Projekt Ökosteuer - Lehrstuhl Sozialwissenschaftliche Umweltfragen
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Wachstumsraten der Weltbevölkerung 53 . Von Beginn an ist vor allem die großindustriell<br />
angelegte und räumlich konzentrierte Energiegewinnung und ihr Verbrauch von Problemen<br />
begleitet. Unter Verweis auf die erheblich differierende Mortalitätsrate bei ‘nichttuberkulosen<br />
Krankheiten’ zwischen ländlichen Arealen und städtischen Verdichtungszentren zu Beginn des<br />
20. Jahrhunderts schreibt V. von Prittwitz:<br />
„Die Luftverschmutzung um die Jahrhundertwende im industriellen Deutschland stellte also ein<br />
gravierendes gesundheitliches Problem dar. Die gesundheitliche Gefährdung durch Luftschadstoffe<br />
dürfte um die Jahrhundertwende in Ballungsräumen sogar größer gewesen sein, als sie es inzwischen ist.<br />
[...] Die Sterblichkeit durch Erkrankung der Atmungsorgane lag in dieser Zeit also etwa zehnmal so<br />
hoch wie Ende der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts“ (1990: 17).<br />
Bis Anfang der 70er dieses Jahrhunderts standen Emissionen, die zur Verschmutzung von Luft<br />
und Wasser im Zentrum staatlicher Umweltschutzpolitik 54 . Danach verschiebt sich die<br />
Perspektive: Durch die politische Verknappung des Erdöls (‘Ölpreisschock 1973’) und die<br />
Veröffentlichung wissenschaftlicher Studien 55 wird die Energieproblematik vor allem unter<br />
dem Gesichtspunkt der Ressourcenknappheit problematisiert. Die sukzessive Entdeckung des<br />
Treibhauseffekts durch Klimaforschung (vgl. Graßl 1992) rückte darauf erneut die<br />
Emissionsproblematik in den Mittelpunkt: Man erkannte, „daß nicht die Knappheit selbst,<br />
sondern die mit der Energienutzung verbundenen Emissionen den Engpaß bedeuten könnten“<br />
(Aiginger 1991: 187). Mit der Erkenntnis, den Ausstoß von Kohlendioxid zum Schutz des<br />
Erdklimas global reduzieren zu müssen, drängte sich auch die Frage nach einer gerechten<br />
Verteilung der Energienutzungschancen wieder mit in den Vordergund: So mahnen die<br />
industriell unterentwickelten Länder eine Umverteilung zu ihren Gunsten an. Der knappe<br />
historische Abriß, zeigt auf, daß zu verschiedenen Zeiten jeweils andere Aspekte im<br />
Vordergrund standen: Die Energieproblematik ist nicht eindimensional (vgl. Nutzinger/Zahrnt<br />
1990: 13 ff.). Sie setzt sich vielmehr aus Emissions-, Knappheits– und Verteilungsproblemen<br />
zusammen.<br />
3.1.1 Emissionensprobleme<br />
Bei der Verbrennung von fossilen Energieträgern (Kohle, Öl, Gas) entsteht Kohlendioxid, das<br />
zu ca. 50 % für den Treibhauseffekt verantwortlich gemacht wird. Das Energiepotential dieser<br />
Brennstoffe kann ausschließlich durch die Reduktion mittels Sauerstoff freigesetzt und nutzbar<br />
53 Wachstumsraten der Weltbevölkerung<br />
Jahr Gesamtbevökerung Jährl. Wachstumsrate<br />
1750 800 Mio. 0,06%<br />
1900 1650 Mio. 0,48%<br />
1970 3600 Mio. 1,9%<br />
2000 6200 Mio. 1,7% (geschätzt)<br />
(vgl. Nohlen (Hrsg.) 1991: 85)<br />
54 Ein Beispiel dafür liefert E.U. von Weizsäcker: „Nach dem winterlichen Smog von London 1952, dem über 4000<br />
Menschen zum Opfer fielen, wurde weltweit zum ersten Mal eine Maßnahme ergriffen, die die Luftverschmutzung in<br />
einem großen Gebiet an der Quelle verringerte und sie nicht nur auf weitere Gebiete verteilte: Das Verbrennen der<br />
schwefelhaltigen und billigen Kohle in den Öfen und Kaminen, die jedes englische Haus hatte, wurde verboten. [...]<br />
Der Smog verschwand vorerst, und zwei Jahrzehnte lang glaubte England, das Umweltproblem gelöst zu heben“ (1994:<br />
14).<br />
55 Hier sind vor allem zwei Studien zu nennen: D. Meadows u.a.: Die Grenzen des Wachstums, 1972; Council on<br />
Environmental Quality: Global 2000, 1980.<br />
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