Projekt Ökosteuer - Lehrstuhl Sozialwissenschaftliche Umweltfragen
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Umweltsituation, die man sich von seinem verstärkten Einsatz seit Anfang der 70er Jahre erwartet hat,<br />
ist ausgeblieben“ (1993: 18).<br />
Diese ‘Phase des Zweifels’ an der bisherigen Ausrichtung der Umweltpolitik verstärkt sich zu<br />
Beginn der 90er Jahre. Zeitgleich vollziehen sich zwei Dinge, die nicht ohne Auswirkung auf<br />
die Umweltpolitik bleiben können: Die deutsche Vereinigung am 3. Oktober 1990 und eine<br />
weltweite Konjunkturkrise, von der die Bundesrepublik wegen des Beitritts der DDR erst mit<br />
einem ‘time-lag’ eingeholt wird. Die Aufmerksamkeit der Politik ist kurzzeitig auf die<br />
Einigungsprobleme fokussiert, in der folgenden Rezession hält es die Bundesregierung für<br />
inopportun, die Wirtschaft mit verschärften Umweltbestimmungen zu belasten. Besonders die<br />
prekäre Umweltsituation in den fünf neuen Ländern zwingt jedoch zum umweltpolitischen<br />
Handeln, da dem Umweltschutz in der DDR vergleichsweise geringe Bedeutung zukam. Der<br />
Rat von Sachverständigen für <strong>Umweltfragen</strong> bemerkt dazu:<br />
„Der Umweltrat sieht den teilweise zu beobachtenden Rückfall auf alte Denkpositionen, die sich in der<br />
These ‘Umweltschutz schadet dem Wirtschaftsstandort Deutschland’ zusammenfassen lassen, mit<br />
großer Besorgnis. Auch in konjunkturbedingten Schwächeperioden und gesellschaftlichen<br />
Umbruchphasen [...] dürfen keine Pausen für den Umweltschutz eingelegt werden“ (1994: S.29<br />
(Ziff.74)).<br />
Der Stagnation auf nationaler steht eine Innovation auf internationaler Ebene gegenüber. Die<br />
UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung (UNCED) im Juni 1992 in Rio de Janeiro gilt<br />
inzwischen als ein Meilenstein in der Entwicklung der internationalen Umweltpolitik. So kann<br />
z.B. die in Rio – auch auf Drängen des deutschen Umweltministers – verabschiedete Klima-<br />
Rahmenkonvention als ein erster Schritt hin zu einem globalen Klimaschutz interpretiert<br />
werden.<br />
Trotzdem bleibt Umweltpolitik in Deutschland selbstverständlich ein Dauerthema, sie ist längst<br />
als eigenständiger Politikbereich in den Alltag von Politik und Verwaltung integriert. Jedoch<br />
bleibt Zweifel an der Angemessenheit der eingesetzten Instrumente. Die begrenzte Reichweite<br />
einer nachsorgenden Umweltpolitik verweist mit Nachdruck darauf, „daß die auf ihren<br />
jeweiligen Gebieten durchaus erfolgreiche klassische Umweltpolitik einer grundlegenden<br />
Erneuerung und Ergänzung bedarf“ (von Weizsäcker 1994: 27).<br />
2.2 Prinzipien der Umweltpolitik<br />
Die bundesdeutsche Umweltpolitik steht auf drei zentralen Säulen: Dem Vorsorge-,<br />
Verursacher– und Kooperationsprinzip. Seit der Verabschiedung des Umweltprogramms der<br />
Bundesregierung im Oktober 1971 bilden sie die operative Trias der amtlichen<br />
Umweltschutzkonzeption, wobei das Vorsorgeprinzip erst 1976 mit der Fortschreibung des<br />
Umweltprogramms eine stärkere Berücksichtigung als Handlungsmaxime der Umweltpolitik<br />
fand (vgl. Zimmermann 1990: 5). Im folgenden sollen die drei Prinzipien und ihre Bedeutung<br />
kurz dargestellt werden.<br />
2.2.1 Das Vorsorgeprinzip<br />
In seiner ursprünglichen Bedeutung meint das Vorsorgeprinzip, „durch vorausschauendes<br />
Handeln bereits dem Entstehen möglicher Umweltbelastungen vorzubeugen“ (Schmidt 1989:<br />
7). Die Umweltpolitik wird darauf verpflichtet, kommende Gefahren rechtzeitig zu erkennen<br />
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