstimmung“ (ebd. 95) ist somit keine Steuerung im Sinne von<br />
Mayntz. Sie insistiert auf einer strikten Abgrenzung des Steuerungsbegriffs gegenüber<br />
Selbststeuerungs– oder korporatistisch-dezentralen Bargaining-Prozessen 7 . Politische<br />
Steuerung wird per definitionem auf die Handlungen des ‘zentralstaatlichen Akteurs’<br />
beschränkt. Damit ist festgelegt, daß wegen des analytisch begründeten Durchhaltens einer<br />
einheitlichen Perspektive, in der hierarchischen Steuerungstheorie Steuerung immer aus der<br />
Sicht des Steuerungssubjektes thematisiert wird. F. Scharpf räumt zwar ein: „Empirisch finden<br />
wir gewiß mehr Beispiele für Steuerungsverzichte und Steuerungsversagen als für den Erfolg<br />
von Steuerungsversuchen“ (1989: 18). Die Gründe dafür liegen jedoch nicht in der<br />
prinzipiellen Beschränktheit hierarchischer Steuerung, sondern sind z.B. in<br />
Informationsdefiziten und Implementationsschwierigkeiten zu suchen. Das Credo der<br />
hierarchischen Steuerungstheorie lautet, daß es möglich ist, Adressaten kausal-deterministisch<br />
zu beeinflussen, obwohl Schwierigkeiten bei der Durchsetzung der Steuerungsziele anerkannt<br />
werden.<br />
1.1.1 Probleme hierarchischer Steuerung<br />
Die Ursachen dafür, daß politische Steuerung mittels regulativer Politik ihr Ziel häufig verfehlt,<br />
werden von R. Mayntz selbst angeführt und diskutiert (vgl. 1987: 96 ff.). Druwe/Görlitz fassen<br />
die Ausführungen zusammen und identifizieren – neben dem Problem der Gleichzeitigkeit–<br />
sechs weitere Problemfelder:<br />
„1. das Varietätsproblem,<br />
2. das Komplexitätsproblem,<br />
3. das Wissensproblem,<br />
4. das Implementationsproblem,<br />
5. das Motivationsproblem und<br />
6. das Problem nicht-intendierter Folgen“ (1992: 149).<br />
Das Varietätsproblem ergibt sich aus der Unfähigkeit des politischen Systems „seine eigene<br />
interne Struktur korrespondierend zu der ausdifferenzierten und hochkomplexen Umwelt<br />
aufzubauen“ (Druwe 1994: 66). Steuerungsversagen der Politik angesichts des<br />
Varietätsproblems erklärt sich durch die Unmöglichkeit, die Verhaltensmöglichkeiten der<br />
Umweltstrukturen zu reduzieren. Diese übersteigen immer die Steuerungsvarietäten des<br />
politischen Systems. Potentielle Ausweich– oder Verhinderungsstrategien teilsystemisch<br />
spezialisierter und differenzierter Umweltstrukturen können wegen des geringeren Reservoirs<br />
an Verhaltensmöglichkeiten des politischen Systems nicht vollständig eliminiert werden. Das<br />
Ziel, kongruente Verhaltensmöglichkeiten zu schaffen, wird wegen des prinzipiell höheren<br />
Komplexitätsgrades der Umwelt des politisch-administrativen Systems nicht erreicht. Die<br />
Umweltstrukturen können sich so den Steuerungsvorgaben des politischen Systems entziehen:<br />
Vorgaben werden ignoriert, umgangen oder transformiert.<br />
7 So ist auch das Konzept der „dezentralen Kontextsteuerung“ von H. Willke für R. Mayntz ein Widerspruch: „Aus der<br />
Perspektive des zentralstaatlichen Akteurs betrachtet ist es unsinnig, von dezentraler Kontextsteuerung zu reden, denn<br />
für ihn bedeutet konsequente Dezentralisierung nicht Steuerung, sondern ganz im Gegenteil Steuerungsverzicht“ (1987:<br />
95).<br />
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